Diabetes: Erste Hilfe bei Unterzuckerung
Erste Hilfe Diabetes: Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann für Menschen mit Diabetes mellitus lebensbedrohlich sein. Weißt du, wie du eine Unterzuckerung erkennen kannst, wie du sie verhinderst und was in einem akuten Notfall zu tun ist?
Darum geht's:
Was ist eine Unterzuckerung?
Eine Hypoglykämie kann vor allem bei Menschen auftreten, die an Diabetes mellitus (umgangssprachlich auch „Zuckerkrankheit“ genannt) leiden. Unsere Zellen brauchen Zucker (Glukose), er ist die Hauptenergiequelle für unser Gehirn und die Muskeln. Glukose gelangt über das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, in die Körperzellen. Bei Diabetes mellitus ist der Zuckerstoffwechsel gestört. Bei einem Typ-1-Diabetes produziert der Körper zu wenig oder gar kein Insulin. Betroffene müssen ihr Leben lang Insulin spritzen. Bei Typ-2-Diabetes kann der Körper das Insulin nicht ausreichend nutzen.
Diabetes Typ 2 besonders weit verbreitet
Laut dem Bundesministerium für Gesundheit haben in Deutschland etwa 7,2 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren Diabetes mellitus. 90 bis 95 Prozent davon sind an Typ-2-Diabetes erkrankt. Diese Art der Erkrankung beginnt meist schleichend. Hauptursachen sind Übergewicht und Bewegungsmangel sowie eine fett- und zuckerreiche Ernährung. Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können eine deutliche Besserung bringen. Typ-1-Diabetes wird durch einen absoluten Mangel des Hormons Insulin verursacht. Er beginnt meist im Kindes- und Jugendalter und ist nicht heilbar.
Bei gesunden Menschen liegt der Blutzuckerspiegel in der Regel zwischen 60 und 140 Milligramm Zucker pro Deziliter Blut (mg/dl). Das entspricht 3,3 bis 7,8 Millimol pro Liter (mmol/l), die Einheit zur Blutzuckermessung. Bei einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) sinkt der Blutzuckerspiegel unter 3,3 mmol/l bzw. unter 60 mg/dl.
Gründe für eine Unterzuckerung können sein:
- die Person, die Diabetes hat, hat zu wenig gegessen
- eine Überdosierung von Insulin
- zu viele blutzuckersenkende Tabletten
- übermäßige oder ungewohnte sportliche Aktivität
- zu hoher Alkoholkonsum
Unterzuckerung erkennen: Hypoglykämie Symptome
Eine leichte Unterzuckerung wird in der Regel gut und ohne schädliche Folgen überstanden. Eine schwere Unterzuckerung kann zur Bewusstlosigkeit führen und lebensbedrohlich sein. Um im Ernstfall Erste Hilfe bei einer Unterzuckerung leisten zu können, musst du eine Hypoglykämie aber überhaupt erstmal erkennen.
Die Anzeichen einer Unterzuckerung sind sehr individuell. Zu den häufigsten Hypoglykämie-Symptomen gehören:
- Schwitzen
- Zittern
- Herzklopfen
- Heißhunger
- Gesichtsblässe
- Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit
- Sprach- und Sehstörungen
Aber auch diese Symptome können bei einer Unterzuckerung auftreten:
- Unruhe und Reizbarkeit
- Flaues Gefühl im Magen
- Angst
- Übelkeit
- Schwindel
- Bewusstseinstrübung
- Schläfrigkeit
- Krämpfe
- Wesensveränderungen
Je tiefer und schneller der Blutzucker sinkt, desto stärker sind normalerweise die Symptome.
Diabetes-Notfallausweis
Für Menschen mit Diabetes ist ein Diabetes-Notfallausweis sinnvoll. Über ihn werden fremde Ersthelferinnen und Ersthelfer im Notfall darauf aufmerksam gemacht, dass jemand Diabetes hat. Der Ausweis kann kostenlos beim Diabetesnetz Deutschland bestellt oder direkt heruntergeladen werden: www.diabetesnetz.info.
Unterzuckerung bei Diabetes: Erste-Hilfe-Maßnahmen
Bei einer Unterzuckerung sollte die betroffene Person sofort etwas zu sich nehmen, das Kohlenhydrate enthält, die sehr schnell ins Blut gehen. Zum Beispiel:
- Traubenzucker
- Würfelzucker
- Saft
- Limonade
- Weingummi
- eine sehr reife Banane
Bei einer leichten Hypoglykämie reicht es in der Regel aus, 10 bis 20 Gramm Glukose einzunehmen – das entspricht beispielsweise einem Glas Fruchtsaft oder zwei bis vier Plättchen Traubenzucker. Gegebenenfalls nach 15 Minuten erneut Glukose aufnehmen, wenn die Blutzuckerwerte weiter zu niedrig sind. Zum Abschluss ist ein Snack mit langsamen Kohlenhydraten ideal, zum Beispiel ein Vollkornbrot oder ein Müsliriegel, um den Blutzuckerspiegel lange stabil zu halten und eine weitere Unterzuckerung zu vermeiden.
Gut zu wissen: Fett verlangsamt die Wirkung von Kohlenhydraten. Fetthaltige süße Lebensmittel wie Schokolade eignen sich deshalb nicht als Sofortmaßnahme bei einer Unterzuckerung.
Erste Hilfe bei schwerer Hypoglykämie
Bei einer schweren Unterzuckerung kommt es in Sachen Erste Hilfe darauf an, ob die betroffene Person bei Bewusstsein ist oder nicht.
Die Person mit Hypoglykämie ist bei Bewusstsein:
- ca. 30 Gramm Glukose geben, das entspricht etwa sechs Plättchen Traubenzucker oder 0,3 Liter Cola
- für Ruhe sorgen
- nach 15 Minuten Blutzuckerwerte messen und gegebenenfalls erneut Glukose geben
- haben sich die Werte stabilisiert, einen Snack mit langsam verwertbaren Kohlenhydraten zu sich nehmen – zum Beispiel ein Vollkornbrot oder einen Müsliriegel
Die Person mit Unterzuckerung ist nicht bei Bewusstsein:
- Person in die stabile Seitenlage bringen
- auf keinen Fall etwas in den Mund einflößen – es droht Erstickungsgefahr
- den Rettungsdienst unter der 112 rufen
- hat die Person mit Diabetes ein Glukagon-Notfallset, können geschulte Angehörige die Spritze ins Fett oder Muskelgewebe injizieren
- Ruhe bewahren und auf die Notärztin oder den Notarzt warten
Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.
Einer Unterzuckerung vorbeugen
Diabetikerinnen und Diabetiker sollten immer auf eine gute Einstellung ihres Blutzuckers achten. Wer häufiger an einer Unterzuckerung leidet, sollte die Hypoglykämie und mögliche Ursachen mit seiner Ärztin oder seinem Arzt besprechen. Außerdem wichtig:
- Das Führen eines Diabetes-Tagebuchs kann helfen, die individuellen Ursachen für eine Hypoglykämie zu identifizieren und weitere Unterzuckerungen zu vermeiden.
- Vor sportlichen Aktivitäten sollten Betroffene sich mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.
- Betroffene sollte immer Traubenzucker oder ein Glukose-Gel aus dem Sportgeschäft mitführen und regelmäßig ihre Blutzuckerwerte kontrollieren.
- Wichtig ist auch, den Ernährungsplan einzuhalten und möglichst keinen oder nur wenig Alkohol zu trinken.