Phobien können harmlos sein – aber auch massiv das Leben beeinträchtigen

Meist treten sie schon im Kindesalter auf: Übertriebene Ängste – etwa vor Mäusen, dem Zahnarzt oder der Zahl 13. Jeder zehnte Mensch in Deutschland soll mindestens einmal in seinem Leben (oder auch dauerhaft) unter einer Phobie leiden. Häufig schränkt das die Betroffenen in ihrem Alltag nicht allzu sehr ein. Doch manchmal dominiert die Phobie das ganze Leben. Dann sollte sie dringend behandelt werden. Die wichtigsten Infos zu den Angststörungen.

Darum geht's:


Was ist eigentlich eine Phobie?

Phobien sind Angststörungen, die sich auf bestimmte Objekte oder Situationen beziehen. Menschen, die unter einer Angststörung leiden, reagieren unangemessen stark auf die Situation – auch mit körperlichen Reaktionen. Es kann zu Herzrasen, Schwindel, Erröten, Brustbeklemmungen und Übelkeit kommen. Besonders problematisch wird eine Phobie, wenn sie dazu führt, dass Betroffene bestimmte Situationen und Objekte meiden.

Spinnenphobikerinnen und Spinnenphobiker gehen vielleicht nicht mehr in den Keller, jemand mit Flugangst reist nur per Bahn und andere meiden Menschenansammlungen. Je nachdem, wie häufig man im Alltag mit seiner Phobie konfrontiert wird, umso belastender wird sie empfunden. Wer zum Beispiel Angst vor Spritzen hat, ist als Diabetikerin oder Diabetiker, die oder der Insulin spritzen muss, besonders betroffen. Außerdem sind Phobien unterschiedlich stark ausgeprägt: So mögen manche Betroffene Spinnen nicht zu nahekommen und würden sie nie anfassen. Andere betreten nicht einmal mehr den Raum, in dem sich eine Spinne aufhält.

Was für Phobien gibt es?

Man differenziert zwischen drei Phobie-Gruppen: Spezifische Phobien richten sich auf bestimmte Situationen und Objekte – es gibt einige weit verbreitete Formen, aber rein theoretisch kann gegen jede Situation oder jedes Objekt eine Phobie entwickelt werden. Die Soziale Phobie und die Agoraphobie unterschieden sich davon, weil sie nicht auf bestimmte Situationen oder Objekte begrenzt sind. Dadurch schränken sie den Alltag von Betroffenen häufig besonders stark ein.

Unter einer Sozialen Phobie leiden Menschen, die eine krankhafte Angst davor haben, von anderen abgelehnt zu werden. Sie fürchten, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu geraten, sich zu blamieren und unangenehm aufzufallen (etwa durch Erröten oder Stottern). Die Betroffenen sind krankhaft schüchtern. Sie vermeiden Situationen, in denen sie mit anderen Menschen zu tun haben. Diese Phobie beeinträchtigt Betroffene im schulischen, beruflichen und natürlich auch privaten Bereich stark. Häufig entwickelt sich eine Soziale Phobie bereits in der Pubertät.

Die Agoraphobie ist eigentlich eine Angst vor der Angst. Betroffene fürchten in der Öffentlichkeit Panikattacken zu erleiden und auffällig körperlich zu reagieren. Das betrifft vor allem Situationen, in denen sie nicht die Kontrolle haben, aus denen sie sich nicht unmittelbar „retten“ können. Wer darunter leidet, meidet öffentliche Plätze oder größere Menschenmengen, das kann sogar so weit gehen, dass sie oder er ohne Begleitung gar nicht mehr die Wohnung verlässt.

Welche Spezifischen Phobien gibt es besonders oft?

Diese Phobien gibt es besonders häufig:

  • Klaustrophobie – die Angst vor geschlossenen Räumen
  • Akrophobie – Höhenangst
  • Aviophobie – Flugangst
  • Arachnophobie – die Angst vor Spinnen
  • Dentophobie – die Angst vor dem Zahnarztbesuch
  • Emetophobie – die Angst, sich übergeben zu müssen
  • Hypochondrie – die Angst vor Krankheiten
  • Ornithophobie – die Angst vor Vögeln


Insgesamt gibt es hunderte Phobien (etwa vor Kinder, vor Teenagern, vor der Zahl 13, vor Müdigkeit, vor Neuerungen, vor Geistern, vor Schmutz, vor Geräuschen, vor Schulen etc.). Bei der Nomophobie haben die Betroffenen Angstgefühle, sobald ihr Handy nicht griffbereit ist.

Wie wirkt sich eine Phobie aus?

Normalerweise treiben Phobien den Blutdruck und den Puls in der angstbesetzten Situation in die Höhe. Das Gegenteil passiert häufig bei Menschen, die kein Blut sehen können, die also Angst vor Blut haben – bei ihnen sackt der Blutdruck kurz ab, der Herzschlag verlangsamt sich, es kann zu einer kurzen Ohnmacht kommen.

Woher kommt eigentlich die Phobie?

Für Phobien gibt es viele mögliche Ursachen, häufig spielen auch mehrere Faktoren eine Rolle: Vielleicht waren Eltern oder Geschwister in bestimmten Situationen besonders ängstlich, dann ist sie eher anerzogen. Sie kann auch gelernt sein, wenn man beispielsweise schlechte Erfahrungen gemacht hat – etwa, wenn man als Kind von einem Hund gebissen wurde und später vor allen Hunden Angst hat. Manche Ängste sind genetisch bedingt und teilweise über Generationen hinweg vertreten. Wie bei der Angst vor Schlangen etwa, von denen eine reale Gefahr ausgehen kann. Auch individuelle Besonderheiten im Hirnstoffwechsel (Ungleichgewicht der Botenstoffe) oder psychische Probleme (nicht gelöste Konflikte) können der Auslöser sein.

Was kann ich gegen eine Phobie tun?

Nicht jede Phobie muss zwingend behandelt werden. Entscheidend ist, als wie belastend die Angststörung empfunden wird. Wer sich etwa vor Ratten fürchtet, kann diesen in der Regel gut aus dem Weg gehen – ohne dass es zu größeren Einschränkungen im Alltag kommt. Wer jedoch regelmäßig und stark unter einer Phobie leidet, sollte diese behandeln lassen. Dafür gibt es unterschiedliche Ansätze: Durch Verhaltenstherapie (allein oder in der Gruppe) lernen Betroffene ihre Ängste verstehen und entwickeln Strategien, den Angstkreislauf zu durchbrechen.

Bei manchen Phobien kann ein konfrontativer Ansatz sinnvoll sein – die Begegnung mit der Spinne kann dabei sowohl in der Fantasie als auch in der Realität stattfinden. Die Betroffenen lernen, sich der Situation und ihrer Angst zu stellen und sie auszuhalten. Im Idealfall verliert die Angst ihren Schrecken, es kommt zu Erfolgserlebnissen. In einzelnen Fällen können auch angstlösende Medikamente eingesetzt werden. Die sollten aber nicht dauerhaft eingenommen werden. Ansprechpartner für die Behandlung einer Phobie ist auf jeden Fall eine Ärztin oder ein Arzt – in der Regel zuerst die Hausärztin oder der Hausarzt.


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