Sterbende zu Hause begleiten: Alltag eines Hospizhelfers

Magda* ist 71 Jahre. Seit einem Jahr weiß sie, dass sie bald sterben wird. Diagnose: Unterleibskrebs im fortgeschrittenen Stadium. Timo* ist ehrenamtlicher Hospizhelfer. Er besucht sie einmal in der Woche. Damit Schwerstkranke und sterbende Menschen bis zuletzt liebevoll in ihrer vertrauten Umgebung betreut werden können, gibt es die ambulante Hospizarbeit.

Darum geht's:


Ambulante Hospizarbeit: Menschen in schwersten Stunden zur Seite stehen

„Ich habe das einfach nicht verstanden. Ich dachte, der Arzt sagt es nicht mir, sondern jemand anderem, der neben mir sitzt“, erinnert sich Magda „Ich habe auch nicht wahrhaben wollen, dass es so endgültig ist.“

Viele Menschen in Deutschland ereilt die schockierende Diagnose: „Wir können nichts mehr für Sie tun!“ Wenn das Krankenhaus und die medizinische Versorgung Schwerstkranke nicht mehr heilen kann, geht es darum, die verbleibende Zeit so lebenswert wie möglich zu gestalten. Die meisten wünschen sich, bis zu ihrem Tod in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Diesen Wunsch unterstützen auch die Malteser mit ihrer ambulanten Hospizarbeit. An rund 90 Standorten haben sie 116 Angebote wie ambulante Dienste, stationäre Hospize und Palliativeinrichtungen, die zur Begleitung und Versorgung sterbender und trauernder Menschen eingerichtet wurden. Viele Betroffene wissen aber gar nicht, dass es diese Angebote gibt. Geschweige denn, wie sie sich nutzen lassen.

Ambulanter Hospizdienst – was das Ehrenamt erfordert

Das Ehrenamt ist eine feste Säule in der Hospizarbeit. Es sind aber nicht immer sterbende Menschen, die du als Ehrenamtlicher begleitest. Es können auch Familienmitglieder oder Freunde sein, die auf Hilfe angewiesen sind. Zu deinen Aufgaben gehört den Alltag mit dem Betroffenen zu teilen: Dasein, Verständnis haben, zuhören, trösten, Freude teilen, vorlesen, einkaufen und vieles mehr. Bevor du in eine ehrenamtliche Begleitung einsteigst, lernst du in einem Kurs mit anderen neuen Ehrenamtlichen mehr über das Sterben und Trauern und wie du Menschen in dieser Phase ihres Lebens begleiten kannst. Während des Kurses setzt du dich auch selbst damit auseinander, was Sterben, Tod und Trauer für dich und dein Leben bedeutet. Nach dieser Vorbereitungszeit, die auch eine Praxisphase beinhaltet, bist du gut gerüstet, um als Hospizbegleiter deine ersten Einsätze im ambulanten Hospizdienst zu übernehmen. Nähere Informationen, eine Hospizdienst-Suche und Ansprechpartner findest du auf der Malteser Webseite.

Lebensbegleitung statt Sterbebegleitung

Magda erfuhr durch eine Nachbarin von der ambulanten Hospizarbeit der Malteser. Seit einem halben Jahr kommt Timo einmal wöchentlich für ein paar Stunden zu ihr in die Wohnung, um gemeinsam schöne Momente zu erleben und ihr zu helfen. „Wenn’s nicht klappt, dann lassen wir es“, hatte er am Anfang zu Magda gesagt. „Ich richte mich ganz nach Ihnen.“ Mittlerweile kann die ältere Dame sich kaum noch vorstellen, ohne ihn klarzukommen.

Bei der ambulanten Hospizarbeit geht es in erster Linie um Lebensbegleitung – bei einem Menschen, der nicht mehr lange zu leben hat. Obwohl hier ein Sterbeprozess begleitet wird, ist die Atmosphäre alles andere als düster oder traurig. Erinnern der guten Zeiten, aushalten des Abschiednehmens von körperlichen Möglichkeiten und Menschen wechseln sich ab. Die Ehrenamtlichen helfen, sodass die Betroffenen bis zum Lebensende zu Hause oder im vertrauten Umfeld bleiben können. Außerdem bemühen sie sich den Kranken und Angehörigen, in ihren Ängsten und Sorgen, Hoffnungen und dem, was noch möglich ist, zur Seite zu stehen. Hauptaufgabe ist die psychosoziale Begleitung – ein menschliches Miteinander in einer respektvollen Zuwendung.

Schwerstkranken Zeit zu schenken ist ein kostbares Gut

„Es geht darum, einfach da zu sein, zuzuhören und zu helfen, wo möglich“, beschreibt der junge Lehrer seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Malteser. Menschen wie Timo leisten keine Pflege, sondern sind da, wenn die Familie über ihre Sorgen sprechen möchte. Oder sie bleiben beim Patienten, während Angehörige Erledigungen machen. Ambulante Hospizarbeit unterstützt Hinterbliebene oft auch nach dem Tod des kranken Angehörigen. Sie bieten also eine Lebens - und Trauerbegleitung an. Alles ohne Bezahlung. Schwerstkranken Zeit zu schenken ist in unserem hektischen, schnelllebigen Alltag ein kostbares Gut. Für die Betroffenen sind die Leistungen der ambulanten Hospizdienste kostenfrei, die Hospizarbeit braucht dafür Spendengelder. Vieles, was ein Hospizdienst leistet ist nicht über Krankenkassen finanziert und finanzierbar.

Ambulante Hospizarbeit: nicht gerade das leichteste Ehrenamt

Manche Schicksale gehen ihm durchaus an die Nieren, gibt Timo zu. „Herausforderungen und Glückmomente halten sich die Waage“, berichtet er. „Meine Freunde haben anfangs nicht verstanden, warum ich mich freiwillig mit Sterbenden beschäftige. Für sie war das gruselig. Dabei gibt es so viele schöne Momente! Die Wertschätzung und die Dankbarkeit der Betroffenen gibt mir ein gutes Gefühl. Ich denke, ich bin dadurch stärker und selbstbewusster geworden.“

In monatlichen Reflexionstreffen tauschen sich die Ehrenamtlichen aus und geben neueren Ehrenamtlichen Tipps. Zusammen mit den hauptamtlichen Mitarbeitern in der ambulanten Hospizarbeit stehen sie den Menschen in ihren letzten Stunden zur Seite und schenken ihnen unbeschwerte Stunden. Im Vordergrund steht dabei nicht die Krankheit, sondern die Freude am Leben. Die Zuwendung und das Lindern von Schmerzen gehören ebenso dazu.

Du willst dich in der Hospizarbeit engagieren?

Wenn auch du einem Menschen deine Zeit schenken möchtest und dich für ein Ehrenamt in der Hospizarbeit interessierst, findest du hier unser Ehrenamtsformular, das dich direkt in Kontakt mit den Maltesern bringt.

Keine Zeit? Du kannst trotzdem helfen! Unterstütze die Hospizarbeit mit deiner Spende.

*Name geändert


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