Weihnachtspostamt: Ronja beantwortet Briefe an den Weihnachtsmann

Jedes Jahr schreiben Hunderttausende Menschen ihre Wünsche an den Weihnachtsmann, das Christkind oder den Nikolaus. Und sie bekommen Antwort dank der vielen Helferinnen und Helfer in den deutschen Weihnachtspostfilialen. Von Himmelpforten aus schreibt Ronja Siems ehrenamtlich Briefe im Namen des Weihnachtsmannes.

Darum geht's:


Ronja bringt Kinderaugen zum Leuchten

Der Name klingt schon so weihnachtlich: Himmelpforten. Ist doch klar, dass Kinder ihre Wünsche an den Weihnachtsmann an diese Adresse schicken! Jedes Jahr in der Adventszeit öffnen in Deutschland die Weihnachtspostfilialen. Hier wird die Weihnachtspost Hunderttausender Kinder aus der ganzen Welt gesammelt, gelesen und beantwortet. Die Deutsche Post unterstützt die Aktion mit vorgedruckten Antwortbriefen und einem besonderen Poststempel. Gemeinsam mit den Gemeinden, in denen die Weihnachtspostfilialen stehen, wird so der Zauber von Weihnachten verbreitet und die Tradition des Briefeschreibens bewahrt. Im niedersächsischen Himmelpforten kommen jedes Jahr bis zu 28.000 Weihnachtsbriefe von überall her an. Auf jeden Brief gibt es eine Antwort, die natürlich vor Heiligabend da sein muss. Und weil das ganz schön viel Arbeit macht, sind in Himmelpforten während der Adventszeit Ehrenamtliche im Einsatz.

Ronja ist eine von ihnen. Sie beantwortet Weihnachtspost schon seit sie zwölf Jahre alt ist. „Mein Vater leitet das Postamt in Himmelpforten“, sagt sie. Als Kind war Ronja vor allem fasziniert von den Briefen aus dem Ausland, die ihr Vater manchmal abends mit nach Hause brachte, um in Ruhe darauf antworten zu können. „Ich fand das immer sehr spannend zu sehen, wo die Post so herkommt und hab gefragt, ob ich helfen darf“, erzählt sie. „Dann saßen wir am Tisch und haben zusammen die Auslandsbriefe beantwortet. Das waren damals vielleicht fünf pro Tag“. Inzwischen ist Ronja 29 Jahre alt und es kommen um ein Vielfaches mehr Briefe aus anderen Ländern an. „Heute ist es so, dass ich ausschließlich die Briefe aus dem Ausland bearbeite. Ich bin sozusagen die Frau für die Auslandsbriefe.“ Ronja ist Mutter von zwei kleinen Kindern und Erzieherin im Kindergarten, darum liegen ihr die Kinder sehr am Herzen: „Ich weiß, wie Kinderaugen leuchten, wenn so ein Brief eintrudelt. Es ist schön zu wissen, dass sich jemand – egal wo auf der Welt – ganz doll über diesen Brief freut und auch darüber, dass seine Worte gelesen werden.“

Die Adressen des Weihnachtsmannes

Weihnachtspostfilialen gibt es vor allem in skandinavischen, deutschsprachigen und angloamerikanischen Ländern. So hat der Weihnachtsmann zum Beispiel eine Adresse in Finnland, in Grönland, in den USA und in Kanada. In Deutschland gibt es sieben Weihnachtspostfilialen, an die Kinder ihre Weihnachtspost schicken können. Traditionell sind es Ortschaften, deren Namen einen weihnachtlichen Bezug haben wie zum Beispiel:

  • Himmelpforten
  • Himmelpfort
  • Nikolausdorf
  • Himmelsthür
  • Engelskirchen
  • Himmelstadt
  • St. Nikolaus


Jede Weihnachtsfiliale hat seine eigene Geschichte und doch sind sie ähnlich. Kinder schickten einmal einen Brief an den Weihnachtsmann oder das Christkind und Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der Post beantworteten die Briefe handschriftlich. Sie wollten den Kindern eine Freude machen. Das gab jedes Mal ein riesiges Echo, sodass immer mehr Briefe kamen, bis es in den Orten zur Tradition wurde. Jedes Jahr sind viele Helferinnen und Helfer im Einsatz. In einigen Postfilialen werden extra Leute für die Adventszeit eingestellt. In anderen Filialen wie in Himmelpforten kümmern sich ausschließlich Ehrenamtliche um die Post.

Jeder Brief wird gelesen und beantwortet

Immer am Freitag vor dem ersten Advent öffnet die Schreibstube in Himmelpforten. Die Ehrenamtlichen arbeiten in zwei Schichten: eine vormittags und eine am Nachmittag. Die Auslandsbriefe für Ronja werden in einer eigenen Postkiste gesammelt. Die meisten dieser Briefe sind auf Deutsch geschrieben, einige auf Englisch, geantwortet wird immer auf Deutsch. „Die Antwortbriefe sind vorgedruckt, das übernimmt die Deutsche Post. Aber jeder Brief, der bei uns ankommt, wird gelesen. Manchmal schreibt jemand, dass er in der Weihnachtszeit Geburtstag hat. Dann gibt es von mir noch einen individuellen Geburtstagsgruß oder manchmal auch einen Hochzeitsgruß. Das wird handschriftlich dazugeschrieben.“ Die meisten Briefe sind von Kindern, aber auch manche Erwachsene schicken ihre Wünsche nach Himmelpforten. „Die materiellen Wünsche stehen bei den meisten Kindern ganz oben“, sagt Ronja. „Aber es gibt auch viele, die sich Frieden auf der Welt wünschen. Manche wünschen sich, dass Oma und Opa noch mal Weihnachten mit ihnen verbringen, auch wenn die nicht mehr unter uns sind, oder dass der verstorbene Hund wiederkommt. Es sind schon manchmal traurige Wünsche dabei.“

An einen Brief kann Ronja sich sehr gut erinnern: „Ein Kind hat sich gewünscht, dass die schon verstorbene Oma noch mal im Schaukelstuhl sitzt und an Weihnachten eine Geschichte vorliest.“ Auf solche Briefe kann man natürlich nicht mit einem vorgedruckten Standardbrief antworten. Sie kommen auf einen Extrastapel und werden mit viel Fingerspitzengefühl beantwortet. „Es gibt Ausnahmebriefe, wo wir ganz persönliche Worte an die Person schreiben“, sagt Ronja. In diesem Fall dürfen die Ehrenamtlichen die Briefe auch mit nach Hause nehmen, um die Antwort in aller Ruhe zu schreiben. „Das sind die einzigen Briefe, die manchmal auch geschoben werden, weil die richtigen Worte noch fehlen. Da dürfen wir uns auch mal etwas mehr Zeit nehmen.“

Ganz Himmelpforten sorgt für Weihnachtszauber

Das Weihnachtspostamt ist in einer Villa untergebracht. Die Räume stellt die Gemeinde zur Verfügung. Gemeinsam mit der Deutschen Post wird festlich dekoriert und Leckereien bereitgestellt, um alle in Weihnachtsstimmung zu bringen. Ronja ist mit Abstand die Jüngste unter den Ehrenamtlichen. „Obwohl ich das Küken in unserer Gruppe bin, gehöre ich voll und ganz dazu. Das ist schön“, sagt sie. Viele der Ehrenamtlichen sind sehr viel älter und schon lange dabei, manche über 25 Jahre. Wer neu ins Team kommen möchte, muss sich gedulden, denn es gibt eine lange Warteliste. „Die meisten Ehrenamtlichen bei uns machen das so lange, bis sie nicht mehr können“, sagt Ronja. Und selbst wenn sie nicht mehr für die Weihnachtspost im Einsatz sind, kommen sie jedes Jahr regelmäßig zu Besuch. Die Schreibwerkstatt ist nämlich auch öffentlich zugänglich. Regelmäßig treffen sich hier Ehemalige und Dorfbewohner, um die besondere Stimmung in der Weihnachtsstube zu erleben. „Das ganze Dorf lebt dafür“, sagt Ronja. Rund um die Villa gibt es einen Christkindmarkt und die Bewohnerinnen und Bewohner schmücken den ganzen Ort festlich. Das lockt auch viele Touristen an, die sich manchmal persönlich von der Existenz des Weihnachtspostamtes überzeugen wollen. „Viele Besucher, die hereinkommen, sind ganz überrascht und fragen: Euch gibt es wirklich?!“
Ja, die Helferlein des Weihnachtsmannes gibt es. Es sind Ehrenamtliche wie Ronja, die ein besonders Ehrenamt in einer ganz besonderen Zeit haben.

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Du hast auch Lust zu helfen? Engagieren kann man sich das ganze Jahr über. Vielleicht findest du ja hier das passende Ehrenamt für dich!


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