Banker engagieren sich für Obdachlosenhilfe: Vom Büro auf die Straße
Das rote Blockhaus, mit dem bewachsenen Dach und dem großen Vorgarten, sticht zwischen den umliegenden grauen Häusern hervor und wirkt dort fast ein wenig deplatziert. Intuitiv fühlt man sich an das Haus aus Astrid Lindgrens „Ferien auf Saltkrokan“ erinnert. Diese Assoziation ist falsch und richtig zugleich: Denn auch wenn in der Alimaus alles andere als Ferienstimmung herrscht, ist der Aufenthalt für die täglich bis zu 500 Gäste doch eine kurze Auszeit vom Leben auf der Straße. Vier Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Commerzbank haben im Rahmen des Malteser Social Days einen Tag dort verbracht und etwas Wertvolles gelernt. Was das war und wie der Social Day vonstatten ging, erfährst du hier.
Darum geht's:
Hamburger Obdachlosenhilfe: Was ist die Alimaus?
Am Ende der Reeperbahn befindet sich die Alimaus, ein Ort für alle, die im Leben vielleicht mehr Pech als Glück hatten. Aber hier am Nobistor 42 bleibt man optimistisch: „Es wird alles gut“ heißt es auf dem Bild, das an der Wand des geräumigen Speiseraums hängt. Wenn die Alimaus ihre Türen von montags bis samstags für die Bedürftigen öffnet, wird es zumindest für kurze Zeit ein wenig besser. „Wir bedienen unsere Gäste. Wenn sie zu uns kommen, sollen sie sich sicher und willkommen fühlen“, erklärt Herbert Wolf. Herbert ist Seelsorger für Obdachlose und somit oft ihr einziger Ansprechpartner. Man kann nur erahnen, wie viele tragische Geschichten er im Gedächtnis haben muss. Neben dem kostenlosen Speisenangebot, einer Kleiderkammer, medizinischer Unterstützung wie Fußpflege und der Möglichkeit zu duschen, bietet die Alimaus Seelsorge an, die von Herbert betreut wird.
Allen helfen kann man nicht. Aber man kann zuhören und das macht schon einen großen Unterschied.
Herbert Wolf, Seelsoger für Obdachlose
So lief der Social Day in der Alimaus ab
Normalerweise arbeitet Eva bei der Commerzbank, die Sachbearbeiterin ist nun schon zum dritten Mal beim Social Day in der Alimaus dabei. Schon seit 2012 unterstützt die Commerzbank im Rahmen des Malteser Social Days seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dabei, sich sozial zu engagieren. Dieses Mal konnte sie auch ihre Kollegin Ines überzeugen einen Freitag statt im Büro in der Küche am Nobistor zu verbringen. „Man wird ja nicht dümmer dadurch“, sagt Ines lächelnd und nimmt sichtlich gelassen noch einen Teller des asiatischen Hauptgerichts, welches sie und die anderen den Morgen über zubereitet haben.
Ganz anders als noch zu Beginn der Schicht: Ein wenig aufgeregt war sie da nämlich schon, gesteht Ines. Schließlich wolle man ja nichts falsch machen, wenn die Gäste kommen. Der dritte im Bunde ist währenddessen noch unterwegs: Sachspenden per Lieferwagen einsammeln. Gregor (Name geändert), der einzige Mann war ebenfalls schon einmal in der Alimaus. Die Berührungsängste lege man schnell ab. Bisher war die heutige Schicht an der Essensausgabe sehr ruhig. Nichts im Vergleich zum letzten Mal, wo er an der Dusche aushalf und dabei in die ein oder andere ungewohnte Situation kam.
Der Malteser Social Day
Mehr als 1.300 Mitarbeiter aus 57 Unternehmen haben am Malteser Social Day 2018 teilgenommen. In 14 Städten engagierten sich Bankangestellte, EDV-Spezialisten und Versicherungsfachleute. Zum 16. Mal vermittelten die Malteser kleinen Teams soziale Projekte aus der Nachbarschaft. Ob Obdachlosenhilfe, Spielplatz-Renovierung oder Besuchsdienst für alte Menschen: Der Social Day macht aus einem normalen Arbeitstag ein soziales Erlebnis, was die Teilnehmer so schnell nicht vergessen.
Ab 9:00 Uhr kommen die ersten Helfer und Helferinnen an, um in der Küche das Frühstück vorzubereiten. Es gibt belegte Brötchen und Kaffee. Kommen können alle, die bedürftig sind. Einen Nachweis muss niemand mitbringen. In der Küche wird währenddessen fleißig weitergearbeitet, um aus den gespendeten Lebensmitteln abwechslungsreiche und sättigende Kost für das Mittagessen zuzubereiten. Wie im Restaurant kommen die Helfer zu jedem einzeln an den Tisch. Gegessen werden darf so viel, wie Hunger da ist. Nachdem die Gäste versorgt wurden, heißt es aufräumen und spülen. Bis 18:00 Uhr dürfen Bedürftige dort bleiben. In den Wintermonaten wird der Aufenthaltsraum? zwischen 18:30 bis 21:00 Uhr zum Aufwärmen zur Verfügung gestellt.
Was konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lernen?
Im Gespräch mit den Angestellten der Commerzbank und Herbert Wolf geht es vor allem darum, über das Erlebte des heutigen Tages zu reden. Seelsorge für die Teilnehmer gewissermaßen. Doch schnell schweift das Gespräch ab, alle gebannt an den Lippen von Herbert. Er ist seit 2015 als Leiter des Diakonischen Büros zuständig, und ist da zur Stelle, wo sich der Rest der Gesellschaft abwendet. Das Wichtigste für ihn bei der Arbeit in der Alimaus ist den Leuten ihre Menschenwürde zu gewährleisten. „Ich finde, dass auch dieses Leben liebens-und lebenswert ist,“ sagt er. Und das spüren alle hier.
Wie kann ich mich selbst ehrenamtlich betätigen?
Wenn du auch beim Social Day teilnehmen willst, musst du dich an die zuständige Stelle deines Arbeitgebers werden. Finanziert wird die Teilnahme der Mitarbeiter nämlich in der Regel durch das Unternehmen. Mehr Infos findest du hier. Falls du dauerhaft helfen willst, kannst du dich auch direkt bei der Alimaus melden. Dort ist jede helfende Hand jederzeit willkommen.
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