Die Lernplattform „Serlo“: kostet nix und macht Spaß

Teure Mathenachhilfestunden ade: Auf serlo.org können Schulkinder umsonst lernen. Und zwar ganz schön viel. Übungsaufgaben mit Lösungen oder Online-Kurse machen, dazu gibt’s Videos. Mathe in ganz einfach. Etwas Nachhilfe gefällig?

Darum geht's:


Woher kommt Serlo?

Auf die Idee kam Simon im Jahr 2009. Er war damals Schüler der 13. Klasse auf einer Klosterschule in Nepal. Dort gab es zwar Computer und Internet, aber kaum gute Bücher und Unterrichtsmaterial. Simon überlegte: Wie wäre es, wenn alle Lernenden Zugriff auf Lernmaterialien via Internet hätten und das auch noch komplett kostenlos? Die Vision von gleichen Bildungsmöglichkeiten weltweit war geboren: Zurück in Deutschland gründete er gemeinsam mit Freund und Softwareentwickler Aeneas den Serlo Education e.V. – benannt nach der Klosterschule Serlo in Nepal.

Kinder einkommensschwacher Familien haben weniger Bildungschancen

In Deutschland investieren Eltern laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung (2016) jährlich fast 900 Millionen Euro für privaten Nachhilfeunterricht, davon die Hälfte für Mathematik. Aber nicht jeder kann sich das leisten.


Ich habe mein Abitur nur geschafft, weil meine Eltern es sich leisten konnten, mir Nachhilfestunden zu bezahlen.

Simon, Gründer von Serlo Education e.V.


Bildung in Deutschland ist stark abhängig vom finanziellen Hintergrund der Eltern: Deswegen setzt sich Serlo dafür ein, Bildung frei verfügbar zu machen, auch für finanziell benachteiligte Kinder. „Wir helfen dieser Zielgruppe, ihr Problemfach Mathematik zu bewältigen“, heißt es auf der Website von Serlo. „Dabei vermitteln wir Kompetenzen zum selbstständigen Lernen und leisten so Hilfe zur Selbsthilfe.“ 

Fast eine halbe Million Kinder leiden in Deutschland unter Armut, viele von ihnen haben Probleme in der Schule. „Der Aspekt der Bildungsgerechtigkeit ist uns sehr wichtig, denn ausbleibender Schulerfolg reproduziert Armut“, argumentiert Simon. Wovon die Macher von Serlo überzeugt sind:

  • Kinder und Jugendliche können besser selbstständig lernen, wenn sie gutes Werkzeug haben.
  • Freier Zugang zu hochwertiger Bildung ist die Grundlage für eine bessere Wellt.

 

Simon und seine Mitstreiter bieten mit ihrer Plattform diesen Schülerinnen und Schülern die Chance, besser zu lernen – in einer offenen und unabhängigen Gemeinschaft. Die verständlichen und fundierten Lernmaterialien sind für alle kostenlos zugänglich. Dabei sollen die Kinder nach ihren eigenen Bedürfnissen, in ihrem eigenen Tempo und zeitunabhängig lernen – und gleichzeitig auch mehr Freude am Lernen entwickeln. Der Plan geht auf: Simon und sein Team erhalten durchweg positives Feedback für ihr Engagement.

So funktioniert Serlo

Die Lernplattform ist übersichtlich dargestellt:

  • Es gibt zu jedem Thema Erklärungen
  • Alles ist in einfacher Sprache formuliert
  • Visualisierungen verdeutlichen die Inhalte

Es gibt Grundwissen, auf das verlinkt wird, so können Schüler einfach zwei Wochen oder zwei Jahre im Lehrstoff zurückspringen, um eine Lücke zu füllen, und dann im eigentlichen Thema wieder weitermachen. Außerdem werden YouTube-Videos zu den Themen eingebunden.

Infomaterial und Erläuterungen: Will man also etwas zu einem bestimmten Thema wissen, findet man viele Informationen und Erklärungen über die Serlo Suchfunktion.

Übungsaufgaben: Zusätzlich zu den Erklärungen und Begriffen gibt es Tausende von Übungsaufgaben. Charmanter Pluspunkt: Manchmal ploppt ein Kasten mit einer Fehlermeldung auf, die darauf hinweist, dass etwas nicht ganz stimmt: „Leider falsch. Du hast mit der Sinusfunktion schon den richtigen Riecher, aber mal 12 ist vielleicht doch etwas übertrieben, oder?“

Musterlösungen: In den Musterlösungen werden Schritt für Schritt die Aufgaben vorgerechnet und die jeweiligen Schritte erklärt. Jeder Lernende entscheidet selbst, wie er vorgehen möchte. Theorie selbstständig pauken? Kein Problem. Oder doch lieber ein Video ansehen? Geht auch. Und wer will, kann sich auch stoisch am Lehrplan orientieren und den systematisch durcharbeiten.

Erweitert wurde Serlo um die Punkte Nachhaltigkeit, also Ressourcen schonendes Arbeiten, und um die App „Alphabetisierung für NeusprachlerInnen“. Im Aufbau befinden sich Naturwissenschaften und Sprachen. Momentan liegt der Fokus auf Mathematik und Biologie. Sogar übersetzte Komponenten sind angedacht, damit zwischen Sprachen hin- und her gewechselt werden kann. Wer die deutsche Textaufgabe nicht verstehst, switcht zum Beispiel einfach auf die türkische Seite und dann zurück auf die deutsche.

Serlo Lab School

Neben dem Arbeiten im Internet haben Schüler und Schülerinnen in München sogar die Möglichkeit, in der Serlo Lab School vor Ort zu lernen. Dort können die Kinder gemeinsam Fragestellungen erarbeiten und erlernen zudem auch den Umgang mit dem Computer.

Serlo als Werkzeug in Schulen

Ziel ist es auch, Lehrende zu überzeugen, ihren Unterricht durch digitalisierte Möglichkeiten zu erweitern und individueller auf Schüler einzugehen.

Anne von „Studenten machen Schule“ ist zum Beispiel überzeugt: „Mit serlo.org können wir unsere Lernförderung für Schüler und Schülerinnen interaktiver und facettenreicher gestalten. Unsere Lehramtsstudierenden nutzen serlo.org, um Unterrichtsinhalte gemeinsam mit den Schülern zu besprechen und sie zum selbstständigen Lernen zu ermuntern.“

Im Klassenzimmer können sich die Kinder frei bewegen: Erscheint eine Aufgabe unlösbar, können sich die Kinder ein Video mit Erklärungen vom Lieblings-YouTuber ansehen. Schüler finden zusammen, erarbeiten etwas gemeinsam und helfen sich gegenseitig. Es entstehen neue Dynamiken.

Lernplattform als Wiki

Serlo ist ein Wiki. Das heißt, dass die Website-Inhalte direkt im Webbrowser von der Community geändert werden können. Im Prinzip kann jeder mitarbeiten. „Serlo ist werbefrei und kostenlos und wird es auch bleiben“, sagt Gründer Simon. „Wir sind von einem Verein getragen und arbeiten demokratisch und wollen mit der App kein Geld verdienen und auch keine Werbung schalten.“

Inhalte sind frei lizenziert: Lehrkräfte können die Inhalte frei nutzen und verändern, ohne Urheberverletzungen zu begehen. „Unser Wissen wird zu Gemeinschaftswissen, auf dem andere aufbauen können“, betont Simon. Mit Serlo können Menschen von überall Wissen mitgestalten.

Seine große Vision ist es, Standorte in anderen Städten und Ländern aufzubauen, an denen Menschen sich zusammenfinden. Serlo als Tool einzusetzen, um Wissen weiterzugeben – dieser demokratische Ansatz lässt seiner Meinung nach eine starke Solidarität entstehen.

Wer arbeitet bei Serlo?

Neben dem ehren- und hauptamtlichen Team um Gründer Simon und Aeneas gibt es die Autoren-Community, Lehramtsstudenten oder freiwillig arbeitende Lehrer sowie Vereinsmitglieder, die sich im Gemeinschaftsprojekt engagieren. In der Münchener Zentrale oder an einem anderen Ort können sich Mitwirkende bei Serlo einbringen, wenn sie wertvolles Wissen vermitteln wollen.

Finde dein Engagement

Simon und Aeneas haben mit Serlo das perfekte Engagement gefunden. Du willst dich auch für die Gemeinschaft einsetzen? Fülle einfach dieses Formular aus und finde ein Ehrenamt, das zu dir passt.

Keine Zeit? Du kannst trotzdem helfen! Unterstütze Kinderhilfsprojekte dieser Art mit deiner Spende.

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