Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung: Immer mehr Patienten in der Malteser Arztpraxis

In der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) finden Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus und Menschen ohne Krankenversicherung Hilfe. Das Praxisteam arbeitet ehrenamtlich.
Volles Wartezimmer: Die Patienten sind Menschen, die illegal in Berlin leben, Obdachlose und Selbstständige, die sich ihre Krankenversicherung nicht mehr leisten können. Darunter waren im Jahr 2024 rund 300 Kinder.
Die Kinderärztin Dr. Christine Spehr behandelt seit sieben Jahren ehrenamtlich Babys und Kleinkinder ohne Krankenversicherung.
Auch viele Schwangere sind Patientinnen in der MMM. Fotos: Malteser Berlin/Wolf Lux
Auch viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen sind im Jahr 2024 in der MMM behandelt worden.
In der Berliner Arztpraxis in der Aachener Straße in Wilmersdorf engagieren sich zurzeit 34 ÄrztInnen und zehn HelferInnen ehrenamtlich.

Berlin. Es ist 9.30 Uhr und alle Stühle im Wartezimmer sind bereits voll besetzt. Schwangere Frauen, Mütter mit Kindern und erwachsene Patienten haben in dem kleinen Raum Platz genommen, die meisten sprechen unterschiedliche Sprachen und doch haben sie eines gemeinsam: Sie alle haben keine Krankenversicherung. Geholfen wird ihnen trotzdem in der Malteser Arztpraxis für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM).

„Wir behandeln die Menschen ohne Rücksicht auf die Begleitumstände. Es ist egal, warum sie hier sind, wer sie sind und warum sie keine Krankenversicherung haben“, sagt Hartmut Wollmann. Er ist einer von insgesamt 34 ehrenamtlichen Ärzten und Ärztinnen, die sich ehrenamtlich in der Praxis engagieren. Die Praxis befindet sich in der Aachener Straße 12 in Berlin-Wilmersdorf und hat dienstags bis freitags geöffnet.

Sozialberatung hilft langfristig

Das Angebot wird gut angenommen. Die ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte haben im vergangenen Jahr 1962 Erwachsene und Kinder aus 106 verschiedenen Ländern behandelt. Im Jahr zuvor waren es noch 1647. Den Patientenzuwachs erklärt Praxismanagerin Claudia Reuter mit dem wachsenden Bedarf. „Immer mehr nichtversicherte Patientinnen und Patienten suchen bei uns Hilfe, weil sie in normalen Praxen ohne ihre Versicherungskarte nicht behandelt werden und Behörden sie an uns weiterverweisen.“ Der Patientenzuwachs habe auch dazu geführt, dass das Praxisteam eine weitere Terminsprechstunde für schwangere Frauen eingerichtet habe.

Die Gründe, weshalb Menschen keine Krankenversicherung haben, sind vielfältig: Menschen haben keinen legalen Aufenthaltsstatus, offene Beitragsschulden oder sind obdachlos. In all diesen Fällen hilft die Malteser Arztpraxis ohne Krankenversicherung kostenlos und anonym. „Wir bieten eine allgemeinmedizinische Sprechstunde an und haben spezielle Sprechstunden wie Zahnheilkunde, Gynäkologie, Dermatologie, Orthopädie und Kinderheilkunde“, sagt der ärztliche Leiter der Praxis Dr. Jan Hirsch. Das Besondere: Neben den medizinischen Angeboten steht allen Patientinnen und Patienten bei Bedarf auch eine Sozialberatung zur Verfügung. Sie prüft, wie jemand wieder in einen Versichertenstatus kommen könnte. Die MMM-Sozialberatung befindet sich direkt in der Praxis. Ein besonderer Schwerpunkt der Sozialberatung liegt in der Betreuung schwangerer Frauen.

Jede Spende hilft, um Menschen in gesundheitlicher Notlage zu behandeln

Die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) ist ein vom Berliner Senat für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie dem Bezirksamt Charlottenburg gefördertes Projekt. Die Förderung durch öffentliche Gelder deckt jedoch weniger als die Hälfte der Ausgaben. Um die Arbeit der Praxis sicherstellen zu können, sind die Malteser deshalb auf regelmäßige Spenden angewiesen. Ein großer Dank für die großzügige Unterstützung im vergangenen Jahr geht deshalb an:

  • die Postcode Lotterie
  • den Verein „Menschen helfen“ vom Tagesspiegel
  • das Labor 28
  • das Unternehmen Pfizer
  • das Berliner Hilfswerk Zahnmedizin e.V.

„Dank unserer Unterstützer und Förderer konnten wir 2024 viel für die Gesundheitsversorgung von Menschen in Not tun. Ihre Spenden haben unsere ehrenamtliche Praxis unterstützt und dazu beigetragen, dass Menschen in Not ein würdevolles Leben führen können. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt der ärztliche Leiter der Praxis Jan Hirsch.

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So hilft die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) Nichtversicherten in der Hauptstadt

Die MMM ist ein ehrenamtlich geprägtes medizinisches Hilfsprojekt, das Nichtversicherten eine kostenlose ärztliche Versorgung und Sozialberatung anbietet

Die Praxis ist die größte medizinische Anlaufstelle für Nichtversicherte in Berlin. Die MMM versorgt seit 2001 Bedürftige anonym und kostenlos medizinisch, insbesondere in akuten Fällen und bei schweren fortgeschrittenen Erkrankungen.

2024 hat das Team dort 1962 Patientinnen und Patienten medizinisch versorgt, darunter 304 Kinder. Im Jahr 2024 gab es insgesamt 4774 Behandlungen, 567 Kinderbehandlungen. 62 Prozent der Behandlungen betreffen die Altersgruppe zwischen 18 und 49 Jahren, 23 Prozent über 50 Jahren und 12 Prozent unter sieben Jahren. In der Praxis wurden im vergangenen Jahr 534 Kinderimpfungen durchgeführt.

Die Patienten und Patientinnen kamen aus 106 Ländern. Die sechs am stärksten vertretenen Herkunftsländer sind Vietnam (32 Prozent), Serbien (11 Prozent), Deutschland (8 Prozent), Ukraine (4 Prozent), Türkei (3 Prozent), Afghanistan (2 Prozent)

In der Berliner Arztpraxis in der Aachener Straße in Wilmersdorf engagieren sich zurzeit 34 ÄrztInnen und zehn HelferInnen ehrenamtlich. Die Praxis ist überwiegend aus Spenden finanziert.

Die Schirmherrschaft der MMM in Berlin hat Erzbischof Dr. Heiner Koch übernommen
 

Spendenkonto:

Malteser Hilfsdienst e.V.
Bank: Pax-Bank eG
IBAN: DE03 3706 0120 1201 2040 18
BIC: GENODED1PA7
Verwendungszweck: MMM Berlin

Für die Medikamente und Behandlungskosten der Bedürftigen ist die Praxis auf Spenden angewiesen. Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Anne Langhorst, Leiterin Wirkungsmanagement und Partnerships beim Malteser Hilfsdienst Berlin, anne.langhorst@malteser.org

 


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