Aus der Begleiterin ist eine Freundin geworden
Es ist ein ungleiches Paar, das da zusammen durchs Einkaufszentrum schlendert, immer wieder stehen bleibt, auf etwas zeigt, auch mal kichert. Eine Großmutter mit ihrer Enkelin, die viele gemeinsame Erinnerungen teilen und sich ausgesprochen gut verstehen – so scheint es. Doch Annika (22) und Stilla kennen sich gerade ein Jahr. Und bis vor kurzem wusste Annika nicht einmal so genau, wie alt ihre Gefährtin ist: „Älter als 70, jünger als 80“, hatte sie ihr nur gesagt. Diese Information musste reichen. Tat sie auch – denn die beiden eint inzwischen etwas, das viel wichtiger ist, als die Frage nach dem Alter: „Wir sind Freundinnen.“ Und alles begann mit einem Flyer der Malteser über Besuchs- und Begleitdienste…
Darum geht's:
Was ist der Besuchs- und Begleitdienst der Malteser?
4000 ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich an mehr als 200 Standorten der Malteser um alte, kranke und einsame Menschen. Sie besuchen sie zu Hause oder in stationären Einrichtungen und begleiten ihren Alltag. Nach dem Motto „Lebensqualität und Lebensfreude schenken“ unterstützen die Helfer ihre Schützlinge bei einem selbstbestimmten Leben. Sie begleiten sie zu Kulturveranstaltungen, machen Ausflüge zusammen oder reden einfach. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, wie sich der Einzelne genau einbringen kann: Es werden spezielle Besuchsdienste mit Hund angeboten, Telefonbesuchsdienste, Friedhofsbegleitung, einen Kulturbegleitdienst und vieles mehr. Regelmäßig treffen sich die Betreuer der Standorte, tauschen sich aus und geben sich gegenseitig Tipps.
Wie wurde Annika Seniorenbegleiterin?
Annikas Weg in die soziale Arbeit war eher ungewöhnlich. Noch zu Schulzeiten sah sie sich in einem ganz anderen Berufsumfeld: „Ich wollte eigentlich was mit Computern machen, nicht mit Menschen“, erinnert sie sich und muss dabei schmunzeln. Weil sie unsicher war und noch etwas ausprobieren wollte, machte sie ein Praktikum in einem Demenzzentrum: „Das hat mir so viel Spaß gemacht, das direkte Miteinander, das schnelle Feedback vom Gegenüber – das ist ja etwas ganz anderes, als alleine vor dem Rechner zu sitzen. Mir wurde klar, dass ich gerne mit Senioren arbeiten wollte.“
Als sie dann im vergangenen Jahr ihr Studium „Soziale Arbeit“ in Eichstätt (Bayern) begann, war in der Erstsemestertüte unter anderem ein Flyer der Malteser, in dem über den Besuchs- und Begleitungsdienst informiert wurde. Annika erinnert sich: „Das sprach mich direkt an.“ Sie meldete sich bei dem Programm und wurde an Stilla vermittelt, die in einer Senioreneinrichtung lebt.
Zwar waren Annikas Motive anfangs eher pragmatischer Art: „Ich dachte schon, dass sich das gut im Lebenslauf macht.“ Doch inzwischen ist aus einem sozialen Engagement mit Zukunftsperspektive längst etwas ganz anderes, viel Wichtigeres geworden: „Für mich ist es einfach schön, sie einmal in der Woche zu besuchen. Ich freue mich darauf und es macht mir richtig Spaß.“ Sie macht eine kurze Pause: „Wir sind inzwischen Freundinnen.”
Was unternehmen die beiden zusammen?
Und so verbringen sie auch ihre Zeit: Mal gehen sie zum Bäcker und trinken Kaffee, mal machen sie einen Fernsehabend, mal gehen sie shoppen. „Das ist noch recht neu“, sagt Annika, „aber neulich brauchte Stilla neue Hausschuhe. Ich holte sie mit dem Auto ab, wir fuhren ins Einkaufszentrum. Das hat viel Spaß gemacht, jetzt wollen wir das bald wiederholen. Offenbar wird das unser Winterprogramm.“ Aber was wichtiger ist als jeder Ausflug: Die beiden erzählen sich von ihrem Leben, hören sich zu, geben sich Tipps und trösten sich, wenn es mal nötig ist. Hier haben sich zwei gefunden. „Wir haben einen sehr ähnlichen Humor, können gut zusammen lachen“, erzählt Annika, „dazu gehört auch, dass wir mal zusammen lästern.“ So ist das, wenn einen 52 Jahre trennen.
Besuchs- und Begleitungsdienste
Du interessierst dich für den Besuchs- und Begleitdienst? Mehr Informationen gibt es unter malteser.de/besuchs-begleitungsdienste