FSJ im Hausnotrufdienst: Per Knopfdruck im Einsatz

Das richtige Leben kennenlernen, vor dem Studium etwas ganz anders machen, Menschen helfen, etwas Gutes tun – es gibt viele Gründe für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Sönke aus Nordrhein-Westfalen möchte seine Fachhochschulreife bekommen. Den schulischen Teil hat er in der Tasche, es fehlt noch der praktische Teil. Den absolviert er mit einem FSJ bei den Maltesern im kleinen Dörfchen Nettetal. Eigentlich wollte er zum Fahrdienst, doch dann kam er spontan zum Hausnotrufdienst. Was er dort erlebt, erfährst du hier.

Darum geht's:


Vom Fahrdienst zum Hausnotruf

Es ist zwei Uhr nachts. Sönke ist einem Notruf gefolgt und fährt mit dem Auto einige Orte weiter oder wie er es nennt: durch die Walachei. Es ist stockdunkel. „Man muss auf alles gefasst sein. Vor allem, wenn man keinen Sprechkontakt mit demjenigen hat, der den Notruf ausgelöst hat. Dann weiß man nicht genau, was passiert ist“, erzählt Sönke. Die Teilnehmer am Hausnotrufsystem sind alte oder kranke Menschen, die gerne selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben wollen. Falls doch mal etwas passiert, drücken sie den Knopf für den Hausnotruf und bekommen Hilfe. So einen Notruf hat Sönke gerade bekommen. Nun irrt er im Dunkeln in einer fremden Wohnung herum, sucht nach dem Lichtschalter und nach der alten Dame, die den Notruf gedrückt hat. Schließlich stellt er fest: Es ist alles in Ordnung. Die Dame hat geschlafen und dabei aus Versehen den Knopf gedrückt. Nun ist sie zwar wach, aber sie lacht – zusammen mit Sönke, der erleichtert ist.

Eigentlich hatte Sönke sich für den Fahrdienst beworben, aber nach zwei Monaten wird ein Kollege aus dem Hausnotrufdienst krank und muss etwas länger in die Reha. Sönke springt ein: „Die Einsatzstelle ist hier auf dem Dorf. Jeder kennt jeden. Da wird alles etwas lockerer gehandhabt. Ich wurde gefragt: Willste den Hausnotruf übernehmen? Hat ein bisschen was mit Technik zu tun. Ich hab Ja gesagt.“

Das macht Sönke im Hausnotrufdienst

Sönke bekommt ein Einsatzfahrzeug, wird in die Technik eingearbeitet und hat ab sofort 24-Stunden-Schichten in Bereitschaft, zwei pro Woche, alle zwei Wochen kommt das Wochenende von Freitagabend bis Montagfrüh dazu. Langeweile kommt da nicht auf: „Es gibt die Orga, die man im Büro macht, zum Beispiel die Termine mit den Kundinnen und Kunden. Dann fährt man zu den Leuten hin und richtet die Technik ein, repariert mal was oder tauscht die Batterien aus. Abends ist man dann im Bereitschaftsdienst und fährt raus, wenn ein Notruf kommt.“

Technisches Know-how brauchen die Helfer im Hausnotruf, denn sie müssen die Geräte anschließen und warten. Sönke erklärt, wie die Technik funktioniert: „Die Teilnehmer bekommen für zu Hause ein Gerät, das wie ein Router aussieht. Und es gibt noch einen Handsender, den man sich umhängen oder ums Handgelenk machen kann. Wenn der Knopf gedrückt wird, gibt es eine direkte Sprechverbindung zur Zentrale. Dann kann man sagen: Ich bin gestürzt, oder was auch immer passiert ist.“

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Der Hausnotruf erspart in vielen Fällen den Rettungswagen, der ja eigentlich nur bei Notfällen gerufen werden soll. Ist es bei einem Hausnotruf doch mal schlimmer, als erwartet, dann leistet Sönke Erste Hilfe und fordert eventuell noch einen Rettungswagen zur Verstärkung an.

Während seiner Zeit im Hausnotruf hat Sönke aber nichts Dramatisches erlebt: „Meistens sind Leute gestürzt, nichts Schlimmes oder sie haben den Knopf aus Versehen gedrückt. Ich hatte mal eine Frau, die saß in ihrem Treppenlift fest. Ich habe versucht, das Ding in Gang zu setzen, das ging aber nicht. Es war 22 Uhr abends, da erreichst du dann auch niemanden mehr vom Liftservice. Ich habe mir den Lift dann nochmal angeguckt und etwas daran gerüttelt. Plötzlich ist der Sitz eingerastet und dann ging er auch wieder. Da war die Erleichterung groß – bei uns beiden“.

Über 750.000

So viele Menschen nutzen in Deutschland den Hausnotrufdienst, schätzt die Initiative Hausnotruf. Organisationen wie die Malteser bieten diesen Service für kranke und alte Menschen an. So können diese möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden leben und bekommen trotzdem schnell Hilfe, wenn mal etwas passiert.

Menschen, Technik und viel Abwechslung

Nach einem halben Jahr ist Sönkes Kollege wieder gesund und das FSJ geht im Fahrdienst weiter. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge denkt Sönke an den Hausnotrufdienst zurück: „Es war immer abwechslungsreich. Man ist sein eigener Herr, hat sein Auto, kann seine Termine selbst einteilen. Das einzig Schwierige waren diese langen Wochenenddienste. Aber der Hausnotruf ist eine super Sache! Ich hab mit Technik und mit Menschen zu tun gehabt, was ich sehr gerne mache. Es ist schön, wenn man den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Es ist für sie eine riesige Aktion, wenn der Mitarbeiter der Malteser zu ihnen kommt. Dann wird der Kaffee aufgesetzt und sie wollen einen gar nicht mehr gehen lassen, weil sie noch so viel zu erzählen haben. Man ist ihr Highlight des Tages. Das finde ich super!“

In zwei Monaten endet Sönkes FSJ und er macht etwas völlig anderes. Er arbeitet dann in einer Firma als Musikproduzent. Seine Zeit im FSJ wird er noch lange in Erinnerung behalten: „Ich habe hier so nette Leute kennengelernt, das hat Spaß mit ihnen gemacht. Und man fühlt sich auch zugehörig. Wenn es meine Zeit neben dem Job zulässt, kann ich mir vorstellen, ehrenamtlich weiterzumachen.“

Du beim Hausnotrufdienst?

Freie Plätze im FSJ oder Bundesfreiwilligendienst findest du bei den verschiedenen Organisationen wie zum Beispiel bei der Platzbörse der Malteser, oder du fragst bei einer Dienststelle direkt in deiner Nähe persönlich nach.

Das sind die Anforderungen an dich im Hausnotrufdienst:

  • Mindestalter 18 Jahre
  • Führerschein Klasse B
  • großer Erste-Hilfe-Kurs (den du meistens hausintern machen kannst, wenn du ihn noch nicht absolviert hast)

 

Sönke spricht aus Erfahrung, wenn er sagt, dass man sehr viel Geduld braucht: „Vor allem, wenn man die Geräte einrichtet. Das muss man den alten Leuten ganz genau erklären und manchmal mehrmals. Generell sollte man ein ruhiges und sympathisches Auftreten haben, offen sein und gerne mit Menschen kommunizieren. Dann sollte dir der Hausnotrufdienst auf jeden Fall Spaß machen.“


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