Das Mentorenprogramm Balu und Du: Bärenstarke Freundschaft

Es ist ein ikonisches Bild der Zeichentrickgeschichte. Das Setting: eine Wasserstelle im Dschungel. Tiefenentspannt ruht der sonst so quicklebendige kleine Mogli auf Balus Bauch. Trotz der in jeder Ecke lauernden Gefahren des Dschungels treibt das Paar ganz ruhig vor sich hin. In Balu, dem dauerrelaxten Bären, hat das Findelkind Mogli einen treuen Freund gefunden, der ihm auf seiner turbulenten Reise zur Seite steht. Im echten Leben sind derartige Begegnungen eher selten. Gut, dass es Organisationen gibt, die sich genau das auf die Fahne schreiben. Nämlich: Balus und Moglis zusammenbringen – und das schon seit 2002.

Der 29-jährige Gerrit und Grundschulkind Bazoumann sind ein solches Team. Was es mit dem Projekt Balu und Du auf sich hat, wieso Gerrit sich hier besonders gerne ehrenamtlich betätigt und was die beiden zusammen so erleben, kannst du hier zu lesen!

Darum geht's:


Balu und Du: Worum geht’s hier?

Die Idee hinter dem Konzept ist simpel: Ein Jahr lang, einmal pro Woche, treffen sich ein Grundschulkind und ein junger Erwachsener, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Dabei kommen als Moglis nur Kinder infrage, die durch ihre Lebensumstände eine besondere Unterstützung nötig haben. Ein Balu hingegen kann jeder zwischen 17 und 30 werden, der sich verlässlich dazu bereit erklärt, die vereinbarten Treffen regelmäßig wahrzunehmen. Unterstützt wird das deutschlandweite Programm von zahlreichen Förderern, so bekommt jedes Gespann ein kleines monatliches Taschengeld, womit die Kosten für Unternehmungen gedeckt werden. Ziel ist, durch informelles Lernen Chancengleichheit zu fördern. Und das funktioniert laut vielen Studien sehr erfolgreich!

Darum funktioniert das Programm

Nimmt man Balu, den Bären, als Vorbild, dann ist der ideale Mentor niemand, der mit erhobenem Zeigefinger auf seinen Mogli hinabschaut. Denn hier geht es nicht um schulische Förderung wie Hausaufgabenhilfe. Beide sollen von der Sichtweise des anderen profitieren. Balu ist wie ein großer Bruder (oder eine Schwester), auf den sich Mogli verlassen kann und mit dem er Dinge tun kann, die Spaß machen. Das kann eigentlich alles sein: ein Ausflug in den Zoo, ein Museumsbesuch, Schlittschuhlaufen, Fußball oder gemeinsames Kochen. Jedoch ist die Art der Unternehmung am Ende gar nicht das Wichtigste, sondern das Gefühl, was dabei für beide entsteht.

Warum eine ehrenamtliche Arbeit machen?

Gerrits Leben ist stressfreier geworden. Zu seiner Zeit bei einer großen Unternehmensberatung in Düsseldorf hatte seine Arbeitswoche weit mehr als 40 Stunden. Da wäre bei jeglichem Goodwill keine Zeit geblieben, um die wöchentlichen Treffen mit einem Mogli einzuhalten. Seit dem Umzug nach Hamburg geht es jedoch etwas entspannter zu. Aber keine falschen Vorstellungen! Gerrit leidet keinesfalls unter Langeweile. Tatsächlich arbeitet der studierte Volkswirt noch immer Vollzeit. Aber anstatt sich nach dem ohnehin schon anstrengenden Montag in den Feierabend zu stürzen, holt er Bazoumann (Spitzname: Bazou) um 16:30 von der Schule ab. Doch für Gerrit ist das keine Belastung, sondern vielmehr ein irgendwie wohltuender Ausbruch „aus der Blase“.

Für den Prozessmanager, der seit November am Projekt teilnimmt, ist die Hauptmotivation „etwas zurückzugeben“. Er selbst kann auf eine glückliche Kindheit zurückblicken, hatte Eltern und Geschwister, die immer für ihn da waren. Probleme mit der deutschen Sprache, kein Geld für neue Kleidung, Trash-TV statt Arte – all das spielte keine Rolle für ihn. Als Kind war er Mitglied bei den Pfadfindern, wo das gegenseitige Voneinanderlernen und der Kontakt zu Älteren ganz klar dazugehörte. Vielleicht kommt auch daher seine treibende Motivation, Bazou ein Vorbild zu sein.

Was machen die beiden zusammen?

Die Winterzeit, die die meisten Aktivitäten zwangsläufig in den Innenraum verlagert, haben Gerrit und Bazou mit Basteln, Backen und Kochen verbracht. Da wurde Gerrits Küche dann wahlweise zur Weihnachtsbäckerei oder Bastelstube umfunktioniert.

Essenstechnisch sind sich die beiden einig. Am liebsten machen sie selbstgemachte Pizza oder Burger. Manchmal wird der planmäßige Montagstermin auch aufs Wochenende verlegt, dann bleibt Zeit für Entdeckungstouren. Erst kürzlich waren sie im Museum der Arbeit, ein anderes Mal haben sie zusammen das beliebte Miniatur Wunderland besucht. Auch sportliche Aktivitäten wie Fußball oder Bouldern stehen auf ihrer Liste. „Also eigentlich alles, worauf wir Lust haben“, fasst Gerrit zusammen.

Umgang mit Problemen

Manchmal, wenn Gerrit Bazou zu Hause absetzt, bitten seine Eltern ihn herein, noch eine Tasse Tee zu trinken. Sie sind froh über die zusätzliche Unterstützung. Ob es manchmal Erziehungskonflikte gäbe? Gerrit verneint. Das Wichtigste sei, klar zu kommunizieren, welche Regeln bei ihm gelten. Daran muss Bazou sich dann auch halten. Falls es doch mal zu einem größeren Konflikt kommen sollte, gibt es die Möglichkeit, sich mit den anderen Balus auszutauschen. Aber das war bisher noch nie nötig.

Und wie geht es nach dem Jahr weiter? Immerhin ist über die wöchentlichen Treffen eine starke Bindung entstanden. Zwar wird das Projekt nach einem Jahr nicht mehr finanziert, „doch“, so Gerrit „machen viele danach einfach trotzdem weiter“.

Balu werden

Das ehrenamtliche Projekt, das 2002 durch eine Initiative der Universität Osnabrück entstanden ist, gibt es mittlerweile in zahlreichen Städten in Deutschland. Ist dein Interesse geweckt? Hier kannst du dich über Standorte in deiner Nähe informieren.

Gut zu wissen: Wenn du studierst, kannst du dir an vielen Universitäten auch einen Leistungsnachweis abholen und dir das Engagement als Praktikum anrechnen lassen. Alle Balus erhalten darüber hinaus eine Bescheinigung über ihr Ehrenamt.

Du willst dich anderweitig ehrenamtlich engagieren, weißt aber nicht wofür? Kein Problem: Fülle einfach dieses Formular aus. Zusammen finden wir das Ehrenamt, das zu dir passt.

Keine Zeit? Du kannst trotzdem helfen! Unterstütze Kinderhilfsprojekte dieser Art mit deiner Spende.

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