Gefährliche Sommerhitze: So funktioniert Erste Hilfe trotz Corona
Die Corona-Pandemie entbindet uns nicht von der Pflicht, Erste Hilfe zu leisten, wenn wir Zeugin beziehungsweise Zeuge eines Notfalls werden. Worauf du achten solltest und wie du dich bei typischen Hitze-Notfällen richtig verhältst, verrät Erste-Hilfe-Ausbildern Ana von den Maltesern.
Darum geht's
Trotz Corona musst du im Notfall helfen
Natürlich ist jeder von uns verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten, wenn er oder sie Zeugin beziehungsweise Zeuge eines Notfalls wird. Auch, wenn wir während der Corona-Pandemie grundsätzlich dazu angehalten sind, Abstand zu anderen Personen zu halten – von unserer Pflicht, im Notfall zu helfen, entbindet uns das nicht. Erste Hilfe geht vor, auch dann, wenn du dabei einem Mitmenschen zu nahe kommst oder sogar berühren musst.
Grundsätzlich solltest du jetzt darauf achten, dass du und auch die betroffene Person eine Maske tragen. An heißen Tagen sind besonders Masken aus Jersey oder Biberstoff angenehm. Aber: Hat die betroffene Person starke Atemprobleme oder leidet sie unter Schwindel, ist es mitunter besser, ihr die Maske abzunehmen. Ansonsten gilt für die Erste Hilfe während Corona, was gerade überall gilt: Möglichst nicht mit den Händen ins eigene Gesicht fassen und im Anschluss an die Erste-Hilfe-Maßnahmen (wenn zeitlich möglich auch vorher) gut die Hände waschen oder desinfizieren.
Reanimation ohne Mund-Zu-Mund-Beatmung – so geht‘s
Wenn jemand reanimiert werden muss, macht man typischerweise eine Herzdruck-Massage mit Mund-zu-Mund-Beatmung (Herz-Lungen-Wiederbelebung). Da haben jetzt wegen Corona viele Ersthelferinnen und Ersthelfer Hemmungen, das kann ich verstehen. Als Alternative kannst du die Herzdruck-Massage durchdrücken – also die Pausen, die sonst während der Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht werden, weglassen und ohne Unterbrechungen das Herz massieren. Wichtig: Dafür muss der Kopf der Patientin beziehungsweise des Patienten überstreckt sein.
Eine weitere Person hält am besten den Kopf und überstreckt ihn aktiv. Ist keine andere Ersthelferin beziehungsweise kein Ersthelfer vor Ort, kannst du auch eine Jacke oder etwas anderes unter den Schultergürtel der Patientin oder des Patienten legen, dann überstreckt der Kopf automatisch. In allen Fällen gilt: Bei so einem lebensgefährlichen Notfall immer erst den Notruf absetzen, dann die Herzdruck-Massage starten und die Erste-Hilfe-Maßnahmen so lange durchführen, bis der Rettungswagen vor Ort ist.
Das Beatmungstuch am Schlüsselbund
Es gibt Beatmungstücher, die du einer Person vor der Mund-zu-Mund-Beatmung über das Gesicht legen kannst. Ein spezielles Ventil sorgt dafür, dass die eigene Luft zur Patientin beziehungsweise zum Patienten gelangt – umgekehrt aber keine Luft von der hilfebedürftigen Person zur Ersthelferin oder zum Ersthelfer. Zudem wird über das Tuch ein direkter Kontakt mit Haut und Mund vermieden. Die Tücher kosten nur wenige Euro, sind klein gefaltet und an einem Schlüsselanhänger befestigt, so kannst du eins davon einfach immer am Schlüsselbund bei dir tragen.
Erste Hilfe bei Kreislaufproblemen
Der Klassiker bei hohen Temperaturen sind Kreislaufprobleme. Die sind unangenehm – aber in der Regel nicht gefährlich. Meist kommt es zu Kreislaufproblemen, wenn jemand nicht genug getrunken hat oder zu lange in der Sonne war. Da kippt man im Sommer schon mal um. Als Ersthelferin oder Ersthelfer solltest du die Person in Schocklage bringen. Also auf den Rücken legen und die Füße auf Bierkastenhöhe hochlegen. Reiche dann etwas Kühles zu trinken. Bei Kreislaufproblemen tut Zucker gut, deshalb muss es nicht unbedingt Wasser sein, eine Cola oder ein anderes süßes Getränk sind auch super. Achtung: Das Getränk sollte kühl, aber nicht eiskalt sein, das würde den Körper überfordern. Bleibe dann so lange bei der Person, bis es ihr besser geht und hilf ihr beim langsamen Aufstehen.
Sicher durch die Hitze
Grundsätzlich gilt bei starker Hitze: Immer gut eincremen, eine Kopfbedeckung tragen, ausreichend trinken (mindestens drei Liter Wasser am Tag), größere Anstrengungen wie Sport in der prallen Sonne vermeiden und regelmäßig den Schatten aufsuchen.
Erste Hilfe bei Sonnenstich und Hitzschlag
Eine Nummer härter als Kreislaufprobleme sind Sonnenstich und Hitzschlag. Typische Symptome sind Schwindel, Übelkeit, manchmal Erbrechen, Kopfschmerzen oder auch ein eingetrübtes Bewusstsein. Bei einem Hitzschlag kommt im Gegensatz zum Sonnenstich noch ein hochroter Kopf, eine erhöhte Körpertemperatur (etwa 40 Grad, wie bei Fieber) und mitunter auch Schüttelfrost und Nackensteifheit dazu. Das kann lebensbedrohlich sein – deshalb immer die 112 anrufen, wenn es der Patientin beziehungsweise dem Patienten offensichtlich sehr schlecht geht.
Als Erste-Hilfe-Maßnahmen solltest du die Person dann schnell aus der Sonne und in den Schatten bringen und dort nicht hinlegen, sondern aufrecht positionieren, um den Kopf zu entlasten. Also die Patientin oder den Patienten an eine Hauswand setzen oder jemanden bitten, sich hinter sie oder ihn zu knien und den Oberkörper zu stützen. Zu warme Kleidung muss dann aufgeknöpft oder ausgezogen werden. Ein leichtes T-Shirt ist okay – alles andere fördert die Überhitzung. Mit kühlem, aber nicht eiskalten Wasser, kannst du die Person dann vorsichtig runterkühlen, indem du das Wasser auf den Brustkorb fließen lässt. Das machst du, bis der Rettungsdienst da ist.
Im Zweifel 112 oder 116 117 anrufen
Viele haben Hemmungen, bei einem Notfall die 112 anzurufen, wenn sie nicht sicher sind, ob das wirklich nötig ist. Die Scheu kannst du ablegen, niemand ist böse, wenn sich der Notfall als nicht so dramatisch herausstellt. Und hinter einem scheinbaren Kreislaufkollaps könnte sich im schlimmsten Fall ein Schlaganfall oder eine andere Erkrankung verstecken. Wenn dir etwas komisch vorkommt, ist es daher besser, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Notruf unter der Nummer 112 anzurufen. Bei Unsicherheiten kannst du auch den Ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116 117 kontaktieren. Dort kannst du die Symptome beschreiben und wirst dann beraten, was du am besten als nächstes tun solltest.
Erste Hilfe bei Insektenstichen
Im Sommer sind sie überall: fiese Wespen. Und einige Menschen reagieren allergisch auf ihre Stiche. Dann kann etwa der Hals zu- und die Zunge anschwellen, es kommt zu Atemnot und Panik. In so einem Fall solltest du die 112 anrufen und dann den Hals sowohl von innen als auch von außen kühlen. Von außen zum Beispiel mit einem nassen, kalten Tuch, von innen mit einem Eis oder Eiswürfeln. Ebenfalls wichtig: Versuche, die Patientin beziehungsweise den Patienten zu beruhigen. Das wird oft vergessen und ist ein wichtiger Bestandteil jeder Erste-Hilfe-Maßnahme.
Erste-Hilfe-Kurse bei den Maltesern
Wer genau weiß, was zu tun ist, verhält sich im Notfall souveräner – und das kann Leben retten. Die Malteser bieten deutschlandweit Erste-Hilfe-Kurse an, in denen du an einem Tag die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen lernst.
Möchtest du die Malteser unterstützen, kannst du beispielsweise an die Nothilfe in Deutschland spenden.