First-Responder-Systeme: Ersthelfer-Alarm auf dem Smartphone
Es kann jederzeit passieren. Am Arbeitsplatz, in der Bahn, im Restaurant bricht jemand zusammen. Herzstillstand. Jetzt zählt jede Sekunde! Mit einem First-Responder-System sind in der Nähe befindliche Ersthelfende schnell zur Stelle. Meist werden sie über Smartphone-Apps alarmiert.
Darum geht's:
Wie funktionieren First-Responder-Systeme?
Nach nur vier Minuten ohne qualifizierte Hilfe können bei einem Herzstillstand bleibende Schäden entstehen. Fachleute sprechen von einem therapiefreien Intervall. Das kann tödlich enden. Etwa 65.000 Menschen in Deutschland sterben jedes Jahr an einem Herzkreislaufstillstand. Um möglichst vielen Menschen das Leben zu retten, haben sich auf der ganzen Welt Ersthelfer-Alarmierungssysteme etabliert. Dank aktueller Technologien kann das therapiefreie Intervall verkürzt werden. Üblicherweise arbeiten diese Systeme auf Basis von Smartphone-Apps. Daher kommt auch der Name Ersthelfer-App.
Das Prinzip ist einfach: Kommt ein Notruf in der Leitstelle an, informiert diese den Rettungsdienst. Gleichzeitig werden über die jeweilige Ersthelfer-App Freiwillige geortet, die sich aktuell in der Nähe des Unfallortes befinden. Das wird über das GPS im Smartphone der Freiwilligen ermittelt. Idealerweise sind sie schon nach wenigen Minuten vor Ort und leisten Erste Hilfe, zum Beispiel mit einer Herzdruckmassage, bis die Rettungskräfte eintreffen. Damit sind die First Responder (so die englische Bezeichnung für Ersthelferinnen und Ersthelfer) eine wichtige Ergänzung in der Rettungskette. Sie unterscheiden sich von Ersthelfenden, die zufällig am Unfallort sind, durch den Umstand, dass sie in der Ersten Hilfe ausgebildet sind. Weitere Bezeichnungen für First Responder sind zum Beispiel: Helfer vor Ort, Sanitäter vor Ort oder auch Voraus-Helfer.
Welche Systeme gibt es?
Es gibt nicht nur eine einzige Organisation, die eine Ersthelfer-App bereitstellt. In verschiedenen Ländern haben sich verschiedene Systeme entwickelt. In Deutschland gibt es leider noch kein einheitliches System. Je nach Bundesland werden individuelle Systeme genutzt. Das sind zum Beispiel:
- corhelper
- First AED
- Meine Stadt Rettet
- Mobile Retter
- KATRETTER
- Saving Lifes
- Voraus-Helfer
- Instant Help
In Großbritannien wird ein System namens GoodSam genutzt, in den USA PulsePoint, Ticino Cuore in der Schweiz und SMSLivräddare in Schweden. Die eingesetzten Apps sind sich im Grunde genommen aber alle ähnlich. Vor allem funktionieren sie nach dem immer gleichen Prinzip: Qualifizierte Ersthelfende sollen so schnell wie möglich am Einsatzort sein und die Betroffenen versorgen, bis das Rettungsteam eintrifft.
Tausende Freiwillige sind schneller zur Stelle
In Deutschland haben sich verschiedene Apps verbreitet. Beim Verein Lebensretter e. V. wird das System FirstAED eingesetzt. Der Verein aus Freiburg im Breisgau will verschiedene Landkreise in Baden-Württemberg und Bayern mit schnellerer Erster Hilfe versorgen. Die Malteser unterstützen das Projekt mit etwa 70 haupt- und ehrenamtlichen Lebensretterin und Lebensrettern. Anna Strecker und Deniz Dumlu gehören dazu. Sie hatten schon einmal einen Einsatz ganz in der Nähe ihrer gemeinsamen Wohnung. Es dauerte nur wenige Minuten und sie waren mit ihrer Ausrüstung zur Stelle. Beide sind vom Fach und arbeiten hauptamtlich im Rettungsdienst bei den Maltesern. Allerdings unterscheidet sich so ein First-Responder-Einsatz doch von den regulären, sagt Deniz: „Das war anders als ein normaler Einsatz. Ich kenne die Betroffenen sehr gut. Und ich hatte meine Uniform nicht an, das macht einen großen Unterschied. Die Uniform sorgt dafür, dass man vieles nicht mit nach Hause nimmt.“ Dennoch engagieren sich Deniz, Anna und Tausende andere Freiwillige in ganz Deutschland als First Responder.
Ganz ähnlich funktionieren auch andere First Responder-Systeme wie die App Katretter. Die Technologie wurde vom Fraunhofer Institut in Zusammenarbeit mit der Berliner Feuerwehr entwickelt. Auch hier ist das Ziel, so schnell wie möglich qualifizierte Ersthelfende vor Ort zu haben. Für die App Corhelper sind nach deren Angaben aktuell 16.000 Freiwillige registriert. Auch die Initiative Region Aachen rettet ist mit ihren Freiwilligen dabei und setzt alles daran, schon nach wenigstens vier Minuten am Unfallort sein zu können. Der Verein Mobile Retter e. V. ist zu großen Teilen im Westen Deutschlands und in Süddeutschland unterwegs. Der Norden rund um Hamburg soll schon bald dazukommen. 2021 waren fast 10.000 mobile Retterinnen und Retter auf diese Weise im Einsatz. Schnelligkeit ist jedoch nur eine Komponente der Erste-Hilfe-Apps. Eine weitere ist die qualifizierte Ausbildung der Helfenden.
Bei einem Herzstillstand wird die Herzkreislaufmassage gemacht. Damit soll das Herz wieder zum Schlagen gebracht werden. Eine mögliche Unterversorgung mit Sauerstoff wird durch die Beatmung kompensiert. Wie das genau geht, lernst du in Erste-Hilfe-Kursen direkt in deiner Nähe.
So hilfst auch du
Wer als First Responder helfen möchte, benötigt eine entsprechende Ausbildung, ein Smartphone und muss sich bei einem der Systeme registrieren. Am besten findest du erst einmal heraus, welches System in deiner Nähe genutzt wird. Diese Infos findest du auf den Webseiten der verschiedenen Initiativen und Organisationen. Als First Responder musst du mindestens eine fundierte Erste-Hilfe-Ausbildung haben. Dazu sind Weiterbildungen in der Ersten Hilfe und Wiederbelebung erforderlich, falls du nicht schon im Notfall- oder medizinischen Bereich arbeitetest. Übrigens bedeutet eine Registrierung nicht, dass du immer und ständig erreichbar sein musst. Du selbst entscheidest in der jeweiligen App, wann du erreicht werden kannst. Das muss auch nicht zwingend dein Zuhause sein. Wenn du möchtest, kannst du dich auch im Urlaub oder bei der Arbeit im Notfall finden lassen, um schnell zur Stelle zu sein und vielleicht sogar ein Leben zu retten.