Schutzimpfungen: Was du darüber wissen solltest

Keuchhusten, Masern, Kinderlähmung, Grippe – und Covid-19: Impfungen schützen uns vor Infektionskrankheiten, die üble Folgen haben können. Dr. Rainer Löb, Direktor der St. Barbara-Klinik in Hamm und ehrenamtlicher Bundesarzt der Malteser, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema Schutzimpfungen. 

Darum geht's


Warum sind Schutzimpfungen wichtig?

Impfungen schützen uns vor verschiedenen hoch ansteckenden Infektionskrankheiten – wie Masern, Kinderlähmung oder Diphtherie. Die Krankheiten sind in der Regel nur schlecht oder gar nicht behandelbar und können bei Erwachsenen, aber durchaus auch bei Kindern, teils schwerste Verläufe haben und zu extremen Folgeschäden und sogar zum Tode führen. Das kann durch Schutzimpfungen verhindert werden. In der Regel bieten diese einen 70–75-prozentigen Schutz gegen die jeweilige Krankheit. Ohne Schutzimpfungen würden heute deutlich weniger Menschen leben und es gäbe viel mehr durch Krankheiten langfristig geschädigte Betroffene. Einige schwere Krankheiten, wie etwa die Kinderlähmung (Polio), sind durch Schutzimpfungen heute sogar schon fast komplett ausgerottet. 

Welche Schutzimpfungen gibt es? 

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Lebend- und Totimpfstoffen. Totimpfstoffe sind inaktive Impfstoffe: Sie enthalten abgetötete Krankheitserreger, die nicht mehr vermehrungsfähig sind. Sie können uns also ganz sicher nicht mit der Krankheit infizieren und zu keinem Ausbruch der Krankheit führen. Zu den bekannten Totimpfstoffen gehören etwa die Impfstoffe gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und auch Influenza, also die Grippeimpfung. Lebendimpfstoffe enthalten kleine Mengen lebender Krankheitserreger, allerdings in sehr abgeschwächter Form. Sie können in Einzelfällen eine sogenannte „Impfkrankheit“ auslösen. Wie die Impfmasern: ein Ausschlag nach der Masernimpfung, der nicht ansteckend ist und schnell wieder vergeht. Zu den bekannten Lebendimpfstoffen gehören die Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln oder auch Windpocken.

Möchtest du die Arbeit der Malteser während der Corona-Pandemie und darüber hinaus unterstützen, kannst du zum Beispiel für die Nothilfe in Deutschland spenden.

Was passiert bei einer Impfung im Körper?

Ob Tot- oder Lebendimpfstoff, das Wirkungsprinzip ist immer gleich: Der Körper erkennt die geimpften Erreger (Antigene) als Fremdkörper und bildet dann Antikörper gegen sie. Außerdem bildet er sogenannte T-Zellen. Das sind Gedächtniszellen, die sich noch lange an die Krankheitserreger erinnern. Dadurch reagiert der Körper zukünftig souveräner und schneller auf die Krankheitserreger, wehrt sie ab – und wir bleiben gesund. Das alles nennt man passive Immunisierung. Von aktiver Immunisierung spricht man, wenn jemand eine Krankheit hat und ihm dann Antikörper gespritzt werden. Es besteht dann ein Sofortschutz, der aber nur etwa drei Monate hält. So eine aktive Immunisierung ist extrem selten und wird nur bei bestimmten Krankheiten durchgeführt, für die es keinen ausreichenden Impfstoff gibt.

Kriegt man durch die Grippeimpfung die Grippe?

Vielleicht hast du auch schon gehört, dass einige Menschen sagen, die Grippe-Impfung hätte bei ihnen die Grippe ausgelöst. Das kann nicht sein, da der Impfstoff ein Totimpfstoff ist. Tatsächlich kann es nach einer Impfung gegen die Grippe oder andere Krankheiten aber manchmal (in ca. 1–10 % der Fälle) zu leichten Muskelschmerzen, einem Gefühl der Schlappheit oder manchmal auch zu leicht erhöhter Temperatur kommen. Das ist nicht gefährlich und ein gutes Zeichen dafür, dass der Körper arbeitet und Antikörper bildet – das kostet ihn eben viel Energie. Betroffene verwechseln das manchmal mit einer Grippe, wirklich krank sind sie aber nicht. 

Wie oft muss man geimpft werden?

Bei fast allen Schutzimpfungen ist eine regelmäßige Auffrischung wichtig. Denn der Impfschutz nimmt mit der Zeit ab. Wie häufig eine Impfung aufgefrischt werden muss, ist von Impfung zu Impfung unterschiedlich. Die gegen Keuchhusten sollte zum Beispiel alle zehn Jahre erneuert werden, die Grippe-Impfung jährlich. Denn bei der Grippe mutieren die Erreger und wir brauchen jedes Jahr einen neuen Impfstoff. Am besten nimmst du zum nächsten Check beim Hausarzt deinen Impfpass mit und besprichst mit ihm, welche Impfungen eventuell aufgefrischt werden müssten. Impfpass verloren? Auch dann berät sich dein Hausarzt, welche Impfungen du vorsichtshalber durchführen lassen solltest.

Reiseimpfungen – teuer, aber sinnvoll

Wer eine Reise plant, kann sich zum Beispiel auf der Seite des Robert-Koch-Instituts informieren, ob und welche Schutzimpfungen für dieses Land empfohlen werden. Dort sind immer alle aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) aufgeführt und du kannst schnell sehen, ob du dich zum Beispiel gegen Hepatitis, Cholera oder Tollwut impfen lassen solltest. Auch mit deinem Hausarzt kannst du Reiseimpfungen besprechen. Je nach Krankenkasse müssen die Reiseschutzimpfungen selbst bezahlt werden und sind nicht ganz günstig, aber absolut sinnvoll und empfehlenswert. 

Wie sicher sind Impfungen?

Impfskeptiker und Impfgegner warnen immer wieder davor, dass Schutzimpfungen gefährlich seien und schwere Folgeschäden haben können. Auch als Risikofaktor für Autismus werden sie immer wieder genannt. Die Argumente dafür sind jedoch in der Regel rein emotional untermauert – nicht durch Fakten. Denn bei objektiver Betrachtung der Datenlage muss man klar sagen: Impfen ist immer besser. Die Statistik spricht eindeutig für Schutzimpfungen und ein schwerer Verlauf einer Krankheit ist ohne Impfschutz deutlich häufiger als mit Impfschutz. Zudem sind Impfstoffe gerade bei uns in Deutschland überaus gut kontrolliert, sehr sicher und gut verträglich. Impfkomplikationen sind deshalb extrem selten. Und zum Thema Autismus: Eine großangelegte Studie hat längst bewiesen, dass durch Impfungen keinerlei Risiko besteht, an Autismus zu erkranken. Ich sage es ganz deutlich: Man sollte keine Angst vor Schutzimpfungen haben, sondern vor den Krankheiten, die man bekommen könnte, wenn man nicht geimpft ist.

Was muss ich beachten, nachdem ich geimpft wurde?

  1. Nach einer Impfung können Symptome auftreten. Dazu zählen: anhaltende Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle selbst. Manchmal auch Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Mattigkeit und Unwohlsein. Auch eine Lymphknotenschwellung wird gelegentlich beobachtet. Dies ist eine normale Reaktion des Körpers, die zeigt, dass das Immunsystem seine Arbeit macht und Abwehrstoffe bildet. Sollten diese Symptome nach 3 Tagen nicht verschwunden oder sehr stark sein, such deinen Hausarzt auf.
  2. Da der Körper auf die Impfung reagiert, solltest du ihn nicht zusätzlich belasten: Bewegung in normalen Maß ist gut, bitte treibe aber keinen anstrengenden und belastenden Sport. Leichtes Joggen und leichtes Radfahren sind in Ordnung, aber bitte laufe nicht direkt einen Marathon oder fahre ein Radrennen.
  3. Generell gilt: Am Impftag und in den ersten beiden Tagen danach oder wenn du noch Impfbeschwerden hast, solltest du deutlich unter deiner Leistungsgrenze bleiben.
  4. Alkohol solltest du - wie immer! - nur in Maßen genießen.

Wie gut ist der Corona-Impfstoff?

Die Entwicklung von Corona-Impfstoffen ging wahnsinnig schnell. Mich wundert das nicht: Covid-19 ist hoch ansteckend, verbreitet sich rasant und betrifft die gesamte Welt. Der Druck, hier schnell zu einem Ergebnis zu kommen, war also groß. Die beiden ersten in Deutschland zugelassenen Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna sind sogenannte Messenger-RNA-Impfstoffe. Dabei werden genetische Informationen in den Körper geschleust, die ihn dazu veranlassen, Bestandteile des Virus zu bilden. Die erkennt der Körper dann wiederum als Fremdkörper und produziert Antikörper.

Das ist ein komplett neuer Ansatz und die Wirksamkeitsrate von etwa 95 Prozent, die nach aktuellem Kenntnisstand (Stand: April 2021) im Raum steht, ist sensationell. So etwas gab es bislang noch nicht.

Andere jetzt verfügbare Impfstoffe, die „Vektor-Impfstoffe“ genannt werden, schleusen über ein anderes Virus, das den Menschen nicht erkranken lässt, die genetische Information für die Bildung eines Virusbestandteils in den Körper. Solche Impfstoffe gibt es bereits, zum Beispiel gegen Ebola. Auch diese Impfstoffe haben eine ähnlich ausgezeichnete Schutzqualität.

In der Regel ist ein Impfstoff, der in Deutschland zugelassen wird, zudem gut kontrolliert. Bei uns gibt es keine Notzulassung wie in den USA.


Bewerte diesen Artikel

 
 
 
 
 
 
31
1
5
3