Auch Kinder und Jugendliche können Zeugen eines Unfalls werden. Oder davon, dass ein anderer krankheitsbedingt in eine Notsituation gerät. Damit in kritischen Situationen Kinder und Jugendliche möglichst schnell und angemessen reagieren können, gibt es unter anderem das Projekt „Von Herzensrettern und Lebensrettern“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH). Initiativen wie diese wollen die Bevölkerung für Erste-Hilfe-Maßnahmen sensibilisieren und entsprechend schulen. Auch Achim Steigerwald, ehrenamtlicher Helfer im Katastrophenschutz beim Malteser Hilfsdienst, ist es ein Herzensanliegen, Schülerinnen und Schüler zu befähigen und zu motivieren, im Ernstfall mutig zu handeln und zu helfen – und dadurch vielleicht sogar ein Menschenleben zu retten.
Schulsanitätsdienst: Schüler helfen Schülern
Es ist ein Satz, der eigentlich am Ende einer jeden Unterrichtsstunde falle, in der Schülerinnen und Schüler bei ihm die Herzensretterausbildung machen, sagt Achim Steigerwald, Lehrer an der Adolf-Reichwein-Schule (ARS) in Neu-Anspach: „Ich gratuliere euch zur bestandenen Ausbildung – und hoffe, dass ihr das Gelernte nie anwenden müsst, denn das würde bedeuten, dass es jemandem in eurer Nähe gerade sehr schlecht geht!“ Der 52-Jährige ist im Hauptberuf Lehrer für Physik und Mathematik. Ehrenamtlich engagiert er sich unter anderem seit 1990 im Katastrophenschutz beim Malteser Hilfsdienst. „Nach dem Abitur stand der Zivildienst an, den ich dann bei den Maltesern in meiner Heimatstadt Usingen absolviert habe“, beschreibt Steigerwald wie er zum Ehrenamt gekommen ist. Heute besteht sein ehrenamtliches Engagement als Malteser vor allem in der Leitung des Schulsanitätsdienstes an der ARS.
„Wie man wirkungsvoll in Notfällen helfen kann, wissen bei uns alle Schülerinnen und Schüler, die sich im Schulsanitätsdienst – SSD – engagieren. Das sind jedes Schuljahr etwa 20 Jugendliche aus den Jahrgangsstufen sieben bis 13“, sagt Steigerwald, der die Arbeitsgruppe SSD leitet. Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter werden in Erster Hilfe ausgebildet. Sie können kleinere Prellungen oder Wunden selbst versorgen. „Alarmiert werden unsere Schulsanitäter und Schulsanitäterinnen über DIVERA24/7 durch das Sekretariat. Die Alarmierung erhalten sie als Push-Nachricht auf ihr Smartphone. Bei offensichtlich lebensbedrohlichen Notfällen wird selbstverständlich direkt der Rettungsdienst über die Notrufnummer 112 gerufen. Wo akut kein Leben in Gefahr ist, leistet der SSD Erste Hilfe.“ Für kleinere Notfälle und die Erstversorgung stehen Notfallrucksäcke unter anderem mit Pflastern, Schere und Mullbinden bereit. Durch die Malteser wurde eine Erstausstattung gestellt. Verbrauchsmaterialien und weitere Erste-Hilfe-Materialien werden durch die Schule selbst finanziert.
Prüfen, rufen, drücken: Herzdruckmassage sollte jeder können
Als passionierter Katastrophenschützer und Erste-Hilfe-Ausbilder im Ehrenamt unterstützte Achim Steigerwald gerne die Idee, zusätzlich zum SSD die Ausbildung zum Herzensretter an der ARS durchzuführen. Deshalb steht seit diesem Schuljahr erstmals die Herzdruckmassage auf dem Lehrplan: Für Schülerinnen und Schüler von der siebten bis zur zehnten Klasse hat sich die ARS ab diesem Schuljahr vorgenommen, die Herzensretterausbildung der Malteser in Bronze, Silber und Gold anzubieten. Gestartet ist die Schule zunächst mit der Herzensretterausbildung in Bronze – Wiederbelegung nur mit Drücken – für alle neunten Klassen von Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialzweig. Ab nächstem Schuljahr sollen auch Silber (Wiederbelegung mit Drücken und Beatmen) und Gold (Wiederbelebung mit Beatmung und zusätzlich mittels Automatisiertem Externem Defibrillator/AED) unterrichtet werden.
Ehrenamtliche gesucht: Mehr Menschen ermutigen, anderen zu helfen
Menschen wie Achim Steigerwald, der sich neben Beruf, Familie und Freizeit auch noch ehrenamtlich einbringt, werden dringend gebraucht in Deutschland. Michael Raab, Geschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes im Bistum Limburg, erklärt, was man unter einem Ehrenamt versteht: „Als ehrenamtlich Helfende werden Menschen bezeichnet, die freiwillig und ohne Entgelt zum Bespiel bei einem Verein, einer Organisation oder einer zeitlich und oder räumlich begrenzten Initiative mithelfen.“ Ein Ehrenamt auszuüben sei nicht nur für diejenigen wichtig und bereichernd, denen geholfen wird. „Ein Ehrenamt macht auch das Leben derjenigen reicher, die helfen. Dazu braucht es keine Fähigkeiten, keine Helden. Es braucht das Herz am rechten Fleck“, betont Raab.
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