Seit Einführung des Berufs Notfallsanitäter/-in hat sich vieles verbessert, so Johannes Pranghofer, Leiter der Rettungsdienstschule: „Die Auszubildenden müssen die Schulkosten nicht mehr selbst tragen, sondern bekommen ein regelmäßiges Gehalt und die entsprechenden Sozialleistungen. Auch die Außenwirkung des Berufes ist jetzt viel positiver: Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sind keine ‚Assistenten‘ mehr, sondern sie sind fachlich gut ausgebildet – mit allen Rechten und Pflichten.“
Notfallsanitäter - staatlich anerkannter Beruf seit 2014
Seit 2014 gibt es für den Beruf der Notfallsanitäterin und des Notfallsanitäters ein staatliches Berufsgesetz, das eine dreijährige Ausbildung mit Ausbildungsvergütung vorsieht. Im Wechsel zwischen den Lernorten Rettungswache, Rettungsdienstschule und Klinik erwerben die Auszubildenden über einen Zeitraum von 36 Monaten alle notwendigen Kompetenzen, um danach eigenständig die Aufgaben eines Notfallsanitäters wahrzunehmen. Darüber hinaus werden die neuen Auszubildenden unter anderem einmal bei einem wissenschaftlichen Kongress teilnehmen, sie können zwei zusätzliche international anerkannte Zertifikate erwerben und lernen das Simulationszentrum Wetzlar kennen.
Beliebter Ausbildungsberuf: „Du bekommst das ganze Spektrum des Lebens mit“
Konstantin Frank hat als einer der ersten in Baden-Württemberg die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter absolviert. Heute ist er einer der beiden Klassenlehrer des neuen Ausbildungsjahrgangs an der Rettungsdienstschule Korntal. Für ihn ist Notfallsanitäter der beste Job, den es gibt: „Du bekommst das ganze Spektrum des Lebens mit – von der Geburt bis zum Tod, von nicht so schlimm bis extrem schlimm. Dabei wird der Beruf immer besser – Notfallsanitäter bekommen immer mehr Kompetenzen und auch Verantwortung.“
Trotz hoher Arbeitsbelastung im Alltag ist der Beruf sehr beliebt und die jungen Auszubildenden sind sehr motiviert. Anderen zu helfen in Notsituationen ist der meist genannte Grund. Tobias (29) ist sogar mit seiner Partnerin aus Bielefeld nach Freiburg gezogen. „Ich wollte eigentlich gar nicht in den Rettungsdienst. Ich habe über das Ehrenamt damals meinen Rettungssanitäter gemacht. Mit jedem Tag auf der Rettungswache hatte ich mehr Spaß an den medizinischen Inhalten und weniger Spaß an Maschinenbaustudium, sodass ich mich schließlich für den Rettungsdienst entschieden habe. Da wir davor auch schon bei den Maltesern aktiv waren, lag es nahe, die Ausbildung als Notfallsanitäter zu machen."
„Ich wollte schon immer etwas Soziales machen“, erzählt Till aus dem Bezirk Neckar-Enz, der nach dem FSJ bei den Maltesern zunächst die Qualifikation zum Rettungssanitäter absolvierte und jetzt als Auszubildender zum Notfallsanitäter startet. „Das medizinische Arbeiten macht mir sehr viel Spaß, man kann ständig wachsen. Die Menschen, denen wir helfen, sind sehr dankbar, man bekommt viel zurück – das ist sehr schön.“ Die Abläufe im Rettungsdienst sind sehr komplex – sie müssen erlernt und trainiert werden. „Man muss lernen, viel Eigenverantwortung zu übernehmen, man muss Entscheidungen treffen und Routinen entwickeln. Die Einsätze sind nicht immer spektakulär, aber wenn ein spektakulärer Fall kommt, dann muss jeder Handgriff und jede Entscheidung sitzen“, so der 21-jährige.
Spannende Perspektiven durch das neue Rettungsdienstgesetz Baden-Württemberg
Mit dem neuen Rettungsdienstgesetz Baden-Württemberg, das unter anderem auch die Telemedizin oder Forschungsprojekte zum Thema KI ermöglicht, wird es spannend, wie die Entwicklung weitergeht. „Der Beruf ändert sich – und zwar zum Positiven“, so Johannes Pranghofer. „Wir haben schon viel erreicht und unsere Generation hat eine gute Basis geschaffen. Jetzt ist es an den neuen Auszubildenden, sich darum zu kümmern, dass sich der Beruf weiter fortschrittlich entwickelt. Die Innovationen und die neusten Erkenntnisse stehen ihnen dabei zur Verfügung.“
Die Ausbildung zweier Notfallsanitäterinnen auf Instagram verfolgen
Lena (20) und Fee (21), zwei angehende Notfallsanitäterinnen aus Freiburg, haben sich das Ziel gesetzt, regelmäßig über ihre Ausbildung zu berichten. Sie werden den Instagram-Account der Freiburger Malteser (@Malteser_freiburg sowie @malteserbzhrs) mit Inhalten füttern, um mehr Menschen über die Ausbildung der angehenden Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern zu informieren.
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Weitere Informationen:
Geschichte – von der ehrenamtlichen Tätigkeit bis zum Ausbildungsberuf:
Bis 1977: Primär ehrenamtliche Tätigkeit auf Basis einer Erste-Hilfe- bzw. Zivilschutzausbildung mit regional unterschiedlichen, intrinsisch motivierten Ausbildern.
1977 begann man die Ausbildung zum Rettungssanitäter, die bisher aus dem Ehrenamt organisiert wurde, zu professionalisieren – mit einer 520-Stunden-Ausbildung.
1989 folgte die Einführung des Rettungsassistenten – diese war meist von den Auszubildenden selbst zu finanzieren. Allerdings war dies noch keine anerkannte Ausbildung nach dem Berufsausbildungsgesetz. Rettungsassistentinnen und -assistenten durften bei Rettungseinsätzen nur rein assistierende Aufgaben für den Arzt übernehmen.
2013 wurden mit dem staatlichen Berufsgesetz die gesetzlichen Voraussetzungen für die Einführung des Berufs des Notfallsanitäter geschaffen und ab 2014 die ersten Notfallsanitäter/-innen - mit einer dreijährigen Ausbildung und Ausbildungsvergütung - ausgebildet.
Rettungsdienstschulen in Baden-Württemberg:
Die Rettungsdienstschule in Korntal gibt es seit 2021. Bisher haben hier 14 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung zur Notfallsanitäter bzw. zum Notfallsanitäter erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt besuchten bzw. besuchen insgesamt 145 Schüler/innen die Rettungsdienstschule seit Eröffnung. Im Oktober 2023 eröffnete eine zweite Rettungsdienstschule in Baden-Württemberg in Freiburg. Der erste Jahrgang macht hier 2026 seinen Abschluss. Die Zahl der Auszubildenden der Malteser zur Notfallsanitäterin bzw. zum Notfallsanitäter in Baden-Württemberg hat sich in den letzten acht Jahren verfünffacht.