„Ich versichere den Frauen, dass ich immer für sie da bin, wenn sie Probleme haben – Tag und Nacht“. Die 50-jährige Fatema lässt keinen Zweifel daran: Sie wird helfen, wenn sich eine der schwangeren Frauen im Lager meldet, weil die Wehen einsetzen oder es Komplikationen gibt. Fatema lebt in Cox`s Bazar im Süden Bangladeschs, nur wenige Kilometer von ihrer Heimat Myanmar. Sie ist eine von rund hundert Gesundheitshelferinnen und -helfern in den drei Gesundheitsstationen, die Malteser International (MI) gemeinsam mit der lokalen Organisation Gonoshasthaya Kendra (GK) im größten Flüchtlingscamp der Welt betreibt. Hunderttausende Unterkünfte aus Bambus und Planen schmiegen sich dicht an dicht in die hügelige Gegend. Wie die anderen geflüchteten oder vertriebenen Menschen im Camp gehört sie zur Volksgruppe der Rohingya, und wie viele hat sie Schreckliches erlebt: „Als ich 2017 mit meinen sieben Kindern vor der Gewalt nach Bangladesch floh, blieb mein Mann in Myanmar, um sich um unseren Besitz zu kümmern. Nach ein paar Tagen wurde er getötet.“ Nun begleitet sie als Community Health Worker Frauen durch die Schwangerschaft, berät sie über Vorsorgeuntersuchungen und Ernährungsfragen, plant die Entbindung und ist auch nach der Geburt des Babys für die Frauen da.
Eine Rekordzahl von Flüchtlingen weltweit
Überall weltweit gibt es Camps wie dieses in wachsender Zahl. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) waren 2022 rund 110 Millionen Menschen auf der Flucht, so viele wie noch nie. „Ein Ende der Flüchtlingsbewegung ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Menschen, die flüchten müssen, in den kommenden Jahren als Folge von Klimawandel, kriegerischen Konflikten und sozialer Ungleichheit weiter steigen wird“, erklärt Dr. Thomas Weiß, Leiter des Nahost-Teams von MI und Experte für Flüchtlingshilfe. Nur zu oft bleibt die Gesundheit dieser besonders vulnerablen Menschen auf der Strecke. Hier steuert Malteser International mit zahlreichen Projekten auf allen Kontinenten erfolgreich gegen. „Wir bei MI streben nach einer Welt, in der alle Menschen, insbesondere die Bedürftigen und die Vertriebenen, ein Leben in Gesundheit und Würde führen“, so Thomas Weiß. „Unsere ganzheitliche Versorgung für Geflüchtete, die oft in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen sichergestellt wird, umfasst unter anderem die medizinische Grundversorgung, die Kontrolle und Behandlung von Infektionskrankheiten, die Unterstützung der psychischen Gesundheit, mobile Kliniken, die Aus- und Weiterbildung von Gesundheitspersonal, aber auch sauberes Wasser, sichere Unterkunft und die Unterstützung von Gastgemeinschaften.“
Fatema kann ihre Arbeit für die Gemeinschaft fortsetzen
Die Arbeit als Gesundheitshelferin kannte Fatema schon vor ihrer Flucht. Auch in Myanmar ist MI tätig, vom Team dort war sie zur Geburtshelferin ausgebildet worden. Nun kann sie im Flüchtlingscamp einen Beitrag für die Gesundheit ihrer Mitmenschen leisten und dadurch gleichzeitig ein eigenes kleines Einkommen erwerben. „Das Geld, das ich mit dieser Arbeit verdiene, ist sehr wichtig. Damit kann ich Lebensmittel und Kleidung für meine Familie kaufen.“ Besonders am Herzen liegen ihr aber die ihr anvertrauten Menschen: „Ich bin glücklich, wenn das Baby ohne Komplikationen entbunden wird und Mutter und Kind gesund sind. Und ich bin sehr froh, dass ich meine Arbeit für die Gemeinschaft fortsetzen kann.“