30 Jahre Malteser Freiwilligendienst: Zwei Ehemalige berichten

Nicht jeder weiß, was er nach der Schule machen will. Freiwilligendienste bieten die Möglichkeit, erst einmal in einen Berufszweig hineinzuschnuppern. Bei den Maltesern gibt es das Angebot seit mittlerweile 30 Jahren. Wir haben zwei ehemaligen FSJlerinnen gefragt, was sie aus ihrer Zeit mitgenommen haben.

Darum geht's


Wer weiß schon ganz genau, was er nach der Schule machen möchte?

Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach fällt fast der Hälfte der Schüler die Berufswahl schwer und nur knapp ein Drittel hat eine konkrete Vorstellung davon, was die berufliche Zukunft bringen wird.

Kein neues Phänomen:
Als Astrid Aschenbrenner 1996 ihr Abitur machte, hatte sie keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. „Magst du nicht bei uns ein Freiwilliges Soziales Jahr machen?“, fragte sie der Mann ihrer Cousine, Geschäftsführer der Malteser im bayerischen Straubing. „Und irgendwann habe ich ihn angerufen und gefragt: Was stellt ihr euch denn da genau vor? Am selben Tag habe ich den Arbeitsvertrag unterschrieben.“

Praxiserfahrung in vielen Bereichen

Sie sollte die erste FSJlerin der Malteser in Straubing werden. Glücklicherweise war trotzdem direkt klar, wie die Malteser sie einsetzen wollten, denn Zivildienstleistende gab es damals, vor Aussetzung der Wehrpflicht, auch in Straubing genug. Und so fand sich Aschenbrenner unter lauter jungen Zivis wieder. „Am Anfang gab es schon ein paar blöde Sprüche wie ‚Du bist jetzt das Mädchen für alles‘ oder ‚Kannst du in unsere Dienststelle fahren und da kochen?‘ Aber damit war auch schnell Schluss und es herrschte absolute Gleichbehandlung“, erinnert sie sich. „Ich traue mich kaum, das zu erzählen, aber in der ganzen Zeit habe ich unseren Gemeinschaftsraum nur einmal gekehrt.“

FSJ oder BFD bei den Maltesern

Wenn du auf den Geschmack gekommen bist und ebenfalls ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst bei den Maltesern absolvieren möchtest, dann findest du hinter dem nachfolgenden Link viele weitere Artikel zum Thema Freiwilligendienst. Außerdem kannst du hier nach freien FSJ- und BFD-Stellen bei den Maltesern suchen.

Dafür gab es Praxiserfahrung in vielen unterschiedlichen Bereichen: bei Krankenfahrten, in der Offenen Behindertenarbeit (OBA), beim Pflegedienst und in der Erste-Hilfe-Ausbildung. Astrid Aschenbrenner lernte, was es heißt, Spätdienst zu machen und auch am Wochenende Frühmorgens zur Arbeit antreten zu müssen. Nebenher gab es Kurse für die FSJler, für die sie bis nach Köln fahren musste. „Und als ich danach studiert habe, habe ich schon gemerkt, dass einiges für mich einfacher war. Ich kannte einige Dinge schon aus der Praxis. Und vor allem wusste ich, was es bedeutet, richtig arbeiten zu gehen“, sagt sie. Nebenher konnte sie Geld dazuverdienen, indem sie Erste-Hilfe-Kurse gab. Und dass sie Pädagogik studierte, war kein Zufall: „Durch das FSJ ist mir klargeworden, dass ich etwas im Sozialen Bereich machen möchte“, sagt sie.

Das Soziale als Berufung

Heute leitet Astrid Aschenbrenner eine heilpädagogische Tagesstätte, in der Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf im Alter von drei bis 21 Jahren betreut werden. Und jedes Jahr aufs Neue stellt sie auch FSJler ein. „Ein Freiwilliges Soziales Jahr kann ich jedem empfehlen. Es erweitert einfach den Horizont – und man kann sich so auch darüber klar werden, ob der Soziale Bereich etwas für einen ist oder doch nicht“, sagt sie.

Laut Bundesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren jährlich rund 53.000 junge Männer und Frauen im Alter von 15 bis 27 Jahren in Deutschland ein FSJ. Das Angebot, für sechs bis 18 Monate in einem sozialen Bereich praktische Arbeitserfahrung zu sammeln, gibt es seit 1964. Die „Freiwilligendienste“, zu denen neben dem FSJ heute auch das Freiwillige Ökologische Jahr und der Bundesfreiwilligendienst zählen, feiern bundesweit 60 Jahre. Bei den Maltesern gibt es das Angebot seit 30 Jahren. Zu Anfang waren es besonders Frauen, die ein FSJ machten, denn Männer mussten sich damals ohnehin zwischen Bundeswehr und Zivildienst entscheiden.

Ganz anders als Emergency Room

Tanja Weilbach hat 1995/96 ihr FSJ im Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital in Flensburg absolviert, zusammen mit rund 15 anderen FSJlerinnen. „Ich habe darüber nachgedacht, Krankenschwester zu werden, war allerdings noch so jung“, sagt sie. Kurz bevor sie 17 Jahre alt wurde, begann sie ihren Freiwilligendienst auf der Krankenstation. „Und das war auch gut“, sagt sie heute. „Man hat von der Arbeit ja eine ganz andere Vorstellung, wenn man nur die Arztserien aus dem Fernsehen kennt.“

Aber auch wenn es anders war: Tanja Weilbach hatte Spaß daran, sich die Arbeit in den unterschiedlichen Stationen anzusehen. Und nach dem FSJ war ihr auch absolut klar, wie es beruflich weitergehen sollte: „Ich wusste, wie es im Krankenhaus ist und ich habe mich wohlgefühlt“, sagt sie. Und so begann sie ihre Ausbildung am St. Franziskus. 29 Jahre später ist sie immer noch im selben Krankenhaus beschäftigt und fühlt sich absolut wohl. Vor fünf Jahren hat sie eine Weiterbildung zur Atmungstherapeutin gemacht. „Mir war es wichtig, auch immer wieder in andere Bereiche hereinzuschauen“, sagt sie.

Ein FSJ würde sie jederzeit wieder machen: „Man lernt, wie das Leben abläuft, was es bedeutet, Verantwortung zu tragen, und wie das Arbeitsleben aussieht. Außerdem schadet soziale Arbeit niemandem, und es ist nicht schlecht, erst einmal zu gucken, ob einem der jeweilige Bereich auch wirklich liegt“, sagt sie.


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