Wenn zu viel Medienkonsum zur Gefahr wird

Wir alle konsumieren Medien jeden Tag. Immer und überall. Du jetzt, gerade in diesem Moment. Kaum vorzustellen, dass Medienkonsum gefährlich werden kann, ist er doch allgegenwärtig. Tatsächlich ist das aber der Fall. Studien zeigen, dass mit Mediensucht nicht zu spaßen ist: Immer mehr Jugendliche und Kinder sind gefährdet abhängig zu werden von Facebook, Instagram, Twitter und Co. Wenn aus liken leiden wird: Wir klären auf, was es mit Mediensucht auf sich hat und wie du dich oder Betroffene davor schützen kannst.

Darum geht's:


Studien kommen zu alarmierenden Ergebnissen

Gerade erst hat die DAK eine Studie herausgegeben, die davor warnt, dass rund 100.000 Jugendliche und Kinder in Deutschland süchtig nach Social Media sein könnten. Für die Untersuchung wurden 1.000 Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren neun Fragen gestellt. Beantworteten die Teilnehmer mindestens fünf Fragen mit Ja, wurde ihr Umgang mit sozialen Medien als problematisch eingestuft. Die Jugendlichen wurden dabei beispielsweise gefragt, ob sie heimlich Soziale Medien nutzen, oder ob sie auf Facebook und Co. verzichten könnten, wenn sie müssten. Insgesamt wurde der Medienkonsum von 2,6 Prozent der Befragten als kritisch festgestellt – was hochgerechnet auf Deutschland 100.000 Betroffene wären.

Die BLIKK-Medien-Studie aus dem Jahr 2017, bei der 5.573 Eltern und ihre Kinder befragt wurden, ist nicht weniger alarmierend. Die Untersuchung geht von einem engen Zusammenhang von zu hohem Medienkonsum und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen aus, die sich schon im Säuglings- und Kleinkindalter durch Einschlafstörungen bzw. Sprachentwicklungsstörungen äußern können. Konzentrationsschwächen und Hyperaktivität gehören ebenfalls zu den schädlichen Auswirkungen.

Vielleicht hast du sogar an dir selbst schon festgestellt, dass du unruhig wirst, wenn du dein Smartphone aus der Hand legst und nicht regelmäßig Facebook, Instagram, Twitter & Co. checkst. Oder, dass du wahllos durch das Internet surfst, nur um dir die Zeit zu vertreiben, obwohl du auch produktivere Dinge erledigen könntest. Bis zu einem bestimmten Grad ist das natürlich auch völlig in Ordnung. Der Konsum darf nur nicht ungesunde bis suchtgefährdende Ausmaße annehmen. Aber wie stellt man das fest?

Mediensucht – ein nicht klar definierter Begriff

Das Problem mit dem problematischen Medienkonsum: Der Begriff "Mediensucht" ist nicht eindeutig abgegrenzt und es ist nicht klar, was alles dazuzählt. Die Bezeichnung könnte sowohl Internetsucht, die Abhängigkeit von Onlinespielen, die generelle übermäßige Nutzung eines PCs, zwanghaften Konsum von Social Media aber auch Smartphone-Sucht umfassen.

Ein offizielles Krankheitsbild mit eindeutigen Diagnosekriterien existiert noch nicht, es gibt aber einige Merkmale, an denen du die Symptome von suchtähnlichem Medienkonsum erkennen kannst:

  • Exzessiver Gebrauch der Medien oder eines bestimmten Mediums, der sich teilweise nicht nur über Stunden, sondern im Extremfall über Tage erstreckt.
  • Vernachlässigung des sozialen Umfelds (Freunde, Familie, Partner).
  • Leistungsabfall bei der Arbeit, im Studium oder in der Schule.
  • Entzugserscheinung wie Nervosität oder Aggressivität, wenn der Medienkonsum unterbrochen wird.
  • Kontrollverlust: Überschreiten eines gesetzten Limits, der Nutzer kann seinen eigenen Konsum nicht mehr steuern.
  • Der Medienkonsum ist der Mittelpunkt des Lebens, um den fast alle Gedanken kreisen.
  • Internet, Handy und Co. werden genutzt, um sich von Problemen abzulenken und der Realität zu entfliehen.
  • Verheimlichen oder Herunterspielen des Konsums.
  • Vernachlässigung natürlicher Bedürfnisse wie Nahrungsaufnahme und der Körperhygiene.

 

Je nachdem, welche der Kriterien in welchem Ausmaß zutreffen, lässt sich der problematische Gebrauch noch in verschiedene Abstufungen unterteilen:

  • Riskanter Medienkonsum beeinträchtig phasenweise die Leistung und die soziale Interaktion.
  • Missbräuchlicher Medienkonsum bezeichnet die Stressbewältigung mittels Smartphone- und Internetnutzung.
  • Abhängiger Medienkonsum ist die extremste Form und rückt die Medien in den Mittelpunkt des Lebens.

Früh übt sich der Umgang mit Medien

Weil digitale Medien und technische Geräte wie Smartphones, Tablets und Computer einen immer größeren Stellenwert im gesellschaftlichen Leben einnehmen, ist es wichtig, dass schon Kinder und Jugendliche den richtigen und maßvollen Umgang damit lernen.

Vorbilder sollten dabei zuerst die Eltern sein, die ein wachsames Auge auf den Konsum haben und Auffälligkeiten sofort bemerken und Gegenmaßnahmen einleiten können. Auch in der Schule kann ein verantwortungsvoller Umgang mit den digitalen Medien gelehrt werden, der zum einen zwar die Vorteile von Internet und Co. hervorhebt, aber die Schüler auch mahnt, nicht die reale Welt aus den Augen zu verlieren.

Als Nutzer solltest du außerdem deinen eigenen Konsum kritisch hinterfragen. Um dein Smartphone-Nutzungsverhalten zu analysieren, kannst du beispielsweise auf eine App wie Menthal oder QualityTime zurückgreifen. Diese Anwendungen zählen, wie oft du dein Handy am Tag entsperrst und welche Funktionen du besonders häufig nutzt. Außerdem blockieren sie bestimmte Apps und Features für einen bestimmen Zeitraum, um die eine Offline-Zeit zu verschaffen. Versuch’s mal. Das Ergebnis wird dich wahrscheinlich überraschen. Solche Selbsttests gibt es übrigens auch für Internetsucht.

Jemand, der schon einen auffälligen Medienkonsum zeigt, schafft es aber vielleicht nicht mehr, alleine darauf zu reagieren. Dann bist du am Zug, ihn zu unterstützen.

Das kannst du tun, um Betroffenen zu helfen

Wenn du beim Medienkonsum von Freunden, Familienmitgliedern oder anderen Personen in deinem Umfeld Auffälligkeiten beobachtest, solltest du diese nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sprich das Problem an. Dabei ist es wichtig, dass du ruhig und sachlich bleibst, auch wenn dein Gegenüber möglicherweise abweisend reagiert.

Hilfreich ist es außerdem, wenn du das Gespräch mit der Person nicht suchst, wenn sie gerade mit Surfen beschäftigt ist, sondern einen offline-Zeitpunkt wählst. Versucht dann, gemeinsam eine Lösung zu finden. Biete dem oder der Betroffenen außerdem deine Unterstützung an, um eine passende Suchtberatungsstelle oder einen Arzt zu finden. Unter anderem diese regionalen Stellen helfen bei Medienabhängigkeit:

Wenn du mit den Betroffenen zusammen bist, ist es wichtig, dass du mit gutem Beispiel vorangehst und nicht am Smartphone oder Computer hängst, während ihr interagiert. So fällt es der Person sicher auch leichter, medienabstinent zu bleiben.

Suchtberatungsstellen

Deutschlandweit findest du hier weitere Suchtberatungsstellen über den Fachverband Medienabhängigkeit e.V. oder über Erste Hilfe Internetsucht. Hier findest du Infos über Online-Selbsthilfegruppen. Klingt auf den ersten Blick sarkastisch, kann Betroffenen aber helfen.

Wenn du dich in der Jugendhilfe engagieren möchtest, fülle einfach dieses Formular aus und finde ein Ehrenamt, das zu dir passt.

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