„Kindern helfen, ihren Platz in der Welt zu finden“: Malteser Schulbegleitdienst

Die Inklusion geistig, körperlich oder seelisch beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher an Regelschulen war lange ein öffentliches Reizthema, heute ist es Alltag geworden an Deutschlands Bildungseinrichtungen – und der Bedarf nach Betreuungspersonal steigt stetig. So auch im Lahn-Dill-Kreis, wo Rüdiger Schaal als Dienststellenleiter in Wetzlar den Malteser Schulbegleitdienst zur Betreuung dieser Zielgruppe aufgebaut hat und verantwortet. Seit dem 1. August hat er mit Manuela Weidenmüller als neuer Koordinatorin für diesen Bereich eine erfahrene Unterstützung an seiner Seite. 

Wenn man als neue Mitarbeiterin zu einer traditionsreichen Organisation wie den Maltesern kommt, bedeutet das natürlich ein großes Kennenlernen der Mitarbeiter am eigenen Standort, aber auch ein Zurechtfinden in den historisch gewachsenen Strukturen der Malteser als einer deutschlandweit aktiven Hilfs- und Ehrenamtsorganisation. 

In rund zwei Monaten kann man das kaum schaffen, weiß der Dienststellenleiter. Da hilft es, wenn man sich zumindest inhaltlich nicht in eine neue Stelle einarbeiten muss, wie Manuela Weidenmüller als neue Koordinatorin für den Schulbegleitdienst im Lahn-Dill-Kreis. Denn als erfahrene Integrationsfachkraft mit 10 Jahren Berufserfahrung, einem Diplom in Heil- und Sonderpädagogik sowie in Sozialer Arbeit und Sozialrecht, bringt Weidenmüller das nötige Know-how für die neue Stelle mit. Schaal freut sich, die größer gewordenen Aufgaben nun auf zwei weitere Schultern verteilen zu können. 

Denn seit über 10 Jahren besteht der gesetzliche Anspruch für alle Kinder zur Teilhabe am Regelschulunterricht und der Bedarf wächst stetig – auch im Lahn-Dill-Kreis. Hier sind die Malteser seit Einführung des Dienstes im Jahr 2007 inzwischen an 24 Schulen mit insgesamt 56 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigt.  

Für sie alle ist Manuela Weidenmüller fortan die erste Ansprechperson, ein Traumberuf für sie: „In meiner operativen Tätigkeit habe ich gemerkt, dass ich Spaß daran habe, für andere Menschen da zu sein und ihnen ein offenes Ohr für ihre beruflichen Sorgen und Probleme zu bieten. Dass ich in meiner neuen Position genau das machen darf, ist natürlich großartig.“ Konkret heißt das, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu begleiten und ihnen zu helfen, persönliche Grenzen zu setzen und den nötigen Ausgleich zu finden. Denn: „Die Arbeit als Schulbegleiter ist eine Tätigkeit, in die die Beschäftigten viel Herzblut einbringen, gerade weil die meisten als Quereinsteiger mit viel Motivation und Idealen zu diesem Beruf kommen und sich selbst und die eigenen Bedürfnisse erst einschätzen lernen.“ Deshalb bieten die Malteser den Schulbegleiterinnen und Schulbegleitern regelmäßige Teamtreffen sowie ein pädagogisch betreutes Notfalltelefon zum Austausch an. 

Außerdem seien die Tätigkeiten sehr verschieden, je nachdem welches Handicap der jeweilige Schützling mitbringt, so Weidenmüller: „Es gibt Begleiter für Kinder, deren Einschränkungen rein körperlicher Natur sind. Da schiebt man im Zweifel nur den Rollstuhl ins Klassenzimmer und begleitet das Kind zum Waschraum und nach dem Unterricht wieder zum Bus. In anderen Fällen sind die Schulbegleiter mit im Unterricht dabei, und gestalten das individuelle Lernumfeld des Kindes in Kooperation mit den Lehrkräften. Sie gewähren Hilfe bei der Arbeitsplatzorganisation, beim Aufräumen des Arbeitsplatzes oder übernehmen stellvertretende Tätigkeiten wie Schreiben, Schneiden, Kleben oder erklären Sachverhalte, die die Kinder brauchen, um dem Unterricht folgen zu können.“ Die Begleitung richtet sich dabei ganz nach den Bedürfnissen des betreffenden Schützlings. „Wir begleiten Kinder mit Autoimmunkrankheiten und allen Arten von körperlichen Behinderungen sowie sozial emotionalen Beeinträchtigungen vom vorschulischen Bereich bis zur Berufsschule. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Qualifikationen der einzelnen Mitarbeiter.“ Unter ihnen seien Krankenpfleger, Pflegekräfte, Erzieher und Pädagogen bis hin zu ungeschulten Quereinsteigern, die dann entsprechend durch Weiterbildungsmaßnahmen qualifiziert würden. 

Die Anfragen erhalten die Malteser über das Sozial- und Jugendamt des Kreises sowie der Überregionalen Beratungsstelle (BFZ), aber auch direkt von Eltern. In allen Fällen wird dann zunächst geprüft, ob ein passender Mitarbeiter vorhanden ist, es werden Gespräche mit der Schule und den Erziehungsberechtigten geführt und eine Hospitationsphase durchgeführt. So soll gewährleistet werden, dass jedes Kind, jeder Jugendliche den Schulbegleiter bekommt, der zu ihm passt. „Wir möchten jedem Kind dabei helfen, seinen Platz in der Welt zu finden.“ So könne man das Leitbild des Malteser Schulbegleitdienstes formulieren, meint auch Dienststellenleiter Schaal. 

Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage sind die Malteser immer auf der Suche nach passenden Bewerbern für die betreffenden Kinder. Wer Interesse an diesem anspruchsvollen, aber auch Freude bringenden Beruf habe, könne sich daher jederzeit an Rüdiger Schaal und Manuela Weidenmüller wenden. 


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