„Malteser Einsatzdienste können mehr als Pflasterkleben“, sagt Boris Falkenberg mit einem Augenzwinkern und meint es gar nicht abfällig. Als ehrenamtlicher Kreisbeauftragter des Malteser Hilfsdienst e.V. der Gliederung Wetzlar weiß er einfach, welche Eigenschaften die Menschen mit der Hilfsorganisation verbinden. „Dabei sind unsere ehrenamtlichen Helfenden häufig dort im Einsatz, wo man es gar nicht vermutet“, so Falkenberg weiter. Der nächste Dienst, ein Sanitätsdienst, steht für die Malteser an, wenn nach pandemiebedingter Pause die Karnevalisten wieder durch Wetzlar ziehen.
Ohne Ehrenamtliche sähe es düster aus
Die Einsatzdienste sind gegliedert in verschiedene Fachbereiche: Katastrophenschutz, Sanitätsdienst, Betreuungsstelle und Gerätewagen Rettungsdienst. Zu ihren Aufgaben zählt, je nach Fachbereich, die Versorgung von Verletzten sowie die Betreuung involvierter jedoch unverletzter Personen. Zudem sorgen sie für die Technik und die Sicherheit an Einsatzstellen, beispielsweise über beheizte Zelte und Stromversorgung.
Der Malteser Hilfsdienst stellt den ca. 70 Einsatzkräfte umfassenden 2. Sanitätszug des Lahn-Dill-Kreises und rückt aus, wenn es ernst wird und viele Verletzte gleichzeitig vom Rettungsdienst versorgt werden müssen. Die Ehrenamtlichen versorgen in diesem Fall beispielsweise an einem Behandlungsplatz Patienten oder transportiert Menschen in Krankenhäuser. Die Betreuungsstelle sorgt mit ihren zwölf Helfenden für Verpflegung und kurzfristige Betreuung von bis zu 25 Personen an der Dienststelle der Malteser – zum Beispiel, wenn diese bei einem Wohnhausbrand ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Der Gerätewagen Rettungsdienst unterstützt alle Einsatzkräfte bei der Versorgung mit Zelten, Licht, Strom und Helfenden. Auch abseits der vom Land Hessen oder dem Landkreis beauftragten Einsätze sind die Malteser sanitätsdienstlich unterwegs.
Ehrenamtliches Know-how hilft auch im Beruf
Natalie Henning, seit 2016 ehrenamtliche Malteser-Helferin, unterstützt innerhalb der Einsatzdienste der Gliederung Wetzlar die sogenannte Schnelleinsatzgruppe Behandlung. „Wir kommen, wenn es eng wird“, sagt Henning. „Mit Zelten errichten wir mit zahlreicher medizinischer Ausstattung einen Behandlungsplatz direkt am Ort des Geschehens, um möglichst effizient unterstützen zu können.“ Auf die Frage, was sie zur ehrenamtlichen Mitarbeit motiviert, lacht sie. „Ich finde die Gemeinschaft toll und das Miteinander. Und weil helfen meine Leidenschaft ist.“ Die 38-Jährige ist Diplom-
Mineralogin, arbeitet im Hauptberuf als Laboringenieurin in Metall- und Elektroindustrie. Dass sie ihr ehrenamtliches Fachwissen als Betriebssanitäterin auch im Beruf anwenden kann und ihr Arbeitgeber im Gegenzug ihr Engagement unterstützt, bezeichnet Henning als „Win-Win-Situation“.
Ausbildung, Einsatzkleidung, Versicherungsschutz
Auch im Rahmen der Flutkatastrophe 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren die Malteser im Einsatz. Immer wieder habe man, berichtet Natalie Henning, Betroffene und Anwohner erstversorgen müssen, weil sie zum Beispiel mit unzureichendem Schuhwerk in rostige Nägel getreten seien oder sich Schnitte an den Händen durch scharfe Trümmerteile zugezogen hätten. „Mit einer PSA ist das Verletzungsrisiko deutlich minimiert“, sagt Henning und ergänzt: „Als PSA bezeichnet man die persönliche Schutzausrüstung, mit der bei den Maltesern und anderen Hilfsorganisationen jeder Helfende ausgestattet ist. Zudem haben wir im Ehrenamt denselben Versicherungsschutz, den man auch als Arbeitnehmer im Angestelltenverhältnis hat. Wir sind also abgesichert, für den Fall, dass etwas passieren sollte.“
Karriere machen geht auch im Ehrenamt
Angefangen hat Natalie Henning beim Hilfsdienst wie alle Ehrenamtlichen: Mit der Malteser Grundausbildung. Die findet arbeitnehmerfreundlich an zwei Tagen am Wochenende statt. „Unsere Helfenden durchlaufen zudem eine theoretische und praktische Basisausbildung, die sich über mehrere Ausbildungsabende und teilweise auch auf Samstage verteilt, um auf den Einsatz im Betreuungsdienst beziehungsweise Katastrophenschutz vorbereitet zu sein“, erklärt Noah Rothgerber, Leiter Einsatzdienste beim Malteser Hilfsdienst. Während der theoretischen Ausbildung sei sie als „Praktikant mitgelaufen“, habe sich in der Praxis angeschaut, ob sie sich gut aufgehoben fühlt bei den Maltesern, sagt Henning.
Neben Fachkräften sind Hilfsorganisationen wie die Malteser auch auf Führungskräfte angewiesen, deshalb, so Noah Rothgerber, bilde man heute bereits die Führungspersönlichkeiten von morgen in Lehrgängen und Fortbildungen aus. Auch Henning ist mittlerweile als Gruppenführerin im Sanitätszug tätig.
Jeden Dienstag ab 19.00 Uhr steht für die Einsatzdienste des Malteser Hilfsdienst e.V. ein Ausbildungs- und Übungsabend in der Dienststelle Wetzlar auf dem Programm. Wer hineinschnuppern möchte ins Ehrenamt, ist herzlich eingeladen, einmal zuzuschauen. Um Anmeldung wird gebeten. Kontakt: Noah Rothgerber, Leiter Einsatzdienste Gliederung Wetzlar, Malteser Hilfsdienst e.V., Telefon: 06441-9494-240, E-Mail: noah.rothgerber@malteser.org, Internet: www.malteser-wetzlar.de.