„Integration braucht professionelle Strukturen“

Gemeinsam mit Stefan Laux, der 2021 für das Amt des Bürgermeisters von Limburg kandidiert, hat sich Klaus-Peter Willsch (CDU), Bundestagsabgeordneter für den Rheingau-Taunus-Kreis, beim Malteser Hilfsdienst über die Arbeit des Integrationsdienstes in der Diözese Limburg informiert und symbolisch ein schriftliches Dankeschön an Dr. Stefanie de Frênes, Diözesanoberin des Malteser Hilfsdienstes in Limburg, für die geleistete Integrationsarbeit der Malteser übergeben. v.l.n.r. Stefan Laux (Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Limburg), Mohamad Osman (Leiter Integrationsdient Wetzlar und Limburg Malteser Hilfsdienst), Dr. Stefanie de Frênes (Diözesanoberin der Malteser), Samira Lerche (Referentin Integrationsdienste / Leiterin Integrationsdienst Frankfurt Malteser Hilfsdienst, im Hintergrund), Jürgen Briegel (Stellvertretender Geschäftsführer der Gliederung Limburg-Weilburg des Malteser Hilfsdienstes, im Hintergrund), Klaus-Peter Willsch (CDU, Bundestagsabgeordneter für den Rheingau-Taunus-Kreis)
Gemeinsam mit Stefan Laux, der 2021 für das Amt des Bürgermeisters von Limburg kandidiert, hat sich Klaus-Peter Willsch (CDU), Bundestagsabgeordneter für den Rheingau-Taunus-Kreis, beim Malteser Hilfsdienst über die Arbeit des Integrationsdienstes in der Diözese Limburg informiert und symbolisch ein schriftliches Dankeschön an Dr. Stefanie de Frênes, Diözesanoberin des Malteser Hilfsdienstes in Limburg, für die geleistete Integrationsarbeit der Malteser übergeben. v.l.n.r. Stefan Laux (Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Limburg), Mohamad Osman (Leiter Integrationsdient Wetzlar und Limburg Malteser Hilfsdienst), Dr. Stefanie de Frênes (Diözesanoberin der Malteser), Samira Lerche (Referentin Integrationsdienste / Leiterin Integrationsdienst Frankfurt Malteser Hilfsdienst, im Hintergrund), Jürgen Briegel (Stellvertretender Geschäftsführer der Gliederung Limburg-Weilburg des Malteser Hilfsdienstes, im Hintergrund), Klaus-Peter Willsch (CDU, Bundestagsabgeordneter für den Rheingau-Taunus-Kreis)

„Es ist schön, dass wir dieses Gespräch trotz Corona, wenn auch mit dem notwendigen Abstand, persönlich führen können“, freut sich der Bundestagsabgeordnete für den Rheingau-Taunus-Kreis, Klaus-Peter Willsch, Anfang Juli im großen Ausbildungsraum des Malteser Hilfsdienstes in der Diözesangeschäftsstelle der Malteser in der Frankfurter Straße im Herzen Limburgs. Schließlich waren Termine wie diese seit März pandemiebedingt ausgefallen. Eigentlich finden in dem großen Raum Erste-Hilfe-Kurse statt, jetzt bietet er genügend Platz für den Blick hinter die Kulissen des Integrationsdienstes der Malteser in der Diözese Limburg mit den Standorten Frankfurt, Limburg und Wetzlar.

Integration braucht auch finanzielle Unterstützung

„Integration geht nicht nur mit großem Herzen, sondern braucht auch finanzielle Unterstützung“, bringt es Dr. Stephanie de Frênes, Diözesanoberin der Malteser in Limburg, gleich zu Beginn auf den Punkt. „Integration wird vielleicht und hoffentlich irgendwann einmal beendet sein. Doch noch sind wir auf Unterstützung angewiesen und freuen uns daher, heute über unsere Integrationsarbeit berichten zu dürfen“, begrüßt sie die beiden Gäste. Als Diözesanoberin der Malteser weiß sie jedoch, dass Flucht und Vertreibung immer wieder in der Geschichte große Themen sind. „Auch viele Menschen in Deutschland wissen unter anderem aus Ereignissen wie die im Sommer 1989, als rund 55.000 Geflüchtete aus der DDR nach Budapest gekommen waren, in der Hoffnung, dort die Grenze überwinden zu können, wie es sich anfühlt, die Heimat mit unbestimmter Zukunft zu verlassen.“ Auch damals waren Organisationen wie die Malteser zur Stelle, um schnell und nahe an den Menschen zu helfen.

Weil Nähe zählt ist auch heute der Leitgedanke

„Wir sind drei hauptamtliche Koordinatoren und betreuen knapp 150 Ehrenamtliche und 400 Migranten“, beginnt Samira Lerche, Referentin Integrationsdienste / Leiterin Integrationsdienst Frankfurt, ihren Bericht über die konkreten Maßnahmen. Jeder und jede Ehrenamtliche werde durch einen der hauptamtlichen Koordinatoren unterstützt. „Wir qualifizieren unsere ehrenamtlichen Integrationslotsen durch Schulungen und Fortbildungen und vermitteln ihnen Handlungssicherheit“, erklärt Lerche. „Wichtig ist auch der Erfahrungsaustausch und die Supervision mit anderen Lotsen.“ Diözesanoberin de Frênes ergänzt: „Ob sich die Zugewanderten als Teil unserer Gesellschaft fühlen, hängt unserer Erfahrung nach vielfach an der Frage, ob sie Arbeit finden. Darüber ergeben sich vielfältige soziale Kontakte.“ Zudem gebe das „selbst verdiente Brot“ den Zugewanderten Selbstvertrauen und stärke ihre Zuversicht. „Aber auch die Kontakte im privaten Umfeld haben eine große Bedeutung.“

Integrationslotsen helfen beim Ankommen

Wie wichtig ein gutes und möglichst schnelles Ankommen ist, hebt auch Klaus-Peter Willsch hervor: „Vor allem in den Jahren 2015 und 2016 mussten wir mit viel ehrenamtlichem Einsatz, aber auch durch professionelle Strukturen, wie sie Hilfsorganisationen wir der Malteser Hilfsdienst sie geschaffen haben, eine große Zahl an Asylbewerbern und Bürgerkriegsflüchtlingen in Deutschland aufnehmen. Ein derart ungeregelter Massenzustrom darf sich nicht wiederholen, offensichtlich unbegründete Asylanträge müssen schneller beschieden und die unberechtigten Bewerber dann zügig zurückgeführt werden“. Der Bundestagsabgeordnete sieht weiterhin Herausforderungen und informiert sich bei Samira Lerche und ihrem Referatskollegen Mohamad Osman nach konkreten Maßnahmen der Malteser.

„Integrationslotsen unterstützen die Menschen bei ihren alltäglichen Herausforderungen, wie der Suche nach einer geeigneten Wohnung, Schule, Kinderbetreuung, dem Lernen der deutschen Sprache, dem Einkauf oder Arztbesuch und begleiten sie bei Gesprächen mit Ämtern und Behörden“, erläutert Osman, der als ehemaliger Geflüchteter weiß, wovon er spricht. Als Journalist konnte er 2013 in seiner Heimatstadt Aleppo nicht mehr bleiben und flüchtete aus Syrien nach Deutschland. „Ganz wichtig sind auch der Ausbau von Kompetenzen wie zum Beispiel EDV-Kenntnisse, die bieten wir am Standort Wetzlar auch speziell für Frauen an.“

Einander verstehen, miteinander leben

Integrationslotsen helfen einzelnen geflüchteten Frauen, Männern oder auch Familien. Lotsen engagieren sich zum Beispiel in Gesprächskreisen, in denen die Geflüchteten andere Menschen in ähnlicher Situation treffen und sich gegenseitig Rat geben. Wie wichtig dabei auch die schulische Integration von geflüchteten Kindern ist, weiß Stefan Laux, der an diesem Tag nicht nur als Bürgermeisterkandidat aufmerksam zuhört, sondern die Arbeit der Integrationslotsen auch als Schulleiter der Limburger Friedrich-Dessauer-Schule beurteilt, einer selbstständigen beruflichen Schule mit Schwerpunkt Technik.

"Voneinander lernen, miteinander leben und gemeinsam Zukunft gestalten", lautet das Leitbild der Schule und das könnte auch das Motto der Integrationsarbeit der Malteser sein. „Zukunft gestalten können wir mit denjenigen, die gut integriert sind“, sagt Laux. „Aber es gibt auch Menschen, die abgehängt sind, die keinen entsprechenden Anschluss finden und die dann in der Öffentlichkeit mitunter ein schlechtes Bild abgeben.“ Das seien die falschen „Botschafter“ bestätigen die Referenten Integrationsdienste und Lerche hebt hervor: „Wir haben in der Diözese Limburg keine Konflikte mit den Geflüchteten, die wir betreuen, weil wir als Malteser klare Werte haben und nur mit den Menschen arbeiten, die an Integration interessiert sind.“ Wie zum Beispiel mit den Schülerinnen und Schülern, die einmal pro Woche in die Geschäftsstelle der Malteser in Limburg kommen und hier Nachhilfe von Ehrenamtlichen bekommen.

Von Malteser Deutsch-Treff über Theaterprojekte bis hin zum Online-Tandem

Seit Ende 2015 hat sich in Frankfurt der Malteser Deutsch Treff rein ehrenamtlich aufgebaut und wird seither von zwei ehrenamtlichen Projektleitern geführt. „Vor allem 2015 gab es nicht genug Sprachkurse, um der großen Nachfrage gerecht zu werden“, erklärt Lerche, die den Integrationsdienst in Frankfurt leitet. „Aus dieser Notlage heraus, hat sich eine Gruppe Ehrenamtlicher zusammengetan und bietet seither in der Geschäftsstelle der Malteser in Frankfurt von montags bis donnerstags jedem Interessierten die Möglichkeit, ohne Anmeldung zum Deutschsprechen-Üben vorbei zu kommen.“

Vom so genannten „Biografischen Theaterprojekt Limburg“ berichtet Mohamad Osman, Leiter Integrationsdient Wetzlar und Limburg: „Mit diesem Theaterprojekt haben wir Malteser in Limburg in den Jahren 2016, 2017 und 2018 mit einer Gruppe aus jungen Erwachsenen mit und ohne Fluchthintergrund die Themen aufgearbeitet, die sie beschäftigt und bewegt haben – die Flucht nach Europa, die Zerrissenheit zwischen der alten Heimat und dem neuen Leben, Rassismus unterschwellig erleben zu müssen und die Herausforderungen im neuen Heimatland, wo selbst kleine Behördengänge wie ein Labyrinth erscheinen können.“ So seien aus der gemeinsamen Liebe zum Theater, mit der viele der Teilnehmer aus Somalia, Afghanistan, Syrien, Namibia und Pakistan vorher noch keine direkten Berührungspunkte hatten, drei Theaterstücke entstanden.

Der Großteil der Ehrenamtlichen engagiert sich in der Einzel- Familienbegleitung. „Das hat den großen Vorteil, dass es sich um ein zeitlich sehr flexibles Ehrenamt handelt“, sagt Lerche. „Für unsere Tandems sind die Integrationslotsen oftmals ihre erste in Deutschland lebenden Vertrauensperson.“ Mit knapp 80 Tandems in der Diözese bieten die Integrationslotsen der Malteser eine „individuelle, an den Bedarf angepasste und sehr konstruktive Form der Unterstützung“ an – pandemiebedingt während der Corona-Krise auch dort online, wo den Geflüchteten die technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Besonders habe man sich bei den Maltesern gefreut, dass so viele Geflüchtete in der Corona-Krise ihrerseits dort geholfen haben, wo die Hilfsorganisation zunächst an ihre Grenzen gestoßen sei. „Wir haben zwar an einigen Standorten schnell mobile Einkaufsdienste aus der Taufe gehoben, aber die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer brauchten Mund-Nase-Bedeckungen, um die Einkäufe durchzuführen und bei den Menschen, vor allem solche der Risikogruppen, abzugeben“, beschreibt Osman die Situation zu Beginn der Pandemie. „Aref Alahmad, der in der Limburger Innenstadt eine Schneiderei betreibt, hat uns 400 Community-Masken genäht, die wir an unsere Helferinnen und Helfer verteilt haben. Wer keine Maske selbst nähen oder kaufen kann, konnte sich im Malteser Zentrum Wetzlar kostenfrei eine Stoffmaske abholen.“ Auch am Standort Wetzlar gab es eine Nähaktion von Geflüchteten.

„Es sind positive Beispiele wie diese, auf die wir das Augenmerk der Öffentlichkeit lenken möchten, wenn wir von Integration sprechen,“ sagt Diözesanoberin Dr. Stephanie de Frênes zum Abschluss des Termins. „Daher danken wir Ihnen, Herr Willsch und Herr Laux, für Ihren Besuch, der uns die Möglichkeit gibt, über unsere Arbeit zu sprechen und hoffentlich die Öffentlichkeit herzustellen, die es für eine langfristige Förderung unserer Arbeit braucht.“

 

Kontakt für Interessierte:

Wer sich für die ehrenamtliche Mitarbeit als Integrationslotsin oder Integrationslotse interessiert, kann sich entweder online informieren https://www.malteser.de/migration-fluechtlingshilfe/integrationslotse.html oder sich direkt mit dem Referat Integrationsdienste in Verbindung setzen:

  • Samira Lerche, Referentin Integrationsdienste / Leiterin Integrationsdienst Frankfurt, Malteser Hilfsdienst e.V., Schmidtstr. 67, 60326 Frankfurt, Telefon: 069/942105 59, Mobil: 0176 47307224, E-Mail: samira.lerche@malteser.org.
  • Mohamad Osman, Leiter Integrationsdient Wetzlar und Limburg, Malteser Hilfsdienst e.V., Christian-Kremp-Straße 17, D-35578 Wetzlar, Mobil: 0160 94716530, E-Mail: mohamad.osman@malteser.org.

 


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