Köln. Die gesellschaftliche Gefährdung hat nach Einschätzung der 2.169 Befragten in den letzten fünf Jahren merklich zugenommen. Besonders die Bedrohung durch bewaffnete Konflikte und Kriege empfinden 72 Prozent der Befragten als deutlich gestiegen. Ähnlich hoch sind die Sorgen in Bezug auf den Erhalt des sozialen Zusammenhalts, den 65 Prozent als schwächer werdend ansehen. 64 Prozent schätzen die öffentliche Sicherheit problematischer ein als vor einigen Jahren.
Angesichts wachsender Risiken fühlen sich viele Menschen auf Krisensituationen schlecht vorbereitet
Das Bedürfnis sich selbst schützen zu können, ist bei 38 Prozent der Befragten gestiegen. Bei 29 Prozent der Befragten trifft das auch auf das Bedürfnis anderen helfen zu können zu. Allerdings: Nur knapp ein Drittel der Befragten sieht sich darauf (eher) gut vorbereitet. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) sieht hier deutlichen Nachholbedarf. Besonders Ältere fühlen sich zwar gut informiert, sehen sich aber schlechter in der Lage, aktiv zu handeln.
Immerhin: Drei von vier Befragten stimmen zu, dass Eigenvorsorge notwendig ist, um sich und andere in Krisen und Katastrophen zu schützen. Allerdings bleibt die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück. Die Hälfte der Befragten hat bisher keinerlei Vorsorge getroffen, auch wenn 27 Prozent dies in Erwägung ziehen. Erst jeder Vierte hat Vorräte an Lebensmitteln, Getränken und Medikamenten angelegt, 17 Prozent haben sich auf Stromausfälle vorbereitet und etwa jeder Zehnte hat in den letzten 12 Monaten einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert.
Die Hilfsbereitschaft ist groß, aber es fehlt an der Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung im Bevölkerungsschutz
Auch in Bezug auf das ehrenamtliche Engagement im Katastrophenschutz gibt es in Deutschland noch deutlichen Bedarf. 38 Prozent der Befragten würden sich allenfalls spontan engagieren wollen, 23 Prozent würden eine Basisqualifizierung absolvieren, aber nur 17 Prozent würden sich als Spontanhelfer registrieren lassen, um auch gezielt in Notlagen eingesetzt werden zu können.
„Der Aufbau eines robusten Zivilschutzsystems drängt: Wir sehen eine große Hilfsbereitschaft, aber gleichzeitig auch die Verunsicherung. Das Bewusstsein wächst, dass der gefühlte Vollkaskostaat angesichts der vielen Herausforderungen nur noch Teilkasko mit Selbstbeteiligung anbieten kann. Wenn Eigenvorsorge und Engagement wichtiger werden, braucht es auch staatliche Strukturen, die die Bevölkerung stärker einbinden und auf Krisensituationen vorbereiten“, sagt General a.D. Martin Schelleis, Bundesbeauftragter für Krisenresilienz, Sicherheitspolitik und zivil-militärische Zusammenarbeit bei den Maltesern.
Der Blick nach Skandinavien zeige, dass dies möglich sei – durch eine Kombination aus staatlicher Aufklärung, regelmäßigen Übungen und einem gestärkten Gemeinsinn. Auch die große Mehrheit der Befragten (78 Prozent) sieht im schwedischen Zivil- und Katastrophenschutz ein Modell, um den Zivilschutz hierzulande zu stärken.
Als eine große, anerkannte Hilfsorganisation im Bevölkerungsschutz stellen die Malteser 58.000 ehrenamtliche Einsatzkräfte, die unter anderem für den Einsatz zur Gefahrenabwehr und im Katastrophenfall tätig sind. Fast 400.000 Menschen absolvieren jedes Jahr einen Erste-Hilfe-Kurs bei den Maltesern.
Mehr Informationen:
https://www.malteser.de/ehrenamtsmonitor.html