Pfingst-Impuls: Was bewegt mich wirklich?

Dome Invalide in Paris mit untergehender Sonne jenseits des Gebäudes. Foto: Robert Austerschmidt

Als Kind hatte ich beinahe etwas Angst vor der Pfingstgeschichte. Die Sendung des Hl. Geistes in vom Himmel fallenden Feuerzungen, löste in mir eine gewisse Sorge aus. Mir war klar, dass eine Flamme heiß ist und ein Kontakt weh tun würde. So stellte ich mir vor, wie dem Petrus eine Feuerflamme auf die apostelfürstliche Glatze fiel und dort sicher nicht wie eine Seifenblase zerplatze, sondern weiterbrannte. Vor dieser Gefahr von oben müssten doch alle davon- und durcheinander laufen oder eine Art Schutzschirm aufspannen.

Diese kindliche Sorge habe ich zwischenzeitlich überwunden und lächele selbst darüber. Die Flammen, das war den Adressaten klar, sind ein Zeichen der anwesenden Göttlichkeit – so wie an anderen Stellen Sturm, Beben, Wolkensäulen, etc..

Und dennoch ist das Bild passend. Wie sagten die Emmaus-Jünger noch zueinander, nachdem diese Jesus erkannten: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er uns die Schrift deutete?“ Wenn mir „etwas unter den Nägeln brennt“, ich „für eine Sache brenne“, „ganz Feuer und Flamme“ bin – viele solcher Formulierungen gibt es, die sagen wollen, dass ich von etwas oder auch jemandem, ganz und gar eingenommen bin. Da ist schon ein Stück dieses Geistes in mir zu spüren. Denn mit der Taufe, jedem Hören der Schrift und jedem Gebet wirkt der Geist bereits -beinahe unbemerkt- in mir. Bisweilen ist es auch hilfreich, innerlich still zu werden, dem Wirken des Geistes Raum zu geben und in mich hinein zu hören: Was bewegt mich wirklich? Wie sehe ich das ein oder andere wohl bedacht? Was lässt mich brennen? Dieses Bewusstmachen kann sich durchaus positiv auf mein Sein auswirken.

Pfingsten beendet die Osterzeit. Wenn ich zurückschaue, den Tod und die Auferstehung sehe, was die Jünger Jesu so an Gefühlshinundher mitmachen und ertragen mussten, so gewinnt Pfingsten doch auch einen tröstlichen Zug: Mit dem, dass Jesus sich zeigte, mit den Jüngern sprach und aß, mag etwas von „früher“ beruhigend Einzug gehalten haben. Es war irgendwie wie damals, vor der Sache mit dem Kreuz, alles doch wieder gut. Mit der Himmelfahrt beendet Jesus diese „Wohlfühlphase“. Das jedoch nicht, um sich zu entfernen, sondern aus der menschlichen 1:1-Beziehung heraus, in sein Dasein für alle Menschen zu wandeln. Pfingsten, die Herabsendung des Hl. Geistes, ist die Ansage, dass die Auffahrt Christi in den Himmel keine Einbahnstraße ist. Er hält sein Versprechen „Ich bin bei euch alle Tage“ [Mt 28,20]. Mit dem Hl. Geist in uns, dürfen wir in diese Zusage einstimmen und selbst die Welt ein wenig österlicher werden lassen.

Frohe Pfingsten!

Robert Austerschmidt
Referent Malteser Pastoral, Diözese Speyer


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