Eine Erfolgsgeschichte geht in die Verlängerung

Die Leiterin des Ausbildungsförderzentrums der Malteser Werke, Angela Breit (hinten rechts), und die Lehrerin am Bildungscampus, Nicole Bahrami, freuen sich mit den erfolgreichen Absolventen über den bestandenen Mittelschulabschluss. (Foto: Margit Schmitz/Malteser)

Bad Aibling/Landkreis. Die gute Nachricht ist Ende Juli eingegangen: Das Ausbildungsförderzentrum (AFZ) Bad Aibling-Mietraching hat erneut die Ausschreibung für individuelle Maßnahmenkombination und assistierte Ausbildung für junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund gewonnen, die vom Jobcenter Landkreis Rosenheim koordiniert wird. 

Das AFZ, das von den Malteser Werken in Kooperation mit dem Diakonischen Institut für Bildung und Soziales (DIBS) im Bad Aiblinger Ortsteil Mietraching betrieben wird, fördert und fordert seit 2017 junge geflüchtete Menschen intensiv in den drei Bereichen Wohnen, Schule & Ausbildung und soziales Leben. Die enge Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Landkreis Rosenheim und dem Jobcenter Stadt Rosenheim besteht bereits seit dem Jahr 2018, in dem die Malteser Werke erstmals eine Ausschreibung gewinnen konnten. Seitdem werden die Fördermaßnahmen des AFZ durch die Jobcenter mit erheblichen Summen finanziell gefördert. Franz Heuberger, Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Rosenheim lobt die Maßnahme und die gute Zusammenarbeit: „Diese Weiterbildungsmaßnahme für junge Menschen mit Migrationshintergrund, die erst aufgrund einer Privatinitiative entstanden ist und von den Jobcentern Landkreis Rosenheim und Stadt Rosenheim weiter gefördert wurde, war und ist eine Erfolgsgeschichte!“

Die Leiterin des AFZ, Angela Breit, bedankt sich für das entgegengebrachte Vertrauen: „Für uns ist die Zuschlagserteilung eine großartige Bestätigung der Arbeit des AFZ, das sich in der Region einen sehr guten Ruf erarbeitet hat. Unser Ziel ist es, junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund weiterhin in unserer schönen Region zu verankern.“ Wer beruflich erfolgreich sei und seinen Lebensunterhalt nachhaltig selbst bestreiten könne, der integriere sich auch leichter in unsere Gesellschaft, erklärte sie.

Der Erfolg zeigt sich aktuell am Schulabschluss der zehn jungen Menschen, die im vergangenen Jahr die Aktivierungsphase der Fördermaßnahme durchlaufen haben. Gemeinsam haben sie am Dietrich-Bonhoeffer-Bildungscampus des DIBS die AFZ-Klasse unter der Klassenleitung von Nicole Bahrami besucht, sich gegenseitig unterstützt und alle die externen Prüfungen zum Mittelschulabschluss mit einem Notendurchschnitt von mindestens 2,8 bestanden. Dabei hatten die fünf Frauen und fünf Männer aus vier verschiedenen Nationen neben dem Unterricht im wochenweisen Wechsel noch Praktika zur beruflichen Orientierung zu absolvieren – zumindest bis im Frühjahr Corona ausbrach und viele Betriebe wegen der Kontaktverbote ihre Praktikumszusagen zurückziehen mussten. Dadurch konnten sich die jungen Menschen zwar mehr aufs Lernen konzentrieren, mussten aber mit den Nachteilen des Online-Unterrichts zurechtkommen. Hirut, eine junge Frau aus Eritrea, erklärt: „Der Online-Unterricht war schon ein bisschen schwierig, zum Beispiel in Mathematik. Da hat der direkte Kontakt zum Lehrer gefehlt.“ Die notwendigen Maßnahmen zur individuellen Förderung der Teilnehmer, die letztlich zum großen schulischen Erfolg geführt haben, werden unter den Beteiligten immer eng abgestimmt. Neben den Lehrkräften begleiten Breit und ihr Team der Malteser Werke die jungen Menschen, die in zwei Wohngemeinschaften des AFZ leben, und stehen ihnen im Alltag zur Seite.

So hat auch Hirut, die seit knapp vier Jahren in Deutschland lebt, trotz der coronabedingten Schwierigkeiten den Mittelschulabschluss geschafft und wird Anfang September in Rosenheim eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten beginnen. Damit wechselt sie in die zweite Phase der Fördermaßnahme, in die sog. „Assistierte Ausbildung“ (AsA). Die Auszubildenden leben in kleinen Wohngruppen zusammen und organisieren ihr Leben weitgehend eigenständig, werden aber intensiv durch Stütz- und Förderunterricht gefördert. Die sozialpädagogische Begleitung ist auch während dieser Zeit gewährleistet. Die Betriebe profitieren ebenfalls durch den engen Kontakt und die Betreuung durch das AFZ-Team.

Für einige der Schulabgänger ist die Zukunft noch ungewiss. Sie hoffen, bis zum Herbst noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Zum Beispiel Mahmud aus Syrien, der erst vor zwei Jahren nach Deutschland kam, und gerne Zahntechniker oder Zahnmedizinischer Fachangestellter werden möchte: „In Syrien habe ich mein Abitur gemacht, wollte Zahnmedizin studieren, doch der Krieg hat das verhindert. In Deutschland möchte ich in jedem Fall im medizinischen Bereich arbeiten.“ Er hat viele Bewerbungen geschrieben und hofft sehr, bis September einen Ausbildungsplatz zu finden. Im vergangenen Jahr habe er sich im AFZ bestens betreut gefühlt. „Die Lehrerin und die Betreuerinnen haben uns geholfen weiterzumachen, trotz Corona nicht aufzugeben und wir haben es alle mit besten Noten geschafft“, erklärt er stolz.

In den Vorjahren konnte ein deutlich höherer Anteil der Teilnehmer an der Aktivierungsphase nach dem Schulabschluss eine Ausbildung beginnen, doch in diesem Jahr bieten viele Betriebe wegen der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise deutlich weniger Ausbildungsplätze an. Dennoch hofft Breit, dass noch einige der Teilnehmer die Chance auf eine Ausbildung bekommen. Klassische Handwerksberufe wie Kfz-Mechatroniker oder Friseurin sowie medizinische Berufe stehen dabei bei den Absolventen besonders hoch im Kurs.

In vielen Fällen führen vorangegangene Praktika zur Übernahme der Teilnehmer in ein Ausbildungsverhältnis. „Viele Betriebe in der Region unterstützen unsere Teilnehmer durch die Möglichkeit eines Praktikums. Hier können die Praktikanten ihre Stärken präsentieren und die Unternehmen gewinnen ein umfassendes Bild des Bewerbers. Davon profitieren beide Seiten“, hat Breit oft erfahren. Sie freut sich, wenn Betriebe den Kontakt zum AFZ suchen und einen Praktikumsplatz anbieten.

Im Herbst werden die neuen Jahrgänge in die Aktivierungsphase und in die Assistierte Ausbildung starten. Noch gibt es freie Plätze für motivierte junge Erwachsene mit Flucht- und Migrationshintergrund. Diese müssen unter anderem Deutschkenntnisse auf Niveau A2 oder höher haben und den festen Willen, drei bis vier Jahre ihre ganze Zeit, Kraft und Aufmerksamkeit in eine Ausbildung zu stecken. Bahrami, die seit 2017 die AFZ-Klassen unterrichtet, ist regelmäßig beeindruckt: „Ich finde unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer extrem motiviert, zuverlässig, fleißig. Es ist ein schönes Arbeiten und auch für mich immer sehr lehrreich.“ Sie hofft, dass im kommenden Jahr so wie erstmals bei dem aktuell scheidenden Jahrgang wieder gleich viele Frauen und Männern an der Maßnahme teilnehmen werden.

Informationen und Kontakt im Internet unter www.malteser-werke.de/afz oder direkt bei Angela Breit unter Telefon 0160-243 90 14 oder per Mail an angela.breit@malteser.org


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