Wertschätzung, Respekt und Rücksichtnahme sind Wörter, die Gabriele Borgböhmer häufig benutzt, wenn sie über ihre Aufgabe als ehrenamtliche Benimmtrainerin spricht. Seit fast zehn Jahren schon engagiert sich die 66-Jährige bei den Maltesern. Dabei hat sie sowohl Schatten- als auch Sonnenseiten bei der Arbeit mit Jugendlichen kennengelernt und ist sich sicher: „Es gibt viel viel mehr Sonnenseiten!“
Die Idee zu den Malteser Benimmkursen entstand bereits 2011. Damals war Gabriele Borgböhmer gerade aus dem Berufsleben ausgestiegen mit dem Gedanken, einen Teil ihrer Zeit ab sofort in ein Ehrenamt zu investieren. Schnell wurde sie auf das Angebot der Malteser aufmerksam. Seitdem besucht sie als eine von 23 Benimmtrainern Schulen im Ruhrbistum, um Jugendlichen das Einmaleins des guten Benehmens beizubringen. Nicht immer einfach, aber immer bereichernd.
„Im Beruf hatte ich bereits viel Kontakt zu jungen Menschen. Schon damals waren mir gute Umgangsformen und eine gute Arbeitskultur wichtig“, erklärt die ehemalige Architektin. Nach wie vor ist sie daran interessiert, zu erfahren, was junge Menschen bewegt. Und sie ist sich sicher: „Gutes Benehmen ist immer modern, immer sinnvoll und immer nützlich. Damals wie heute.“
Dabei gehe es aber keinesfalls darum, mit dem Finger auf Jugendliche zu zeigen. Es gehe vielmehr darum, einen Zugang zu den Schülerinnen und Schülern finden, sie ernst zu nehmen und sich zu kümmern. Denn dann werde oft erkennbar, wie viel Potential in ihnen stecke, ist die Benimmtrainerin überzeugt.
Unabdingbar für den Erfolg eines Benimmkurses sei es, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, sie zu animieren, gemeinsam nachzudenken. Dabei könne es helfen, auch einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern und die ein oder andere persönliche Geschichte zu erzählen. „Es hilft, wenn die Jugendlichen feststellen, dass wir uns gar nicht so unähnlich sind und erkennen, dass es auch gemeinsame Erfahrungen gibt“, erklärt Gabriele Borgböhmer.
Was sie an der Debatte um die Verrohung der Jungend stört? „Die Annahme, dass früher alles besser war. Das stimmt so einfach nicht. Es hat immer schon Menschen mit schlechten Umgangsformen gegeben“, sagt die 66-Jährige ganz klar. Gutes Benehmen ist keine Frage der Gegenwart. Hinzukommt, dass schlechtes Benehmen keineswegs eine Generationenfrage sei. Ganz im Gegenteil. „Junge Menschen orientieren sich an Älteren – an Eltern, Lehrern und auch später im Berufsleben an Vorgesetzten.“ Wenn jungen Menschen unhöfliches Verhalten vorgelebt wird, sei es nicht verwunderlich, wenn es schon an einfachen Umgangsformen mangele. Dabei öffne Höflichkeit Türen, sowohl im Berufs- als auch im Privatleben, sagt Gabriele Borgböhmer.
Gleichzeitig dürfe man aber auch nicht den Blick für die Realität verlieren. „Von heute auf morgen alle höflich? Nein“, schmunzelt Gabriele Borgböhmer. Aber sie ist sich sicher: „Bei dem ein oder anderen bleibt immer etwas hängen.“ Und das zu sehen, sei der Lohn für ihr Engagement.
Online-Bewerbungstraining
Mit Beginn der Corona-Pandemie haben die ehrenamtlichen Benimmtrainer der Malteser im Ruhrbistum aus der Not eine Tugend gemacht. Weil keine klassischen Benimmkurse an Schulen stattfinden konnten, haben viele der ehrenamtlichen Trainer die Gelegenheit ergriffen und
begonnen, einzelne Kursmodule zu digitalisieren. „Netiquette - Im Online Vorstellungsgespräch überzeugen“ – so lautet das erste Kursmodul, dass Ende September 2020 gestartet ist. Schülerinnen und Schüler erhalten hilfreiche Tipps für die Vorbereitung auf ein virtuelles Vorstellungsgespräch. „Ein Angebot, das uns ehrenamtliche Benimmtrainer auch über die Pandemie hinaus begleiten wird“, ist sich Gabriele Borgböhmer sicher. Immer mehr Schulen zeigen Interesse an dem Online-Modul und auch der Pool der Benimmtrainer, die die Jugendlichen online schulen möchten, wächst stetig.
Mehr Infos finden Sie hier: https://www.malteser.de/standorte/malteser-im-bistum-essen/dienste/benimmkurse.html