„Einsatz in der Pandemie schwieriger und belastender geworden“

Auch in der Coronapandemie sind Marcel Jung (Rettungswachenleiter) und Jasmin Holzer (Notfallsanitäterin) von den Maltesern für die Menschen da Foto: Christian Mehler

Die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Malteser Rettungswache in Koblenz sind für die Menschen in der Stadt Koblenz und den angrenzenden Ortschaften in der Notfallrettung und im Krankentransport im Einsatz.

„Der Einsatzalltag ist schwieriger und auch belastender für die Rettungsdienstler geworden“, so Marcel Jung, Rettungswachenleiter der Malteser Rettungswache in Koblenz. Zusätzlich zum Tragen eines FFP-2 Mund- und Nasenschutzes in jeder Einsatzsituation, kommen noch zusätzliche Infektionsschutzmaßnahmen und eine aufwändige Fahrzeugdesinfektion hinzu.

Fahrzeugdesinfektion dauert eine Stunde

Wurden die Rettungswagen vor der Pandemie zwei bis drei Mal die Woche desinfiziert, so liegt die Quote heutzutage bei ein- bis fünfmal am Tag. Notwendig wird diese Fahrzeugdesinfektion nach jeder Fahrt mit einem bestätigten Coronapatienten oder auch, wenn ein Patient erste, typische Symptome einer Covid-19 Erkrankung zeigt (Verdachtsfall), erklärt Marcel Jung. Dabei dauert es circa eine Stunde, bis ein Rettungswagen wieder einsatzbereit ist, weil die Desinfektion eine halbe Stunde beansprucht und das Desinfektionsmittel zusätzlich noch mindestens 15 Minuten einwirken muss.

Hilfsfrist von 15 Minuten in abgelegenen Orten nur knapp zu gewährleisten

Um die so ausfallenden Rettungsmittel kompensieren zu können, werden durch die Rettungsdienstbehörde Zusatzfahrzeuge in den Dienst gestellt. Durch die in Rheinland-Pfalz geltende Hilfsfrist von 15 Minuten ist dies zur Aufrechterhaltung eines funktionierenden Rettungsdienstes gerade in der heutigen Zeit nötig. Ohnehin sei es bereits bei einer Hilfsfrist von 15 Minuten grenzwertig, einige Ortschaften erreichen zu können, weshalb die Malteser Koblenz eine Herabsetzung der Hilfsfrist auf 10 Minuten begrüßen würden, erklärt Jung. In einem dann stattfindenden Bedarfsermittlungsverfahren würde ein erhöhter Bedarf an Rettungswachen festgestellt werden, wodurch neue Rettungswachen aufgebaut werden müssten. Für die Bevölkerung bedeutet dies zusätzliche Sicherheit, wenn flächendeckend Rettungswachen aufgebaut werden und sich die Fahrtzeit für die Einsatzkräfte im Notfall verringert.

120 Prozent mehr Fehleinsätze

Zudem hat die Coronapandemie zu einem Zuwachs an Fehleinsätzen geführt. „Die Menschen trauen sich nicht mehr zum Arzt, weil sie Angst haben, sich zu infizieren“, so Jung. „Seit dem ersten Lockdown vor einem Jahr sind unsere Fehleinsätze um 120 Prozent gestiegen“, erklärt Jung weiter. Wurden vor der Pandemie 50 bis 60 Fehleinsätze monatlich registriert, so liegt der Wert heute bei 120 im Monat. Es lastet so auch mehr Verantwortung auf den Schultern der Notfallsanitäter, da sie auch entscheiden müssen, ob ein Patient zu Hause verbleiben kann oder dringend ins Krankenhaus sollte.

Verbale Angriffe gehören zum Alltag

Neben dieser erhöhten Verantwortung für den Rettungsdienst treten noch negative Begleiterscheinungen auf. „Im ersten Lockdown haben die Menschen noch geklatscht, gewunken und ihre Dankbarkeit geäußert“, erinnert sich Jung. Heute würden verbale Angriffe zunehmend zum Alltag der Rettungsdienst Mitarbeiter gehören. „Das ist schon erschreckend, wie viel Gewalt es gegenüber allen Einsatzkräften gibt!“, so der Rettungswachenleiter. Körperliche Gewalt gäbe es aber, trotz Androhung, nur sehr selten. „Man merkt, dass die Menschen jetzt durch den Lockdown eine sehr kurze Zündschnur haben“, erklärt Jung weiter. Dabei sei alles, was der Rettungsdienst anstrebe, einen Patienten zu versorgen und ins Krankenhaus zu bringen, sagt Jung.

Hilfe und Tests in Koblenzer Altenheimen

Zusätzlich zu den Herausforderungen im Alltag des Rettungsdienstes bringen sich einige Malteser Helferinnen und Helfer in zwei Altenheimen in Koblenz ein. Sie führen Coronatests für Besucher der Altenheime durch, um deren Bewohner vor einer Ansteckung zu schützen. In einem besonders betroffenen Seniorenheim helfen sie zusätzlich auch in der Versorgung und der täglichen Pflege der Bewohner aus, da sehr viele Pfleger und auch Bewohner an Covid-19 erkrankt sind. Vor allem im Hinblick auf die besonders zu schützenden Personengruppen erschwert ein Zusammentreffen mit Coronaleugnern oder Maskenverweigerern den Alltag der Rettungsdienste durch Diskussionen nur unnötig. Doch auch hier leistet der Rettungsdienst Aufklärungsarbeit und trägt dazu bei, die Pandemie einzudämmen.


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