„Eine schöne Erfolgsgeschichte“

Eichstätt – Eine Berufsausbildung und den begleitenden Unterricht in einer Fremdsprache zu absolvieren, ist eine Herausforderung. Gut, wenn man dabei Unterstützung hat. So wie Amir Mohammed Amiri, der in Eichstätt, wo er eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik macht, die Berufsschule besucht.

„Seit 2016 bin ich in Deutschland und habe schnell angefangen, Deutsch zu lernen und versucht, Arbeit zu finden, aber das hat erst nicht so gut geklappt. Gott sei Dank hab ich einen Ausbildungsplatz gefunden – obwohl ich schon etwas älter war als Lehrlinge normalerweise. In der Arbeit komme ich gut klar, weil ich schon praktische Erfahrung habe. Aber die Theorie war für mich ein bisschen schwierig, also im Unterricht alles zu verstehen. Deswegen habe ich mich nach Hilfe umgesehen“, erzählt Amir.

Gefunden hat er diese über den Lernbegleitdienst des Malteser Hilfsdienstes. Monika Uhl, Leiterin der Malteser Integrationsdienste in Eichstätt, erklärt: „Wir haben früh angefangen, die Schüler der Integrationsklassen der Eichstätter Berufsschule zu unterstützen, also Schüler mit Migrationshintergrund, die dort ihren Mittelschulabschluss machen können. 2017 haben wir den Lernbegleitdienst weiter ausgebaut und bieten ihn nun auch für Azubis an. Wir hatten schon angehende Frisöre oder Einzelhandelskaufleute – und jetzt eben unter anderem den Amir, der einen sehr technischen Beruf lernt.“

Einen technischen Beruf zu lernen, dazu gehört auch technischer Fachunterricht. Dass Monika Uhl trotzdem sofort wusste, dass sie Amir eine passende Lernbegleitung anbieten kann, war pures Glück: Erst drei Monate zuvor hatte sie Christine Engelhardt kennengelernt. Die studierte Maschinenbauingenieurin wohnt in Sappenfeld, arbeitet heute im Prozess- und Qualitätsmanagement und hat schon als Schülerin und während des Studiums gerne Nachhilfe gegeben. Der Kontakt zum Integrationsdienst der Malteser kam im Juni 2019 auf der ersten Eichstätter Ehrenamtsmesse (wir berichteten) zustande. „Ich hatte wieder Lust, Nachhilfe zu geben, aber eigentlich an Kinder gedacht. Ich war davon ausgegangen, Mathe und Deutsch zu unterrichten“, schmunzelt Christine Engelhardt und Monika Uhl wirft lachend ein: „Tja, Du hattest Deinen Beruf angegeben!“.

Seit Herbst 2019 unterstützt Christine, laut Amir „die beste Lehrerin der Welt“, nun den angehenden Anlagenmechaniker. In Sozialkunde, in Deutsch und Mathe – aber eben auch in den technischen Fächern. „Neulich ging es zum Beispiel um Trinkwasserbrunnen und in welchem Abstand die Bauern da drumherum nicht düngen dürfen. Da hat der Amir so ein Faltblatt bekommen und da sind dann halt auch viele Spezialbegriffe drin“, erklärt Christine. Gemeinsam erarbeitet sich das Lernteam die unterschiedlichsten Themen, von der Funktionsweise von Lüftungsanlagen bis hin zu Gefälleberechnungen für Rohrsysteme. „Meine Abschlussprüfung könntest du inzwischen wahrscheinlich locker bestehen“, sagt Amir, „und wenn ich dann fertig bin und auf einer Baustelle Probleme hab, dann ruf ich einfach Christine an“. Beide lachen. Zunächst steht aber erst einmal Amirs Zwischenprüfung an, die wegen Corona auf Ende September verschoben wurde.

Die Chemie passt auf jeden Fall zwischen der Lernbegleiterin und ihrem Schüler. „Es funktioniert echt gut“, bestätigt Christine Engelhardt. Das freut auch Monika Uhl: „Christine hatte ja vorher noch gar keinen Kontakt zu Menschen mit Fluchthintergrund. Dass sie nun so gute Erfahrungen gemacht hat, zeigt, dass man keine Berührungsängste haben muss. Eine schöne Erfolgsgeschichte, mit der wir gerne Werbung machen für den Lernbegleitdienst – in der Hoffnung natürlich auch, dass sich noch mehr Leute bereit erklären, hier ehrenamtlich mitzumachen.“


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