Eichstätt. Endlich ist das Gummibärchen auf dem Löffel. Mit zitternder Hand versucht Ronja, die Süßigkeit zum Mund zu führen – doch immer wieder fällt das Bärchen auf den Tisch. Die 15-Jährige kann darüber lachen: Das Zittern ihrer Hände ist nur Teil eines Experiments, sie trägt spezielle Handschuhe, die einen alters- oder krankheitsbedingten Tremor simulieren.
Zusammen mit fünf weiteren Jugendlichen ist Ronja an diesem Vormittag zu Gast in der Diözesangeschäftsstelle der Malteser. Dort findet zum ersten Mal das Projekt „Alter! So fühlt sich das an?“ statt. Es wendet sich sowohl an Jugendliche als auch an Erwachsene, die – beruflich oder ehrenamtlich – mit alten und/oder immobilen Personen zu tun haben. Beiden Zielgruppen bietet das Projekt die Möglichkeit, sich in die Lebenswirklichkeit von Menschen mit (altersbedingten) Einschränkungen einzufühlen.
In Zweierteams durchlaufen die Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 15 Jahren an diesem Vormittag drei Stationen: Mit den Simulationshandschuhen versuchen sie nicht nur zu essen, sondern auch, ihren Namen zu schreiben – was umso schwerer fällt, wenn die Intensität des Zitterns gesteigert wird: „Krass, jetzt geht wirklich gar nichts mehr!“, merken sie alle. Ausgestattet mit Spezialbrillen, die das Sichtfeld einschränken, wie es zum Beispiel bei der Augenerkrankung Grüner Star der Fall ist, lesen sie Texte oder balancieren auf einer Linie. „Das war die schwierigste Übung, das mit den Brillen“, findet nachher der 14-jährige Jakob.
An der dritten Station legen die Jugendlichen einen sogenannten „Agesuit“ an, der mit Gewichten und Versteifungen die körperlichen Einschränkungen simuliert, die das Alter mit sich bringt. So werden selbst alltägliche Handlungen wie Knöpfe schließen, Geld zählen, Treppen steigen oder ein Buch vom obersten Regalbrett nehmen zur Herausforderung. Gelacht wird viel an diesem Vormittag, trotzdem hat die Aktion einen ernsthaften Hintergrund: „Ziel all dieser Übungen ist es, die Empathie für alte Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu stärken“, erklärt Malteser-Jugendreferent Daniel Zintl.
Zintl hat das Pilotprojekt gemeinsam mit Jugendkoordinatorin Katharina Strigl und Christina Derr, Referentin Soziales Ehrenamt bei den Maltesern, initiiert. Mit Aktionen wie der in der Diözesangeschäftsstelle soll es auf seine Alltagstauglichkeit geprüft werden, denn: „Langfristig möchten wir mit dem Projekt an die Schulen gehen. Es kann sowohl als mehrstündiges Komplett-Event als auch modular angeboten werden. So ist es in den Schulunterricht unkompliziert einzubinden “, so Zintl. Das Projekt ist erlebnisorientiert und interaktiv angelegt; erste Schulen haben bereits Interesse bekundet. Weitere Informationen gibt es bei Daniel Zintl, Telefon (08421) 9807-14, E-Mail: daniel.zintl@malteser.org.