Erding. 65 Jahre Malteser – das ist ein Grund zum Feiern, fanden die Verantwortlichen und haben am vergangenen Sonntag die Türen ihrer Dienststelle, ihrer Fahrzeuge und ihrer Herzen für alle Interessierten geöffnet. Eine große Gruppe vor allem Ehrenamtlicher hatte unter der Leitung des ehrenamtlichen Kreisbeauftragten Tobias Cako wochenlang Vorbereitungen getroffen, um der Bevölkerung und den geladenen Gästen aus Politik und Kirche, des BRK Erding und von anderen Hilfsorganisationen, Kooperationspartnern und benachbarten Malteser Einheiten ein vielfältiges und ansprechendes Programm zu bieten.
Nach der Begrüßung durch Cako überbrachte der stellvertretende Landrat Franz Hofstetter die Grüße von Landrat Martin Bayerstorfer. In seinem Grußwort dankte er den Maltesern für ihre Arbeit und betonte die Bedeutung des Ehrenamts als Stütze der Gesellschaft. Dabei lobte er die gute Jugend- und Nachwuchsarbeit in Erding und verwies auf die vielen anwesenden jungen Ehrenamtlichen. Dem schloss sich Kreisbrandrat Florian Pleiner an und stellte die gute Zusammenarbeit unter den Hilfsorganisationen im Landkreis in den Fokus seiner kurzen Ansprache.
Anschließend nahm Stephanie Freifrau von Freyberg, Landesbeauftragte und Diözesanleiterin der Malteser in der Erzdiözese München und Freising, die Gäste mit auf eine kleine Zeitreise – beginnend mit der Gründung des Malteser Ordens vor rund 1.000 Jahren und des Malteser Hilfsdienstes in Deutschland im Jahr 1953. „Nur sechs Jahre später wurde die Malteser Gliederung Erding gegründet,“ berichtete sie, „von jungen Ministranten mit Unterstützung des Stadtpfarrers Pfeiffer und, wie in Münster, gemeinsam mit der Caritas, genaugenommen der damaligen Leiterin, Frau Dr. März. Zur Ausstattung dieser jungen Truppe gehörten einige Decken, eine Trage und ein Koffer für die Ausbildung in Erster Hilfe. Man teilt sich einen Raum mit der Caritas. Das waren Zeiten …“ Zu den ersten Diensten zählten die Erste-Hilfe-Ausbildung, Sanitätsdienste und Krankenfahrten. 1971 erhielten die Erdinger den ersten Hilfskrankenwagen mit Funkgerät, ein gebrauchtes Fahrzeug aus München, 1973 dann den ersten, nach dem neuesten Stand eingerichteten, und zu zwei Dritteln spendenfinanzierten Rettungswagen. Ein weiterer Meilenstein war im Jahr 1977 die Anerkennung als Katastrophenschutz-Organisation. Ende der 70er Jahre entstand die Verpflegungseinheit, die seitdem regelmäßig vor allem Einsatzkräfte und Betroffene von Notlagen versorgt. Im Juli 1984 habe man anlässlich des Katholikentages in München mit Verstärkung aus anderen Malteser Gliederungen fünf Tage lang gekocht und insgesamt 9560 Essensportionen ausgegeben, erinnert Freyberg. Im Laufe der Jahre wuchs die Gliederung, weitere Dienste wie der Fahrdienst und soziale Dienste kamen hinzu, und im Jahr 1988 konnten die Malteser die aktuelle Dienststelle an der Landshuter Straße beziehen.
Für den Blick in die heutige Zeit übernahm wieder der Kreisbeauftragte das Wort. Dieser antwortete auf die Frage „Was machen die Malteser in Erding überhaupt?“ mit einer Gegenfrage: „Was machen die Malteser nicht?“ Anhand einiger Zahlen und Stichworte zeigt Cako die Berechtigung dieser Frage auf. „Wir haben zusammen mit unserer Rettungswache am Flughafen 250 hauptamtliche Mitarbeiter im Rettungsdienst, im Fahrdienst, im Menüservice, im Hausnotruf, im Bereich Ausbildung, Alltagsbegleitung, Schulbegleitung und in der Verwaltung“, informiert Cako. Dazu kommen mehr als 80 aktive ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, darunter die Malteser Jugend mit 20 aktiven Mitgliedern. Diese seien im Katastrophenschutz in vier sogenannten Schnelleinsatzgruppen (SEG), im Projekt Herzenswunsch-Krankenwagen, im Besuchs- und Begleitdienst, in der Jugend, im Schulsanitätsdienst und bei Rikscha-Fahrten engagiert. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, umfasse der inzwischen fast 80 Fahrzeuge, vom kleinen PKW, über Kleinbusse bis hin zum LKW.
An dieser Stelle war es dem Kreisbeauftragten ein besonders Anliegen, darauf hinzuweisen, dass die Ehrenamtlichen fast alle einem ganz normalen Beruf nachgehen. „Wir sind aus einer Vielzahl von Berufen zusammengekommen und uns verbindet eins: die Begeisterung, der Menschheit etwas zurück geben zu dürfen. Auch nach langen fordernden Arbeitstagen trotzen wir Wind und Wetter und stehen – egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit – für die Bevölkerung Erdings und der Umgebung zur Verfügung,“ so Cako.
Das auf den offiziellen Teil folgende Rahmenprogramm bot Klein und Groß die Möglichkeit, die viele Facetten der Hilfsorganisation kennenzulernen: Mitglieder der Schnelleinsatzgruppen zeigten, wie in kürzester Zeit ein Behandlungsplatz für zehn verletzte Personen eingerichtet wird und wie im Bedarfsfall auf die Schnelle bis zu 2000 Liter Trinkwasser beschafft werden können. Die Besucherinnen und Besucher konnten die Feldküche und viele Spezialfahrzeuge besichtigen und ehren- und hauptamtliche Malteser zu allen Aktivitäten befragen. Selbst aktiv werden konnten Interessierte bei Wiederbelebungsübungen für die Herzensretter-Ausbildung und für die Jüngsten gab es Spiel und Spaß unter anderem auf der Hüpfburg.
Um die Verpflegung aller Beteiligten kümmerte sich die ehrenamtliche Verpflegungsgruppe der benachbarten Maltesergliederung Velden. „Egal ob wir hauptamtlich oder ehrenamtlich bei den Maltesern tätig sind: Wir geben jeden Tag und in jedem Dienst unser Bestes – stets nach dem Motto „… weil Nähe zählt.“ Dieses Statement am Ende der Rede des Kreisbeauftragten ist sicherlich eine Grundlage für die erfolgreiche Arbeit in den vergangenen 65 Jahren und ein Maßstab, an dem sich zukünftige Generationen messen lassen müssen. Das vorwiegend aus jungen Ehrenamtlichen bestehende Vorbereitungsteam der Jubiläumsfeierlichkeiten hat in diesem Sinne jedenfalls ganze Arbeit geleistet und den Festtag mit viel Einsatz und Herzblut bestens organisiert.