Freiwilligendienst „dahoam“ statt Abenteuer im Ausland

Ein Freiwilligendienst im Malteser Fahrdienst in Mühldorf bietet interessante Erfahrungen – nicht nur für junge Menschen. Das können auch Roland (li.) und Lauris, die diesen Dienst gerade im Nachbarlandkreis Rosenheim leisten, bestätigen. (Foto: Margit Schmitz/Malteser)
Ein Freiwilligendienst im Malteser Fahrdienst in Mühldorf bietet interessante Erfahrungen – nicht nur für junge Menschen. (Foto: Malteser)

Mühldorf. Die Zeugnisse sind verteilt, die Schulzeit endlich vorbei. Doch was bedeutet die neue Freiheit für junge Menschen in Zeiten von Corona? Nach dem Lockdown beginnt nun eine gewisse Normalisierung, aber viele Projekte, die ins Ausland führen, sind gerade nicht möglich. Eine Alternative bieten die Malteser Freiwilligendienste. Wer seine Pläne ändern muss, oder nicht gleich im Herbst mit Studium oder Ausbildung starten möchte, kann sich auf diese Weise sinnvoll betätigen und wertvolle Erfahrungen sammeln: Ob zur beruflichen Orientierung oder zur Erweiterung des Horizonts – von späteren Arbeitgebern wird eine solche Station im Lebenslauf positiv bewertet. 

Ab sofort können sich Interessierte wieder für einen Bundesfreiwilligendienst beziehungsweise ein Freiwilliges Soziales Jahr im Fahrdienst der Malteser in Mühldorf bewerben. Der Dienst dauert in der Regel ein Jahr, kann aber nach Absprache auch verkürzt werden. Interessenten müssen mindestens 19 Jahre alt sein und den PKW-Führerschein (Klasse B) haben, teilweise ist ein Jahr Fahrpraxis (ohne Begleitetes Fahren) erforderlich. Darüber hinaus sollten die künftigen ‚Bufdis‘ Freude am Umgang mit Menschen, Flexibilität und Teamfähigkeit mitbringen. Die Helfer bekommen Taschengeld, Verpflegungszuschuss, Sozialversicherung und interessante Seminare geboten. Das Kindergeld wird während dieser Zeit weitergezahlt. Ein Freiwilligendienst wird meistens als Wartezeit bei der Studienplatzvergabe angerechnet und bei einer Bewerbung für Ausbildung oder Studium im sozialen Bereich oft als Vorpraktikum anerkannt. Der Bundesfreiwilligendienst steht nicht nur jungen Menschen offen und kann ab 27 Jahren auf Wunsch auch in Teilzeit geleistet werden.

Die Freiwilligen bekommen einen guten Einblick in den abwechslungsreichen Alltag in einer Hilfsorganisation und können nach Schulung und Einarbeitung einen wichtigen Beitrag leisten. Im Fahrdienst werden vorwiegend Menschen mit Behinderung, Senioren und Patienten zur Schule, Tages- oder Förderstätte, in die Arztpraxis, zur Reha oder anderen Einrichtungen befördert. Bei dieser verantwortungsvollen Tätigkeit lernen die Helfer im Bundesfreiwilligendienst die unterschiedlichsten Menschen kennen. „In so einem Dienst werden Freiwillige mit sehr vielen verschiedenen Menschen und Situationen konfrontiert – das ist in gewisser Hinsicht auch eine Art Abenteuer“, erklärt Malteser Kreisgeschäftsführer Siegfried Rabl. „Unsere Freiwilligen entwickeln sich in diesem Jahr in ihrer Persönlichkeit enorm weiter und möchten diese Zeit meist nicht mehr missen.“

Weitere Informationen gibt es unter Telefon 08631-1848800 oder unter www.malteser-freiwilligendienste.de. Nach Absprache gibt es für Interessenten die Möglichkeit eines „Schnuppertages“.

Beispiel: Lauris (20 Jahre) und Roland (55 Jahre)

Der junge Lauris aus dem Landkreis Rosenheim hat sein Freiwilliges Soziales Jahr im Malteser Fahrdienst in Rosenheim Mitte Januar begonnen. Meistens befördert er im Individualfahrdienst alte oder behinderte Menschen zum Arzt, zur Therapie oder ähnlichen Zielen. Ab und zu ist er auch im Linienfahrdienst eingesetzt und bringt Kinder und Jugendliche mit Behinderung in die Schule oder Fördereinrichtung und wieder nach Hause. Der gelernte Einzelhandelskaufmann möchte sich beruflich neu orientieren und auf diese Weise testen, ob die „soziale Schiene“ für ihn geeignet ist. Bereits nach kurzer Zeit stellte er fest: „Der Dienst hier ist super, sehr interessant und man lernt viel – auch zu den Lebensumständen der Fahrgäste.“

Bereits am Ende seiner beruflichen Laufbahn ist Roland. Er hat als Postbeamter im Öffentlichen Dienst gearbeitet und macht den Freiwilligendienst, um in den Vorruhestand gehen zu können. Für den sogenannten „Engagierten Ruhestand“ müssen Beamte eines Postnachfolgeunternehmens 1.000 Stunden Dienst in höchstens drei Jahren leisten. Roland, der sich entschieden hat, die ganze Stundenzahl in einem Jahr zu absolvieren, ist sehr zufrieden mit seinem Dienst: „Ich war vorher ein ‚Schreibtischtäter‘. Was mir hier Spaß macht ist, dass man mit Leuten Kontakt hat und das positiv ankommt.“ Er habe noch keinen Fahrgast erlebt, der unfreundlich gewesen sei. „Im Gegenteil: die meisten sind sehr dankbar“, sagt er. Im Kontakt mit behinderten Menschen habe er eine andere Sichtweise bekommen und erkannt, dass die Situation für Behinderte nicht überall in Ordnung ist, resümiert Roland.


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