Das Leben wieder neu Buchstabieren

Mitglieder des Kempener Lions-Vorstands informieren sich bei den Maltesern über das geförderte Projekt Trauerarbeit (von links): Dr. Thomas Depolt (Schatzmeister Lions), Birgit Stienen (Hospizkoordinatorin Malteser), Guido Küsters (Vorstand Lions), Willi Eßer (Präsident Lions), Irmgard Heise (Geschäftsführerin Malteser), Frank Lange (Stadtbeauftragter Malteser). Foto: Axel Küppers

Ab dem kommenden Frühjahr bieten die Kempener Malteser niederschwellig Trauerangebote an. „Hier denken wir in erster Linie an Trauerwandern und ein Trauercafé in Kempen“, sagt Koordinatorin Birgit Stienen vom Hospiz-, Trauerbegleitungs- und Palliativberatungsdienst „Klaus Hemmerle“ des Malteser Hilfsdienstes Kreis Viersen. Schulungsseminare für Ehrenamtliche beginnen im Januar.

Seminar meint: Wer ehrenamtlich Trauerarbeit leistet, muss dafür eine Ausbildung absolvieren. Elf Ehrenamtliche haben sich bereit erklärt, sich mit Herzblut im Bereich der Trauerarbeit zu engagieren. Das Spektrum der Seminartage umfasst rund 80 Stunden. In den Inhouse Schulungen geht es um Selbsterfahrung, Trauermodelle, Traueraufgaben, Umgang mit schwierigen Situationen, Kommunikation und Selbstreflexion. Die Trauerarbeit auf professioneller Basis erfordert eine besonders sensible Herangehensweise. Empathie, eine wertschätzende Grundhaltung, fachliches Wissen und soziale Kompetenz sind gefordert. Die Ausbildung wird von zertifizierten Ausbildern durchgeführt.

Trauerbegleitung wird von den Kassen nicht gefördert.

Die Finanzierung der Schulungs-Maßnahme ist für die Kempener Malteser die eigentliche Herausforderung. „Dieser Bereich der Trauerarbeit wird von den Krankenkassen nicht gefördert und muss ausschließlich durch Spendengelder finanziert werden“, sagt Birgit Stienen. Deshalb waren die Malteser zunächst dankbar, dass sich der Kempener Lions Club das Thema zu eigen gemacht und eine kräftige Anschubfinanzierung geleistet hat. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und auch den Coronafolgen wird Trauerarbeit immer wichtiger. Hier leisten wir gerne unseren Beitrag und unterstützen dieses sehr sinnvolle Anliegen der Malte-ser“, sagt Willi Eßer, Präsident des Kempener Lions Clubs „Thomas a Kempis“.

Tatsächlich rückt die professionelle Trauerbegleitung für Erwachsene in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels immer mehr in den Fokus. Diese Arbeit zu leisten, liegt meist in den Händen von sozial engagierten Wohlfahrtsorganisationen wie den Maltesern. „Trauer ist die natürliche Reaktion auf Verlust und die Erfahrung von Trennung“, berichtet Birgit Stienen. Der Verlust eines nahestehenden Menschen reiße eine Lücke in das Leben der Hinterbliebenen. Oft sei die Zeit der Trauer geprägt von turbulenten Gefühlen. Die Trauerbegleiter der Malteser helfen dabei, Trauer zuzulassen, sie zu durchleben und das Leben nach dem Verlust wieder neu zu buchstabieren. Birgit Stienen: „Genau dabei schaffen Begleitungsangebote wie Trauercafé und Trauerwandern Raum zur Begegnung.“

Für ein Trauercafé werden noch passende Räumlichkeiten gesucht.

Mit der Lions-Spende haben die Malteser erst einmal Sicherheit, das Projekt „Trauerarbeit“ starten zu können. Entsprechend optimistisch geht es jetzt in die weiteren Planungen. „Natürlich bedarf es noch weiterer Spenden, um die Initiative dauerhaft auf ein finanziell gesundes Fundament zu setzen“, sagt Frank Lange, der Stadtbeauftragte der Kempener Malteser. Nach dem Vorbild anderer Organisationen, die bereits mehr Erfahrung in Trauerarbeit haben, wollen sich die Kempener bewusst auf Gruppenangebote konzentrieren. „Für ein Café suchen wir in Kempen noch geeignete Räumlichkeiten“, sagt Birgit Stienen. „Darüber hinaus wird es auch die Möglichkeit von Einzelbegleitungen geben.“ Das Angebot einer geschlossenen Trauergruppe werde erst zum Jahresende 2022 ins Auge gefasst, so die Koordinatorin.

Weitere Informationen unter:
Tel. 02152 9590420 oder
E-Mail birgit.stienen@malteser.org


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