Es war Neuland für die Malteser im Main-Taunus-Kreis, eine großangelegte Spendensammlung zu organisieren – noch dazu ad hoc und ungeplant. So, wie auch der Krieg über die Menschen in der Ukraine kam – über Nacht und für die meisten völlig überraschend. Doch der Schock über die Ereignisse wich bei den Maltesern schnell dem Tatendrang und dem Wunsch, schnell Hilfe zu organisieren.
So war es auch an der Bischof-Neumann-Schule, zu der die Malteser in Kelkheim seit Jahren gute Kontakte pflegen und einen gemeinsamen Schulsanitätsdienst betreiben. Die Schulgemeinde um Schulleiter Jens Henninger wollte aktiv werden und fand mit den Maltesern den passenden Partner. „Als unsere Schule vor 75 Jahren gegründet wurde, hatten alle unsere Schüler Krieg, Flucht und Vertreibung direkt erlebt. Königstein und besonders die Kollegskirche der BNS haben bis heute für Vertriebene eine sehr große Bedeutung. In dieser Tradition sehen wir auch unser vielfältiges Engagement für die Menschen in und aus der Ukraine“, so Jens Henninger.
Einen großen Beitrag zum Spendenerfolg hat auch die private Initiative „Leuchtturm“ geleistet, die mit dem Verkauf bemalter Steine rund 580 Euro an Spenden beigetragen und für die Aktion geworben hat.
Gemeinsam mehr erreichen
Angesichts des leider immer noch andauernden Kriegszustandes, des Leides der vielen Menschen und den Bildern der Zerstörung, die uns tagtäglich ereilen, mag die gesammelte Spendensumme nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, dennoch ist die Aktion beispielhaft dafür, was örtliche Vereine und eine funktionierende Schulgemeinde für einen guten Zweck gemeinsam innerhalb weniger Wochen auf die Beine stellen können.
Diese Tatsache stimmt die Verantwortlichen Doris Borchmeyer-Lehmann, Beauftragte der Malteser Kelkheim/Main-Taunus, und den Schulleiter der Bischof-Neumann-Schule Jens Henninger, trotz allem hoffnungsvoll, weil es zeigt: „Niemand kann allein viel erreichen, aber gemeinsam ist Vieles möglich“, so Henninger. Und noch etwas eint den Schulleiter und die Beauftragte: „Wir sind allen Spenderinnen und Spendern unendlich dankbar“, betont Borchmeyer-Lehmann. „Wir mussten die Zielspendensumme mehrfach erhöhen, weil wir von der großen Spendenbereitschaft überrascht wurden. Das war für uns Organisatoren sehr berührend.“ Deshalb ist es beiden Organisatoren nun auch ein Anliegen, den Spendern einerseits Danke zu sagen und andererseits transparent zu erklären, wie ihre Spenden bei den Betroffenen ankommen.
Spenden heißt Vertrauen
Denn Spenden sind ein sensibles Thema, weiß Gudrun Preßler, Referentin Fundraising der Malteser im Bistum Limburg, die die Aktion im Hintergrund technisch verwaltete. „Wer einer Organisation spendet, schenkt dieser das Vertrauen, verantwortungsvoll mit seinem Geld umzugehen“, so Preßler. Für die Malteser heißt das: Spenden werden nur für den Zweck ausgegeben, für den sie vorgesehen sind. Und: Jede Spende wird daraufhin überprüft, dass sie zielgerichtet bei den Menschen ankommt. Vor diesem Hintergrund haben die Malteser auch nur wenige Hilfsgütertransporte organisiert und stattdessen Geld gesammelt: „Wir wollen sicherstellen, dass Sachspenden bei den Betroffenen ankommen und nicht am Straßenrand stranden oder gar schlecht werden.“ Das ist der Fall, wenn Transportwege zerstört oder blockiert sind oder die Abnahme von Spenden vor Ort nicht gewährleistet ist. Durch jahrelange Kontakte in der Ukraine und den umliegenden Ländern verfügen die Malteser über die nötigen Strukturen und das Wissen, dass genau so etwas nicht passiert. „Wir haben allergrößtes Verständnis dafür, dass das manch einem nicht schnell genug geht. Doch auch hier werben wir um das Vertrauen der Menschen, dass wir alles tun, damit schnellstmöglich, aber zugleich auch sicher und zielgerichtet geholfen wird. Das heißt zum Beispiel, dass wir Lebensmittel mit Spenden nahe der Grenze in den Nachbarländern beschaffen, weil sie schneller zu den Menschen kommen und nicht verderben.“
Zahlen, Daten, Fakten: Online-Fundraising und Ukraine-Hilfe
Die Online-Spenden-Aktion der Malteser Main-Taunus und der Bischof-Neumann-Schule lief über ein neues linkbasiertes Spenden-Tool. Hierbei können Interessierte über ein sicheres Portal online Spenden und den Link online via Schneeballsystem über die Sozialen Medien weiterleiten. In diesem Fall haben die Malteser sowie die Bischof-Neumann-Schule einen Link veröffentlicht. Bei den Maltesern gingen 3203 Euro und bei der Schul-Aktion 20450 Euro ein, hinzu kamen weitere Spenden auf das Spendenkonto infolge der Aktion, sodass rund 25000 Euro diesen beiden Spenden-Aktionen zuzuordnen sind.
Ein Vorteil dieses Vorgehens ist auch die Transparenz, so Preßler: „Der Spender sieht seine Spende sofort auf der Webseite und der Betrag schnellt nach oben. Gleichzeitig können wir die Spende innerhalb des großen Spendentopfes der Aktion Deutschland hilft durch den Link sofort zuordnen und sagen, ob sie bereits verausgabt wurde.“ In diesem Fall ist das Geld noch vorhanden. Dafür gibt es auf der bundesweiten Malteser-Webseite https://www.malteser.de/ukraine-hilfe.html Beispiele, wie die Spenden eingesetzt werden, Informationen zu den verschiedenen Hilfsangeboten, die aktuellen Zahlen und sowie eine Telefonnummer für alle Fragen.