Beeinträchtigt aber voll dabei

Sachsen. Autist – na und? Am 2. April ist Welt-Autismustag. Menschen im Autismusspektrum zeigen häufig soziale Verhaltensweisen, welche nicht mit unseren gesellschaftlichen Normen konform sind und zeigen teilweise Besonderheiten in Kommunikation und Sprache. „Diese Beeinträchtigungen waren jahrzehntelang Grund dafür, dass Kinder und Jugendliche mit Autismus, ausschließlich in   Sonderschulen beschult werden konnten“, weiß Therese Reimers, Leiterin Schulbegleitdienst. „Zum Glück“, so Reimers weiter, gibt es inzwischen viele Möglichkeiten einer bedarfsgerechten Beschulung. Inklusion heißt das Stichwort, das gleiche Bildungschancen für alle ermöglicht. Einer dieser Dienste, der Teilhabe für junge Menschen mit besonderen Bedarfen auch in Regelschulen ermöglicht, ist der Malteser Schulbegleitdienst erklärt Therese Reimers.

Mit der 2008 in Kraft getretenen UN-Behindertenrechtskonvention wurde die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen bestärkt. Eine der Hauptaufgaben des Malteser Schulbegleitdienstes ist, hierbei alle Beteiligten zu unterstützen und dem Kind bzw. dem Schüler bedarfsgerechte Hilfen zu ermöglichen.

Über 270 Malteser Schulbegleiter unterstützen in Sachsen Kinder und Jugendliche mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Kindergärten und –krippen, in Horten und Schulen. Diese Helfer ermöglichen den Besuch und die tatsächliche Teilhabe in der entsprechenden Einrichtung. Sie sind dabei die stillen Helfer im Hintergrund, die Betroffenen bei Bedarf zur Hand gehen

Zum Beispiel Sebastian *(Name geändert). Ihn stören zwei flüsternde Mitschüler bereits so sehr, dass er nicht weiterarbeiten kann. Wie viele andere Schüler mit Autismus-Spektrums-Diagnose, so möchte auch S. möglichst keine Geräusche wahrnehmen, es soll absolut ruhig sein. Schon flüsternde Klassenkameraden können zu viel sein. Aber mit seiner Schulbegleiterin hat er die Situation geübt: Er holt seinen Gehörschutz raus, setzt ihn auf und arbeitet weiter.

Ruhe und geregelte Abläufe sind für viele Schüler mit einer Diagnose der Autismus-Spektrums-Störung wichtig, auch wenn hier jeder Betroffene individuell ist. Man muss daher die Grenze zwischen Fördern und Überfordern genau beachten. S. kann zum Beispiel relativ gut auf Veränderungen reagieren. Dass er in diesem Schuljahr schon zweimal den Sitzplatz tauschen musste, oder dass andere Schulbegleiter zur Vertretung ihn begleitet haben, hat ihn nicht weiter gestört. Andererseits sind nicht eineindeutige Tafelbilder oder längere Erklärungen des Lehrers für ihn ein scheinbar unüberwindbares Problem. Aufgaben müssen in kleinste Teilschritte zerlegt, Fragen wiederholt und direkt an ihn gestellt werden, sonst verliert er den Überblick. Ohne Schulbegleitung wäre dies im normalen Schulalltag für die Lehrkraft kaum machbar.

Im Zuge der Schulschließungen durch Corona, stellen die Schülerinnen und Schüler die Aufgaben zu Hause vor noch größere Herausforderungen. Wo es möglich ist und durch die Kostenträger genehmigt, findet Schulbegleitung jedoch weiterhin statt. Über Telefon oder Videogespräch versuchen die Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter derzeit bei der Aufgabenbewältigung zu unterstützen und die Beziehung aufrecht zu erhalten. Dabei wird oft deutlich, dass die modernen Kommunikationsmöglichkeiten keine persönliche Unterstützung ersetzen können. Aber immerhin, bisher war es für S. zu Hause noch nie zu laut.


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