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Zeitenwende im Zivilschutz?

Gruppenfoto des Diözesanvorstands der Malteser in der Diözese Hildesheim bei einer Klausurtagung
Der Diözesanvorstand der Malteser in der Diözese Hildesheim und seine Gäste bei der Klausurtagung; Bildquelle: Lukas/Malteser

Hannover (mhd). Der Titel seines Vortrags war sperrig und bot doch jede Menge Zündstoff: „Auswirkungen der Neuerstellung der Rahmenrichtlinien für die Gesamtverteidigung für die Hilfsorganisationen.“ Zu diesem Thema sprach Jörg Rütjerodt, Diözesanreferent Katastrophenschutz, bei der Klausurtagung des Diözesanvorstands der Malteser in der Diözese Hildesheim, die vom 14. bis 15. Februar 2025 im Hotel Hennies in Isernhagen stattfand. Beunruhigendes Fazit: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine könnte auch für die Hilfsorganisationen eine Zeitenwende bedeuten!


Der Malteser Hilfsdienst ist ein Kind des kalten Krieges: Er wurde 1953 auch deshalb gegründet, um im Falle eines Krieges den Zivilschutz zu stärken. In den ersten Jahren standen Erste-Hilfe-Ausbildung und Katastrophenschutz sowie Zivilschutz denn auch ganz im Zentrum der Arbeit, ehe in den vergangenen Jahrzehnten die sozialen Dienste wie Hospizarbeit oder Besuchsdienste mehr in den Blick kamen.

Müssen sich die Malteser in Zukunft wieder mehr auf ihre Wurzeln – den Zivil- und Bevölkerungsschutz – besinnen? Vieles deutet darauf hin, und das liegt vor allem am Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Seitdem ist ein bewaffneter Konflikt auch unter deutscher Beteiligung wieder in den Bereich des Möglichen gerückt.

Längst arbeiten Verantwortliche In Bundeswehr und Ministerien an Verteidigungsstrategien – und die beziehen auch die Hilfsdienste mit ein, wie Rütjerodt deutlich machte. Er bezog sich dabei auf einen Vortrag von Generalleutnant a.D. Martin Schelleis, dem Malteser Bundesbeauftragten für Krisenresilienz. Im Verteidigungsfall würden Hilfsdienste unter anderem bei der Versorgung von Verwundeten und Kriegsgefangenen helfen und sich um Flüchtlinge kümmern müssen – und das in großer Zahl! Sind die Malteser darauf vorbereitet? Nein, so das Fazit von Jörg Rütjerodt: „Es gibt mehr Aufgaben als Helfer!“ Auch die Gesamtbevölkerung an sich habe den Ernst der Stunde noch nicht erkannt. Welche konkreten Folgerungen daraus zu ziehen sind, sollen weitere Beratungen zeigen.

Abgesehen von diesem Vortrag war die Klausurtagung geprägt von Austausch und dem gegenseitigen Kennenlernen. Erstmals war Dr. Wolf van Lengerich, Regionalleiter der Malteser in der Region Nordwest, bei einer Klausurtagung des Diözesanvorstands zu Gast. Van Lengerich ist Mitglied des Malteserordens und seit 2019 in seiner jetzigen Position. Schnell kam er mit den knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung intensiv ins Gespräch.


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