Landkreis Ebersberg/München. Die Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2020 laufen auf Hochtouren – auch was die Maßnahmen bei einem möglichen Anschlag oder einem anderen Großschadensereignis betrifft. Dazu fand am vergangenen Wochenende unter dem Namen „EMÜ19“ eine große Übung in München statt, bei der rund 2000 Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Statisten den Einsatz bei einem Katastrophenalarm übten. Für die realistische Unfalldarstellung waren Florian und Alexander Schmaus von den Maltesern Ebersberg als Einsatzleiter verantwortlich. Zehn weitere Ehrenamtliche aus dem Ebersberger Malteser Team für Realistische Unfalldarstellung (RUD) mimten mit zehn weiteren Malteser Helfern und rund 80 Darstellern der Berufsfeuerwehr die Verletzten.
Schwerpunkte der Übung waren die Allianz-Arena in Fröttmaning, von wo den Einsatzkräften eine „Fettexplosion“ gemeldet wurde und der U-Bahnhof Arabellapark in Bogenhausen, wo es nach dem Einsatz von Pyrotechnik zu zahlreichen Verletzten kam. Damit Polizisten, Feuerwehrler und Rettungskräfte das Szenario möglichst realitätsnah erleben und die erforderlichen Maßnahmen und die Zusammenarbeit üben konnten, fanden sie an beiden Übungsorten etwa 50 Verletztendarsteller vor – mit geschminkten Brandwunden oder blutüberströmten Gesichtern, manche schrien, andere wimmerten leise vor sich hin.
Einer von ihnen ist Christian Feicht. Wie die anderen Mimen der Ebersberger Malteser musste er bereits ab 4 Uhr morgens anreisen, um zum Beginn der Übung um 8 Uhr fertig geschminkt und in seine Rolle eingewiesen zu sein. Mit knapp 50 weiteren Verletztendarstellen war er an der Allianz Arena eingesetzt, wo Alexander Schmaus die Einsatzleitung innehatte. Rund zehn Schminker waren damit beschäftigt, die Mimen entsprechend der Anweisungen herzurichten. Am U-Bahnhof Arabellapark war Alexanders Bruder Florian als Einsatzleiter für ein entsprechend großes Team an Verletztendarstellern und Schminkern verantwortlich.
Welche Verletzungen und Symptome jeder einzelne Verletztendarsteller haben soll, steht auf seiner Fallbeispielkarte. Auf der Karte von Christian Feicht stand unter anderem „Arterielle Verletzung mit Weichteilschaden - großflächige Verbrennungen 1 und 2 Grades im Gesicht und an Armen und Oberkörper“. Diese und weitere standardisierte Informationen geben den Darstellern und Schminkern Orientierung. Außerdem auch farblich sofort erkennbar die Information „Sichtungskategorie Rot“, die höchste Stufe in der rettungsdienstlichen Einstufung, das bedeutet sofortige Behandlung nötig.
Diese detaillierten Karten zu erstellen, war eine der Aufgaben des vierköpfigen Leitungsteams um Gruppenleiterin Claudia Bartmann und die Gebrüder Schmaus. Fast zwei Monate vor der Übung begannen sie mit den Vorbereitungen. „Wir mussten unter anderem auch einen Ablaufplan und Schminkpläne schreiben, Lagekartenerstellen und das nötige Material bereitstellen“, berichtet Alexander Schmaus von der aufwändigen Vorbereitung.
Seit fast 16 Jahren gibt es die RUD-Gruppe der Malteser im Landkreis Ebersberg, die ihren Sitz in Grafing haben. Die 15 festen Mitglieder treffen sich mehrmals im Jahr zu Trainingstagen und haben sich bei einer Vielzahl von Schminkeinsätzen bei verschiedensten Übungen einen guten Ruf erarbeitet. „Für so eine große Übung in München mit der Einsatzleitung beauftragt zu werden, ist schon eine große Anerkennung“, findet Alexander Schmaus. Da investiert er auch gerne viel Freizeit, um mit dem Team alles gut vorzubereiten.
Entsprechend hat am vergangenen Wochenende auch alles gut geklappt: Was für die Einsatzkräfte eine Übung darstellte, war aus Sicht der RUD ein echter Einsatz. Dieser Einsatz und die komplette Großübung hat auch Christian Feicht beeindruckt: „Die Übung hat mir sehr gut gefallen, auch dass die gesamte Rettungskette beübt wurde – von der Rettung durch die Feuerwehr über die Übergabe an den Rettungsdienst bis zum Transport in die Klinik. Ich finde auch den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung der Schminker sehr beeindruckend: Wenn einer mal nicht weiterweiß oder etwas länger braucht, ist sofort ein anderer da und unterstützt.“ Lediglich der frühe Beginn der Übung für die Mimen sei „kleine Herausforderung“ gewesen, gibt er zu.
Wer weitere Informationen sucht oder die Realistische Unfalldarstellung der Malteser aktiv oder finanziell unterstützen möchte, kann sich unter rud-ebersberg@malteser.org an das Leitungsteam wenden.