Während andere es sich zum Feierabend so richtig gemütlich machen, ist Jens Normann mit vier bis fünf weiteren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Malteser Schwerte zurzeit täglich auf „seinen“ 25 km Autobahn unterwegs. Gemeinsam fahren sie die Rastplätze ab, immer auf der Suche nach Fahrern aus der Ukraine oder Russland, die dort mittellos gestrandet sind. Aufgrund des Krieges wurden ihre Kreditkarten gesperrt, bargeldloses Bezahlen ist nicht mehr möglich, der Kontakt zu ihrer Spedition in der Heimat ist zum Teil abgebrochen und nun sitzen sie fest. Ohne Geld, mit einem schwindenden Vorrat an Lebensmitteln und Hygieneartikeln, das Handy-Guthaben ist aufgebraucht und der Tank ist leer. Hier helfen die Schwerter Malteser. Sie versorgen die LKW-Fahrer mit allem was nötig ist: Dazu zählen Wasser, Kaffee, Tee, Hygieneprodukte, wie Zahnbürsten, Zahnpasta, Duschgel, Handtücher, sowie Konservendosen, die man sich mal schnell warm machen kann. Ebenso wird Brot, Margarine und Brotbelag weitergeben. Dafür nehmen die Malteser täglich Spenden an ihrer Unterkunft entgegen. Ein Bäcker aus dem Ort backt sogar eine Extra-Ladung Brote für die bedürftigen Trucker. Darüber hinaus benötigen die Fahrer oft auch Bargeld, um zu Tanken und ihre Standheizungen betreiben zu können. Hier sind die Malteser dankbar für Geldspenden, die gerecht und verantwortungsvoll verteilt werden.
Weder Jens Normann noch seine Mitstreiter sprechen Russisch oder Ukrainisch; aber auch darauf haben sie sich gut vorbereitet. Sie haben Tafeln mit den wichtigsten Fragen auf Russisch vorbereitet, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können. Das erleichtert die Kommunikation, wenn die befreundete Dolmetscherin keine Zeit hat. Manchmal hilft aber auch das nicht; manche Fahrer schämen sich für ihre Situation und wollen keine Hilfe annehmen. „Hier bleiben wir dann hartnäckig. Manchmal müssen wir die Fahrer zu ihrem Glück zwingen“, berichtet Jens Normann. Auch das Angebot im Schwerter Hallenbad zu Duschen nehmen die Fahrer gerne an, wenn keine Möglichkeit auf dem Rastplatz vorhanden ist. Dann hören die Malteser ein „Dyakuyu“ oder „Spasibo“ (Danke auf Ukrainisch und Russisch) und bei so manchem toughen Trucker fliest ein Träne. „Das ist, wofür wir hier auf der Autobahn unterwegs sind. Getreu dem Malteser Leitspruch ‚Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen‘“ , bringt es Jens Normann auf den Punkt.
Ein Projekt, das auch anderswo Schule machen sollte. Die Malteser in Schwerte geben gerne Infos und Tipps weiter. Schon seit Jahren sind sie auf den Rastplätzen zur Weihnachtszeit unterwegs. So entstand die Idee, auch in der jetzigen Zeit zu helfen. Interessierte aus dem Raum Schwerte, die sich hier ebenfalls engagieren möchten, vielleicht sogar mit Fremdsprachenkenntnissen, können sich jederzeit melden. Kontakt: jens.normann@malteser.org