Mit dem Herzenswunschkrankenwagen zu "Dahoam is Dahoam"

Renate mit ihrem Enkel Jan und den Maltesern am Filmset von Dahoam is Dahoam. Die Schauspieler nahmen sich alle sehr viel Zeit für sie. Foto: Sylvia Schwarzer/privat.

Regensburg/Dachau. Gäbe es einen Preis für den Enkel des Jahres, ginge er dieses Jahr wohl an den zwölfjährigen Jan. Weil seine Oma Renate Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium hat und dazu noch an COPD (schwere Lungenkrankheit) leidet, wollte er ihr eine besondere Freude machen – um sie mal wieder lachen zu sehen.
Renate liebt die Serie Dahoam is Dahoam und verpasst seit 15 Jahren keine Folge. Mittlerweile ist das allabendliche Ritual schon fast so etwas wie ein Familienevent geworden, denn seit Renates Mann vor sieben Jahren verstorben ist, wohnt sie in der Wohnung neben ihrem Enkelsohn. Dieser hatte vor ein paar Wochen die zündende Idee, seiner Oma doch einmal den fiktiven Drehort Lansing zu zeigen. Die Produktionsstätte des Bayerischen Rundfunks befindet sich in der Nähe von Dachau, also ca. eine Stunde von Regensburg entfernt. Eine Strecke, die Renate aufgrund des benötigten Sauerstoffgerätes nicht mehr problemlos in einem normalen Auto überstehen würde.
Jans Mutter Sylvia fand die Idee ihres Sohnes so wundervoll, dass sie alle Hebel in Bewegung setzte, diese so bald wie möglich in die Tat umzusetzen. Denn wie viel Zeit ihnen noch bleibt, ist leider völlig ungewiss. Nachdem sich am Filmset alle Darsteller der Serie sofort bereit erklärt haben, Renate in Empfang zu nehmen und ein Termin feststand, wandte sich Sylvia an die Malteser.

„Ich habe einfach mal auf der Facebook Seite der Malteser Regensburg mein Glück versucht. Eigentlich wollte ich privat einen Krankentransport buchen für einen bequemen Liegendtransport. Dass die Malteser auch einen Herzenswunsch-Krankenwagen haben, das wusste ich tatsächlich nicht. Umso mehr hat es mich gefreut, dass alles super unkompliziert lief und wir innerhalb von zwei Tagen die Zusage hatten, dass die Fahrt übernommen werden kann.“ Oma Renate freute sich unglaublich, in Begleitung mit ihrem Enkelsohn und ihrer Schwiegertochter nach Dachau zu fahren.

Christian Winkler und Helga Treindl vom Malteser Hilfsdienst übernahmen ehrenamtlich die Herzenswunsch-Fahrt. Sie holten den Fahrgast zuhause ab und halfen der im Rollstuhl sitzenden Renate aus dem ersten Stock in den Herzenswunsch-Krankenwagen. Praktischerweise ist dieser mit eigenem Sauerstoff ausgestattet, so dass Renate bequem gebettet auf der speziellen Transportliege die Fahrt fast schon genießen konnte. Als Beifahrer mit an Bord waren Schwiegertochter Sylvia und Enkelsohn.  Im fiktiven Lansing angekommen, wurde die Reisegruppe herzlich begrüßt. Bei einer Führung über das gesamte Gelände blieb viel Zeit für Fragen. Alle Darsteller, die Renate über den Weg liefen, waren sofort bereit, Erinnerungsfotos zu knipsen.

Wie herzlich und exklusiv der Besuch von Renate gestaltet wurde, zeigte sich zum Beispiel in dem Moment, als die Schauspielerin Brigitte Walbrun bemerkte, dass es Renate aufgrund des schlechten Wetters kalt war und sie ihr kurzerhand anbot: „Magst du meinen Schal haben? Ich schenk ihn dir!“. Es sollte nicht das letzte Souvenir gewesen sein, das Renate mit nach Hause bekam. Ein Bierfilz mit dem Logo der Lansinger Biermarke, das Lansinger Kochbuch aus dem Bürgermeisterbüro – gefühlt bekam Renate das halbe Filmset geschenkt. Obendrauf wurde sie mitsamt ihren Begleitern auch noch zum Mittagessen eingeladen und vom Film-Catering bestens versorgt. Der Besuch von Dahoam is Dahoam hat sich auf jeden Fall gelohnt. Jan hat sein Ziel erreicht – seine Oma konnte den Moment genießen und war sehr glücklich. Nach zwei Stunden ging ihr jedoch allmählich die Kraft aus und sie wollte nach Regensburg zurück.

Christian Winkler hat schon mehrere Herzenswunsch-Fahrten übernommen. Für ihn ist es jedes Mal etwas Besonderes: „Man merkt zu Beginn der Fahrt deutlich, dass unserem Fahrgast die Kraft fehlt, die Krankheit einfach schon weit fortgeschritten ist. Aber wenn wir dann ankommen am Ziel der Fahrt, dann passiert etwas Magisches. Der Herzenswunsch gibt allen einen besonderen Energieschub. Bei Renate habe ich zum Bespiel während unseres Aufenthalts nicht gemerkt, dass sie Probleme mit der Luft hat.“

Schwiegertochter Sylvia schreibt den Maltesern am Abend noch eine Nachricht auf Facebook: „Danke, dass ihr Mutti/Oma heute eine schöne und angenehme Fahrt ermöglicht habt mit eurem Herzenswunsch-Krankenwagen. Das Wetter haben wir einfach ausgeblendet. Alles Gute für euch!“ Renate und ihren Begleitern war es am Ende des Tages ein großes Anliegen, selbst 100 Euro zu spenden, damit der nächste Herzenswunsch erfüllt werden kann. Wenige Tage nach der Fahrt erreicht die Malteser eine traurige Nachricht. Renate ist verstorben. „Daran sehen wir wieder deutlich, wie wenig Zeit uns bleibt, die Herzenswünsche schwerstkranker Menschen zu erfüllen! Ich bin froh, dass wir Renate und ihrer Familie noch einen schönen Tag ermöglichen konnten“, sagt Ulrich Weniger, der Koordinator des Herzenswunsch-Krankenwagens in der Diözese Regensburg.

Der Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser ist ein spendenfinanzierter Dienst der Malteser, der sterbenskranke Menschen an den Wunschort ihrer Wahl bringt. Die Fahrten sind für die Gäste kostenlos. Wenn Sie den Dienst mit einer Spende unterstützen wollen oder selbst jemanden kennen, der noch einen letzten großen Wunsch hat, dann kontaktieren Sie die Malteser vor Ort.

Weitere Informationen zum Herzenswunsch-Krankenwagen finden Sie Sie unter: www.malteser-bistum-muenchen.de/hwk


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