Deutsch-ukrainische Psycho-Soziale Unterstützung wird immer stärker nachgefragt

Frank C. Waldschmidt von den Maltesern in NRW und Prof. Oksana Kredentser aus Kiew haben dieses Projekt für hilfesuchende Geflüchtete aus der Ukraine ins Leben gerufen. (Foto: Malteser)

Seit über 150 Tagen tobt der Krieg in der Ukraine und ein Ende ist aktuell nicht absehbar. Auch wenn hier in Deutschland mittlerweile andere Themen diesen Krieg aus den Schlagzeilen drängen, ist das Leid der Bevölkerung ungebrochen groß, sterben täglich viele Soldaten und Zivilisten bei Kampfhandlungen und Raketenbeschuss. Groß sind nach wie vor die Sorgen der vornehmlich weiblichen Flüchtlinge aus der Ukraine, die in Deutschland eine Zuflucht gefunden haben. Sie bangen täglich um ihre Männer, Väter und Söhne, die als Soldaten gegen die russischen Invasoren kämpfen. Sie wissen oft nicht, wie es ihren Verwandten und Freunden geht, die zurückgeblieben sind oder in den von Russland besetzten Gebieten in der Ostukraine leben. Sie wissen nicht, wann sie zurück können in ihre Heimat. Um diese geflüchteten Menschen kümmern sich in Nordrhein-Westfalen seit 100 Tagen die Malteser und ein kleines Netzwerk aus ebenfalls geflüchteten ukrainischen Psychologinnen. 

„Mittlerweile wird unsere Struktur immer stabiler“, beschreibt Projektleiter Frank C. Waldschmidt von den Maltesern die aktuelle Situation. Zehn Psychologinnen und Psychologen aus der Ukraine, Deutschland, Polen und Griechenland arbeiten an der psycho-sozialen Unterstützung geflüchteter Menschen aus der Ukraine mit. Diese Unterstützung findet größtenteils online statt, aber auch in regelmäßigen Gruppentreffen kümmert sich das Team um die Sorgen und Nöte der Geflüchteten. „Bisher haben 50 Personen individuelle psychotherapeutische Hilfe durch uns erhalten können“, fasst Waldschmidt die ersten drei Monate zusammen. „Zehn von ihnen beanspruchen Langzeitpsychotherapien, die wir organisieren“. 

Dieses in NRW einmalige Projekt der Malteser hat sich schnell herumgesprochen. Die psycho-soziale Unterstützung durch das Projektteam wird immer häufiger nachgefragt. Seit einigen Wochen schon besteht eine feste Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Stadt Köln. „Es wurden von uns auch schon mehrere Veranstaltungen für Schutzsuchende in anderen Kommunen besucht und vor Ort vernetzt“, so Waldschmidt. 

Treibende Kraft dieses Projektes ist die Kiewer Professorin Oksana Kredentser, die selbst im März mit ihrer Familie aus der Ukraine vor dem Krieg nach NRW geflohen ist. Für sie ist es selbstverständlich, mit anzupacken und die Situation ihrer Landsleute zu verbessern. Aber auch ihre Studierenden in Kiew hat sie keinen Augenblick aus den Augen verloren. Online hält sie den Kontakt und ihre Vorlesungen und Kurse. „Die Arbeit hilft mir und bringt mich auf andere Gedanken“, unterstreicht sie gerne. In ihrem neuen Zuhause im Westen von NRW fühlt sie sich mit ihrer Familie sicher und wohl. Den Maltesern und Frank Waldschmidt ist sie sehr dankbar, dass sie dieses Projekt ermöglichen. „Wir können nicht in die Zukunft blicken, aber hoffen, dass dieser Krieg bald endet und wieder Frieden herrscht“, sagt Oksana Kredentser. So lange wird sie gemeinsam mit ihrem Team helfen, das Leid der Geflüchteten zu lindern.

Kontakt zu dieser Projektgruppe für Interessierte und Hilfesuchende:
@psychology.ukraine.deutchland
oksana.kredentser@malteser.org


Zurück zu allen Meldungen