Eichstätt. „Wenn die Kinder in unsere Gruppe kommen, dann dürfen sie sein, und zwar genau so, wie sie gerade sind – wütend, traurig, lustig – das ist egal. In diesen anderthalb Stunden dürfen sie uns alles erzählen oder auch gar nichts, sie dürfen einfach sein. Und das gibt auch mir persönlich ganz, ganz viel mit.“ So beschreibt Konny Bernreuther, was ihr an ihrem Ehrenamt gefällt – die 53-Jährige leitet gemeinsam mit Regina Kiefer, 49, die Kindertrauergruppe „Regenbogen“ der Eichstätter Malteser.
Regina Kiefer ist Krankenschwester im palliativen Bereich, Konny Bernreuther arbeitet in einer Physiopraxis. Beide haben bei den Maltesern die Ausbildung für die Hospizbegleitung absolviert – und an ein Ehrenamt in der Trauerbegleitung eigentlich nie gedacht. Bis Regina Sterz vom Malteser-Hospizdienst eine neue Leitung für die Regenbogengruppe suchte und die beiden Frauen ansprach. „Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie Kinder mit dem Thema Verlust und Trauer umgehen, die haben da einen ganz anderen Zugang, das beobachte ich auch in meinem beruflichen Kontext. Da wollte ich gerne mehr drüber wissen und das Gelernte auch anwenden“, erklärt Regina Kiefer.
Zusammen mit Konny Bernreuther absolvierte sie eine Ausbildung für die Trauerarbeit mit Kindern. Konny Bernreuther beschreibt: „Was für mich entscheidend war, ist, dass Kindertrauerarbeit sich tatsächlich um einiges von der Trauerarbeit mit Erwachsenen unterscheidet.“ So gebe es bei Kindern, die einen schweren Verlust verarbeiten müssen, immer wieder Momente der Normalität, in denen auch Glück zugelassen werden könne, bekräftigt auch Regina Kiefer: „Sie sind wie Pfützenspringer, sie springen rein in die Trauer, aber genauso schnell wieder raus. Trauer ist bei Kindern nicht nur ein graues Dicht, sondern eine Vielfalt an Farben. Kinder fühlen situationsabhängig.“
In der Regenbogengruppe haben die Trauerbegleiterinnen „ihre“ Kinder nun auf eine besondere Situation vorbereitet – das erste Weihnachten ohne den verstorbenen Elternteil. In der letzten Gruppenstunde vor den Ferien wurden Schatzkisten gebastelt, die die Kinder mit Gedanken, Dingen oder Erinnerungen gefüllt haben, die sie hervorholen können, wenn sie Kraft oder Trost brauchen während der Feiertage.
Nicht nur in dieser Bastelrunde, sondern während jeder Gruppenstunde ist noch eine dritte Helferin für die Kinder da: Konnys Hund Ayda, eine ausgebildete Besuchshündin. Ein junges, lebhaftes Tier, „aber Ayda spürt sehr schnell, wenn ein Kind gerade traurig ist, Unterstützung braucht. Dann kommt sie und legt ihm ihren Kopf auf den Schoß und schon hat das Kind einen anderen Fokus“, erklärt Konny Bernreuther. Ein Hund begegne Menschen ohne jede Wertung, das sei wichtig in der Trauerarbeit, sagt Regina Kiefer. Und: „Fell kraulen kann auch sehr tröstlich sein.“