Auch wenn dieses unfassbare Verbrechen schon fast ein halbes Jahrhundert zurück liegt, sind wir betroffen, schockiert und voller Anteilnahme für den Betroffenen.
Im Rahmen einer therapeutischen Trauma-Aufarbeitung wurden Vorwürfe bezüglich schwerer Missbrauchshandlungen aus den 1970er Jahren bekannt. Verübt wurden diese Missbrauchshandlungen an einem jugendlichen Helfer. Eine ehrenamtliche Führungskraft aus dem Katastrophenschutz der Malteser Ortsgliederung Münster soll für die Übergriffe verantwortlich gewesen sein. Der Fall wurde bereits der Staatsanwaltschaft übergeben.
Was wir in den vergangenen Tagen und Wochen in Gesprächen mit unserem ehemaligen Helfer, der sich nach Jahren der Scham und des Schweigens an uns gewandt hat, erfahren haben, schockiert uns zutiefst. Wir haben keinen Grund, an der Richtigkeit der Angaben des Betroffenen zu zweifeln, auch wenn nicht viele Zeitzeugen dazu befragt werden konnten und auch die beschuldigte Person nach unseren Informationen bereits verstorben ist. Wir als Malteser und helfende Organisation positionieren uns gegen jede Form von (sexualisierter) Gewalt.
Jegliche Form der Diskriminierung, sexuelle Belästigung oder sexualisierte Grenzverletzungen und Übergriffe haben bei den Maltesern keinen Platz.
Wir Malteser haben seit mehr als einem Jahrzehnt in umfassende Präventionsstrukturen investiert. Wir haben ein solides Schutzkonzept, das wir mit entsprechenden Standards und Prozessen mit Leben füllen. Beim leisesten Verdacht einer Grenzverletzung oder eines Übergriffs greifen unsere standardisierten Melde- und Verfahrenswege und wir leiten Interventionsmaßnahmen ein.
Im konkreten Fall hat unsere Präventionsbeauftragte in NRW neben dem Betroffenen und den zuständigen Malteser-Stellen in Münster von Beginn an auch externe Stellen und Experten hinzugezogen, insbesondere das Bistum Münster und Zartbitter Münster e.V. als externe Fachberatungsstelle. Sie steht mit dem Betroffenen in regelmäßigem Kontakt und betreut ihn persönlich.
Der Fall wurde bereits an die Staatsanwaltschaft Münster übergeben und selbstverständlich sichern wir dem Opfer unsere volle Unterstützung, auch an einer lückenlosen Aufarbeitung, zu. Unsere klare Absicht ist es, dem Wunsch des Betroffenen nach Veröffentlichung und Aufarbeitung gerecht zu werden. Mit diesem Schritt wollen wir gemeinsam die Vergangenheit in bewusster Offenheit aufarbeiten und mögliche weitere Betroffene ermutigen, sich zu melden und Hilfe anzunehmen.
Betroffene können sich an Zartbitter Münster e.V. wenden und eine vertrauliche und anonyme Erstberatung in Anspruch nehmen. Zartbitter Münster kennt die Verfahrenswege und Hilfsangebote der Malteser bei sexualisierter Gewalt und berät die Betroffenen unabhängig. Kontakt: www.zartbitter-muenster.de, Tel.: 0251 – 4140 555
Auch Petra Müller als Präventionsbeauftragte der Malteser in NRW steht Betroffenen zur Beratung zur Verfügung. Kontakt: 0160 9014 1040 oder unter petra.mueller@malteser.org