Sich im wohlverdienten Ruhestand zurücklehnen, Nichtstun und einfach mal die Ruhe genießen kommt für sie nicht in Frage. Monika Schillhammer hat das, was landläufig gerne als „offenes Ohr“ umschrieben wird und das kommt ihr in ihrem ehrenamtlichen Engagement sehr zu Gute.
Frau Schillhammer, sie bringen sich ehrenamtlich im Hospizdienst der Malteser am Niederrhein ein, was sicherlich nicht immer so war. Woher kommt der Antrieb?
Für mich stand lange fest, dass ich mich in der Rente nicht nur dem Müßiggang hingeben möchte. Schon als Kind in der 8. Klasse habe ich mich in einem Krankenhaus jeden Sonntag engagiert. Erst fand um 6 Uhr die Frühmesse statt und im Anschluss habe ich in der Pflege auf der Station mitgeholfen. In der Zeit, die ich im Krankenhaus verbracht habe, wollte ich unbedingt Kinderkrankenschwerster werden
Hat es mit dem Berufswunsch geklappt?
Leider nicht. Ich habe dann aber trotzdem einen tollen Beruf gefunden, in dem ich Menschen etwas Gutes tun und ihnen zuhören konnte.
Und welcher Beruf wurde es dann?
(schmunzelt) Friseurin. Besonders haben mir dabei die Gespräche mit der Kundschaft gefallen. Die Themen waren ebenso vielfältig wie besonders, fröhlich wie manchmal auch traurig. Bei Bedarf war ich sozusagen der Kummerkasten für manche Leute. Es war schön zu sehen, dass einige Personen sich nicht nur über einen schicken Haarschnitt gefreut haben, sondern auch über ein gutes Gespräch.
Ihre Kommunikationsfähig ist sicherlich sehr hilfreich für Ihr Engagement im Hospizdienst aber wie haben Sie den Weg zu den Maltesern gefunden?
Im Jahr 2014 ist mein Lebenspartner nach langer Krankheit verstorben. Wir sind damals von Ehrenamtlichen des ambulanten Hospizdienst der Malteser begleitet worden und ihr Engagement hat mich nachhaltig beeindruckt. Durch diese Erfahrung setzte bei mir ein Prozess ein. Nach einer Zeit der Trauer wollte ich mich unbedingt ehrenamtlich im Hospizdienst der Malteser einbringen und anderen Menschen in vergleichbaren Situationen helfen. Da hilft es natürlich, dass ich eher auf Menschen zugehe, als mich umzudrehen.
Dennoch ist es ja es eine große Umstellung zu ihrem früheren Beruf. Was hat Ihnen dabei geholfen?
Da muss ich ganz klar meine Zeit im Vorbereitungskurs für Ehrenamtliche im ambulanten Hospizdienst nennen, an dem ich im Jahr 2016 teilgenommen habe. Im Kurs „Leben in Würde bis zuletzt - Sterbende begleiten lernen“ bereiten Mitarbeiter*innen der Malteser die Ehrenamtlichen, in Theorie und Praxis, auf die Begleitung schwer erkrankter und Sterbender vor. Der Kurs war eine gute, intensive Erfahrung und ging mir in manchen Situationen schon an die Substanz.
In meinem früheren Beruf habe ich von den Gesprächen eigentlich nichts mit nach Hause genommen, das ist in der Begleitung ganz anders. Manchmal muss man in Alltagssituationen helfen, wie zum Bespiel ein Getränk anreichen, ein Kissen zurechtrücken, dann aber auch trösten, die Hand halten oder die Menschen sich einfach aussprechen lassen. Das sind auch schon einmal Grenzerfahrungen die man macht, aber ich habe in der Ausbildung den Umgang mit solchen emotionalen Situationen gelernt. Entscheidend ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören.
Was ist Ihnen in der Begleitung besonders wichtig?
Die Begegnung mit den verschiedenen Menschen, denn keine Begleitung gleicht der anderen, dadurch lerne ich bei jedem Kontakt dazu. Manche Menschen sind gut auf den Tod vorbereitet, andere wiederum nicht. Das zeigt sich in ganz verschiedenen Situationen, beispielsweise möchten sich einige nochmal richtig ausleben und unternehmen sehr viel, auch Dinge, die sie vorher nicht gemacht haben. Andere leben ihr Leben normal weiter, ohne direkt etwas zu ändern. Mir ist in der Begleitung sehr wichtig, dem Sterbenden und seinen Angehörigen Zeit zu schenken. Nicht Jeder möchte das Sterben zum Thema machen, ich spreche es von mir aus nicht an. Ich warte ab und äußere mich erst, wenn die Person selbst dazu bereit ist, mit mir darüber zu sprechen. Ansonsten höre ich zu und unterhalte mich auch gerne über ganz alltägliche Themen.
Würden Sie selbst am Ende Ihres Lebens gerne durch einen ambulanten Hospizdienst begleitet werden?
Ja, denn nicht immer können die eigenen Angehörigen rund um die Uhr für einen da sein. Sie müssen Ihren Alltag bewältigen, selbst Arzttermine wahrnehmen oder sich bei einem Sparziergang erholen. Wenn ich im Sterben liegen würde, wäre ich beispielsweise froh um eine Person, die meinem Lieblingssender im Radio kennt und ihn anschalten würde. Niemand sollte alleine gehen, das ist meine Überzeugung!
Malteser Hilfsdienst e.V. Am 24.04.2021 startet für Ehrenamtliche ein Kurs nach dem neuen Celler Modell „Leben in Würde - Sterbende Kinder, Jugendliche und Erwachsene begleiten lernen“.
Leider können in den bestehenden Kurs keine weiteren Teilnehmer*innen aufgenommen werden. Sollten Sie sich für die ehrenamtliche Mitarbeit im ambulanten Hospizdienst interessieren, nehmen Sie aber gerne Kontakt zu uns auf. - Weitere Vorbereitungskurse folgen. |