Köln. Laut einer Umfrage der Malteser unter jungen Menschen kann sich mehr als jeder Zweite vorstellen, sich ehrenamtlich zu engagieren – jeder Fünfte ist es bereits – und es hakt oft nur an einer Kleinigkeit. Überraschende Ergebnisse zum "Tag des Ehrenamtes" am 5. Dezember.
Zum Gedenktag veröffentlichen die Malteser eine Umfrage unter 16- bis 30-Jährigen, die Erfreuliches zutage fördert. Um das Ehrenamt steht es gut – und die Bereitschaft ist da. Dazu Georg Khevenhüller, ehrenamtlicher Präsident der Malteser: „Das zeigt, wo wir ansetzen müssen, um jungen Menschen ein Engagement zu ermöglichen. Je nach Ansatz müssen Ehrenamtsorganisationen, Arbeitgeber, Tarifpartner oder die Gesellschaft Bedingungen schaffen, unter denen sich ein Ehrenamt positiv entwickeln kann.
Wir als Malteser nehmen ernst, dass viele Interessierte sich konkrete Unterstützung wünschen. Wie bieten an, sich auch erstmal nur probeweise oder in Projektform einzubringen und wir beraten je nach individuellen Lebensumständen.“ Denn als hinderlich erweist sich oft fehlende Zeit und mangelnde Orientierung – hier setzen die Malteser mit ihrem Zukunftsprogramm Projekt "Miteinander Malteser – Ehrenamt 2020" an: mehr projekthafte Angebote zu machen und zum Reinschnuppern einzuladen. Seit 2013 läuft es, um attraktive Rahmenbedingungen für Interessierte zu schaffen.
Drei Ergebnisse der Umfrage:
- 21 % sind bereits engagiert, 56% können sich ein Ehrenamt vorstellen – für nur 16% kommt ein Ehrenamt nicht infrage
- 49% derer, die nicht engagiert sind, es sich aber vorstellen können, wünschen sich ein Ehrenamt, in dem sie flexibel sind
- 63% der Befragten, die bereits engagiert sind, üben ein Ehrenamt aus, weil sie Spaß daran haben. Die Hälfte gibt an, dass sie anderen helfen möchten
Neben den Umfrage-Ergebnissen zeigt ein Video den YouTuber Robin Blase, der in Berlin junge Menschen rund ums Ehrenamt befragt hat:
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Hintergrund:
Ehrenamtliches Engagement junger Menschen in Deutschland -
Repräsentative Umfrage der Malteser, durchgeführt von YouGov Deutschland
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1003 Personen zwischen dem 11. und 16.10.2019 teilnahmen.
1. Wie engagementbereit sind junge Menschen heute?
Ehrenamt ist keineswegs „von gestern“. Die Engagementbereitschaft ist durchaus hoch: 21% der Befragten sagen, dass sie sich bereits ehrenamtlich engagieren. Das ist jeder Fünfte. Mehr als jeder Zweite (56%) übt zwar derzeit kein Ehrenamt aus, kann es sich aber vorstellen. Für die Mehrheit der Befragten gilt: Die Bereitschaft ist da, es hat sich aber – aus unterschiedlichen Gründen – bislang noch kein Engagement ergeben. Nur für einen relativ kleinen Teil von 16% der Befragten kommt ein Ehrenamt derzeit überhaupt nicht infrage.
2. Engagieren sich junge Menschen heute überwiegend projekthaft und sporadisch?
Laut Umfrage sind Menschen unter 30 Jahren heute durchaus im verbindlichen Rahmen ehrenamtlich tätig. Diejenigen, die sich engagieren (210 Befragte), tun das überwiegend regelmäßig (72%) und im Umfang von mindestens 5 Stunden im Monat (63%). Mehr als jeder Dritte (37%) investiert sogar über 10 Stunden im Monat.
60% der Engagierten haben eine feste Aufgabe bzw. ein Amt übernommen und nur 9% können sich das nicht vorstellen.
Wieviel Zeit eingesetzt wird, ist offenbar eng mit dem Alter und damit mit den Lebensumständen verbunden: Die 16- bis 20-Jährigen sind am ehesten in der Lage oder bereit, sich mehr als 10 Stunden in der Woche regelmäßig zu engagieren. Dagegen investieren 43% der Personen von 26 bis 30 Jahren maximal 5 Stunden im Monat.
3. Welche Motive veranlassen dazu, ein Ehrenamt auszuüben?
Das Ehrenamt bedient viele Motive. Ohne Spaß am Engagement (von 63% der bereits engagierten 210 Befragten genannt) geht es im Ehrenamt kaum. Jeder Zweite will anderen helfen (50%) oder sieht das Ehrenamt als Feld, auf dem er etwas lernen kann (49%). Jeweils 44% geben an, etwas für eine Sache oder eine Gruppe von Menschen tun zu wollen, die einem persönlich wichtig sind bzw. etwas bewegen zu wollen“. Auch das Gefühl, gebraucht zu werden (40%) rangiert recht hoch. Immerhin fast jeder Dritte fühlt sich im Ehrenamt anderen Menschen verbunden oder erhält dadurch neue Sichtweisen auf Dinge. Den geringsten Stellenwert unter den abgefragten Motiven hat die soziale Anerkennung im Freundes- und Bekanntenkreis (18%).
4. Was sind Hürden für das eigene ehrenamtliche Engagement?
Nicht einmal jeder Zehnte (9%) der Nichtengagierten (793 Befragte) hat grundsätzlich kein Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement. Sogar nur 5% sind nicht aktiv, weil sie nicht daran glauben, damit etwas bewirken zu können. Andere Faktoren sind deutlich ausschlaggebender dafür, dass die Engagementbereitschaft (noch) nicht zum Engagement führt. Am häufigsten genannt werden limitierende Ressourcen. Zeitmangel (44%) und der zu erwartende Aufwand angesichts anderer Verpflichtungen (28%) sind die meistgenannten Hürden.
Auch ein Mangel an Orientierung stellt ein beträchtliches Hindernis dar. 21% der Nichtengagierten fehlen Informationen, wie sie sich engagieren könnten, 20% kommen nicht dazu, sich um ein Ehrenamt zu kümmern. Bei einem nicht unerheblichen Teil bestehen Zweifel entweder an der eigenen Eignung (15%) oder daran, dass die Tätigkeit den eigenen Erwartungen entspricht (12%).
5. Was würde es leichter machen, sich zu engagieren?
Junge Menschen machen ihr Engagement mehr von der Machbarkeit als von materiellen Anreizen abhängig. Zudem zeigt sich im Bedarf nach Unterstützung bei der Suche nach dem passenden Ehrenamt ein wichtiger, mitunter unterschätzter Ansatz zur Engagementförderung.
Denjenigen, die sich noch nicht engagieren, aber grundsätzlich ein Engagement vorstellen können (565 Befragte), würden vor allem Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Ehrenamt, Privat- und Berufsleben helfen. Jeder Zweite (49%) fände die Möglichkeit zur freien, flexiblen Zeiteinteilung bei der Ausübung des Ehrenamt hilfreich. 36% der Engagementbereiten würde eine gute zeitliche Vereinbarkeit mit dem (künftigen) Beruf helfen. Wie eng gekoppelt Engagement und Beruf in der Lebenswelt sind, wird auch daran deutlich, dass 35% die Wertschätzung durch den (künftigen) Arbeitgeber hilfreich fänden.
Für immerhin 28% der Engagementbereiten würden Orientierungshilfen in Form einer Unterstützung bei der Suche nach dem passenden Ehrenamt ein Engagement leichter machen. Passend dazu, dass jeder fünfte Nichtengagierte die Suche nach dem passenden Ehrenamt „aufschiebt“ („bin noch nicht dazu gekommen, mich zu kümmern“) wird offenbar die Suche nach dem passenden Ehrenamt wird von einem erheblichen Teil der Engagementbereiten als aufwändig oder schwierig angesehen. Dementsprechend werden auch Orientierungshilfen begrüßt.