Osnabrück. Seit 2008 leistet das ehrenamtliche Ärzteteam der Malteser Migranten Medizin (MMM) Osnabrück medizinische Nothilfe für Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus oder ohne Krankenversicherung. Im Berichtsjahr 2018 wurden unter anderem 12 Schwangerschaften begleitet. Mit dem Allgemeinmediziner Dr. Bernhard Schürhaus aus Osnabrück konnte ein weiterer Mediziner für das Projekt gewonnen werden.
Die sechs MMM-Ärzte behandelten anonym allgemeinmedizinisch, internistisch und kinderärztlich insgesamt 108 Patienten (2017: 83), vorwiegend aus Osteuropa und Afrika. „Bei den Krankheiten standen Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Probleme sowie Infekte im Vordergrund. Dabei nahm die Zahl der wiederholten Besuche zu. Dabei konnten wir wieder auf die gute Zusammenarbeit mit Behörden, Verbänden, Apotheken, Fachärzten und Krankenhäusern bauen“, freut sich die Teamsprecherin Dr. Sigrid Pees-Ulsmann. Sie berichtet aus der Praxis:
„Sorgen bereiten zunehmend Patienten aus den östlichen EU-Staaten, die hier meist als angeworbene Arbeiter ohne Familienangehörige leben. Wenn sie erkranken, fallen sie oft aus der Gemeinschaft der mit Angereisten heraus. Sie können sich allein kaum verständigen, haben plötzlich keine Unterkunft und keine gesundheitliche Absicherung mehr.
Wochenlang hat uns das schwere Schicksal eines solchen Patienten beschäftigt, der durch starke Schmerzen arbeitsunfähig wurde, aus seinem Job aussteigen musste und plötzlich schwerkrank, wohnungslos, unterhaltslos und ohne Krankenversicherung dastand. Eine Klinik stellte auf Vermittlung des MMM-Teams ein schweres Tumorleiden fest. Die teure Bestrahlungsserie oder Chemotherapie wären aber allein durch Spendengelder der Malteser nicht bezahlbar gewesen.
Durch die Hilfe eines türkischen Mitbürgers, seine wertvolle Unterstützung beim Dolmetschen und menschliche Zuwendung, die Aufnahme ins Laurentiushaus über den SKM (Sozialdienst kath. Männer) sowie wiederholte Gespräche mit dem früheren Arbeitgeber und der früheren Krankenkasse konnte schließlich eine Wiedereingliederung in die Krankenversicherung erreicht werden. Auch die finanzielle Hilfe eines Ausländervereins darf nicht unerwähnt bleiben. So wurden die weitere Diagnostik und Therapie im Krankenhaus ermöglicht. Es zeigte sich einmal mehr: Die Arbeit der MMM-Ärzte ist nicht allein eine medizinische Betreuung, sondern auch eine zeitfordernde Sozialarbeit, die aber schließlich sehr befriedigend ist, wenn eine dauerhafte Hilfe erreicht werden kann.
In einer anderen Situation wurde bei einem ausländischen Patienten im Krankenhaus eine offene Tuberkulose diagnostiziert. Er war in die MMM-Sprechstunde gekommen, offensichtlich leidend und stark abgemagert. Er musste stationär eingewiesen werden, ohne dass ein Kostenträger benannt werden konnte. Eine meldepflichtige Krankheit, die durch uns bekannt wird, muss aber zur Vermeidung weiterer Ansteckungen in der Bevölkerung eigentlich vom staatlichen Gesundheitswesen übernommen werden. Eine so teure und langwierige Behandlung, die für den Patienten und die Umgebung unausweichlich ist, kann unmöglich aus den begrenzten Spendengeldern der MMM bezahlt werden. In den Gesprächen, die solche Situationen hervorrufen, sind viel Zivilcourage und Durchsetzungsvermögen erforderlich.“
Die Malteser bitten die Bevölkerung darum, betroffene Menschen zu vermitteln. Die Sprechstunde ist dienstags von 10 bis 12 Uhr in der 5. Etage der Arbeitsmedizinischen Beratungsstelle (Detmarstraße 6-8).
Telefon: 0541/326-4779 oder 0541/50522-0 (außerhalb der Sprechstunde).
Spendenkonto:
Malteser Hilfsdienst e.V.
DKM Bank
IBAN: DE66 4006 0265 0033 2507 00
Stichwort: MMM
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