Lengerich. Für ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement im Malteser Hilfsdienst wurde am 10. September Octavie van Lengerich aus Gersten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
An der Feierstunde im Torhaus Lengerich nahmen zahlreiche Familienmitglieder und Vertreter der Malteser aus dem Bistum Osnabrück teil, darunter der frühere Kreisbeauftragte Georg Henrichs aus Lingen und Diözesangeschäftsführer Ludwig Unnerstall, der vor zwei Jahren die hohe Ehrung vor den Behörden angeregt hatte.
„Bei einer Ordensverleihung ist die Geschichte gerecht und lächelt.“ Mit diesem Zitat Konrad Adenauers begann Landrat Reinhard Winter seine Laudatio und nahm die Gäste mit durch die nun fast 40-jährige ehrenamtliche Malteser-Vita der Geehrten.
Octavie van Lengerich begann 1992 als Schwesternhelferin, neben der Ersten Hilfe eine früher hoheitliche Ausbildung der Hilfsorganisation. Für einen eventuellen Kriegsfall oder Großschadensereignisse sollten möglichst viele Frauen als Hilfskräfte ausgebildet werden. Heute qualifiziert dieser Lehrgang für die Grundpflege in stationären und ambulanten Einrichtungen.
Nach nur vier Jahren bildete van Lengerich als Dozentin und Referentin in Lingen selbst Pflegekräfte aus und so war es folgerichtig, dass sie als Mitglied des Malteserordens von 2008 bis 2013 (seit 1996 stellvertretend) die Funktion der Diözesanoberin und seit 2006 der stellvertretenden Diözesanleiterin übernahm.
Unter anderem in der Nachfolge von Norbert Wemhoff und dem 2018 verstorbenen Politiker Dr. Walter Remmers, wurde sie im März 2013 (seit Januar 2012 kommissarisch) durch den Präsidenten des Malteser Hilfsdienstes, Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin, als erste Frau zur Diözesanleiterin berufen. Letztlich wurde unter ihrer Führung über 5.500 Schwesternhelferinnen bzw. Pflegediensthelfer aus- und fortgebildet.
„Als Oberin und Leiterin lagen ihnen besonders die Hilfen für Arme, Kranke, Einsame und Ältere am Herzen. Durch den Aufbau neuer lokaler Dienste haben Sie dazu beigetragen, manche soziale Lücke zu schließen“, betonte Winter. Als Beispiele nannte er die Demenzbegleitungsdienste, die auch pflegende Angehörige entlasten, die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung, die Flüchtlingshilfe mit kurzfristig einzurichtenden Notaufnahmeeinrichtungen in Diepholz und Osnabrück, und den Herzenswunsch-Krankenwagen, mit dem Sterbenden letzte Wünsch erfüllt werden. Darüber hinaus leitet sie seit vielen Jahren Krankenwallfahrten nach Lourdes und Rom.
Besonders hervorgehoben wurden die mittlerweile 30 Touren des „Mobilen Einkaufswagens“ in der Diözese Osnabrück. Dieser kostenlose wöchentliche Fahrdienst für nicht mehr mobile Senioren ermöglicht ein wieder selbstbestimmtes Einkaufen und den Erhalt sozialer Kontakte. Auch in Lengerich soll dieses Angebot bald aufgebaut werden, freute sich Samtgemeinde-Bürgermeister Matthias Lühn zusammen mit dem Gerstener Ortsbürgermeister Karl Köbbe in seinem Grußwort.
Dann ging es zur Ehrung. Landrat Winter übernahm, nach einem kurzen Blick in die umfangreiche Trageordnung, das Anheften des Verdienstkreuzes, zwei Handbreit unter der linken Schulter.
„Ich nehme diese Auszeichnung dankbar und demütig an“, begann Octavie van Lengerich ihre Festrede. „Ohne Ehrenamt ist kein Staat zu machen. Ich sehe das Ehrenamt jedoch nicht als Lückenbüßer für nicht erfüllte staatliche Aufgaben, sondern als Zeichen der Solidarität in der Gesellschaft, in der ich lebe!“
Anschließend dankte sie allen Vorbildern und Mitwirkenden im Malteserorden und Hilfsdienst: Nur in einer starken Gemeinschaft lasse sich der Leitsatz der Malteser „Bewahrung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ täglich umsetzen und dies auch nur mit einer verständnisvollen Familie im Hintergrund, wandte sie sich an ihren Mann, die Kinder und Enkelkinder.
Dieses Lob bekam sie sogleich zurück. Ihr Sohn, Dr. Johann Rotger van Lengerich, der das Amt des Diözesanleiters im vergangenen Jahr von ihr übernommen hatte bezeichnete sie als großes Vorbild für die ganze Familie. „Du handelst für andere, weil du fest im Glauben verwurzelt bist. Im Orden und Hilfsdienst steht für dich stets der Mensch im Vordergrund!“
So zeigten sich die Malteser abschließend froh, ihre ehemalige Leiterin weiter engagiert zu wissen. 2018 hatte sie das Amt der Diözesanauslandsbeauftragten übernommen und verantwortet nun die ehrenamtliche humanitäre Hilfe von zehn Ortsverbänden in Litauen, Lettland, Weißrussland und Malawi sowie ein diözesanes Gesundheitsprojekt in Nigeria.