Permanent in Hab-Acht-Stellung

Martina Zimmer freut sich auf das nächste Onlinetreffen mit der Trauergruppe.

Familien, in denen ein Kind lebensverkürzt erkrankt ist, haben jetzt besonders viele Sorgen. Die Corona-Pandemie führt zu extremen Einschränkungen und Helfende können nur sehr eingeschränkt unterstützen. Dazu kommt die fehlende Impf-Perspektive.

 

Zum Tag der Kinder- und Jugendhospizarbeit am 10.2. weisen die Malteser am Niederrhein auf die besonderen Herausforderungen für Familien hin, in denen ein Kind lebensverkürzt erkrankt ist. Psychosoziale Hilfe, praktische Unterstützung, Therapien oder einfache Momente der Entspannung fallen für viele Eltern und Kinder weg. Zudem sind die Familien nicht in der ersten Priorität der Corona-Impfungen vorgesehen. „Die Angst, dass das schwer erkrankte Kind zusätzlich mit Corona infiziert wird, führt bei allen Familien zu extremen Einschränkungen. Die Eltern sind permanent in Hab-Acht-Stellung, denn auch die gesunden Geschwisterkinder können Covid-19 mit nach Hause bringen“, sagt Martina Zimmer, Koordinatorin und stellvertretende Leitung des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes am Niederrhein. Die Malteser fordern, dass den betroffenen Familien sehr schnell das Angebot zur Impfung gemacht werden muss.

 

Strenge Selbstisolation

 

In Familien kümmert sich meist ein Elternteil vollständig um das erkrankte Kind und die Geschwister, ein Elternteil geht arbeiten. In Corona-Zeiten aber wird das Wohnzimmer zum Homeoffice und zum Schulort für die Geschwister. „Die Familienmitglieder isolieren sich meist sehr streng gegenüber außen, um die Ansteckungsgefahr für das schwerkranke Kind Richtung Null zu drücken“, sagt Zimmer.

 

Härtefall: Ohne persönliche Begleitung geht es nicht

Für manche Betroffene geht es auch in Corona-Zeiten nicht ohne direkte Begleitung, also einen Besuch der Ehrenamtlichen – natürlich mit Maske, zwei Metern Abstand und möglichst im Freien. Im Rahmen einer Härtefall-Regelung stehen die Malteser auch hier bereit, haben ihr Angebot sogar erweitert und belgeiten Familien auch über den Tod hinaus.

 

So bleiben viele ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter „ihrer“ Familie auf jeden Fall per Netz verbunden. Messenger-Dienste mit Videofunktion dienen dazu, zum Beispiel doch noch zusammen zu basteln. Dafür werden den begleiteten Kindern und Jugendlichen kontaktlos Kreativpäckchen vor die Tür gelegt, welche neben Masken, Farben und Pinsel auch einige Fragestellungen zum Gestalten der Maske beinhaltet. Im Februar wurden Fragen an die Hand gegeben wie: „Welche Farben und Formen hat meine Trauer heute, was möchte ich von meiner Trauer nach außen zeigen und was bleibt innen?“ Entsprechend werden die Masken von außen und innen bemalt. Hier dürfen die begleiteten Kinder und Jugendlichen die ganze Farbpalette so nutzen, so wie es ihnen in den Sinn kommt. Bei dem am dritten Freitag im Monat stattfinden Onlinetreffen, kommt es dann zum Austausch in der Trauergruppe.

 

„Online verbunden zu sein ersetzt in keinem Fall die persönliche Begleitung, doch funktioniert es in der jetzigen Situation sehr gut“, sagt Martina Zimmer. Sie ist froh, dass die Ehrenamtlichen auf diese Weise auch vor Ansteckung geschützt sind und ihre wichtige Unterstützung nicht einstellen. Denn Familien mit einem schwer erkrankten Mitglied können sich nicht noch mehr isolieren. „Der Spielraum ist aufgebraucht“, konstatiert Zimmer.


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