„Oh nein, mir ist ein klitzekleiner Fehler passiert“ oder „Das war nur ein Flüchtigkeitsfehler“ lauten oft kleinlaute Aussagen anderen gegenüber, wenn Fehler passieren.
Es ist nicht einfach, Fehler anzuerkennen und schon gar nicht, Fehler im ersten Moment positiv zu bewerten. Das gelingt oft nur mit etwas Abstand. Dabei heißt es im Volksmund doch „Fehler sind menschlich“. Doch wir Menschen tun uns schwer mit Fehlern und besonders mit dem Umgang mit Fehlern. Denn einem offenen und aufgeschlossenen Umgang, einer Fehlerkultur, steht der Wunsch nach Perfektion gegenüber.
Wenn es Gott so leicht fällt, die Menschen mit ihren Fehlern anzunehmen, wieso sehen Menschen in Fehlern eher Fluch als Segen?
Bei dem Wunsch nach Perfektion und Unfehlbarkeit muss ich an Gott denken. Gott wird als perfekt und vollkommen beschrieben. Gott hat die Menschen als sein Abbild und aus Liebe erschaffen. Seine Liebe ist so groß, dass der Mensch die Freiheit hat, seinen eigenen, individuellen Weg zu gehen. Er kann Fehler machen, Entscheidungen für oder gegen etwas treffen und ganz autonom handeln – sich sogar von Gott distanzieren. Trotzdem ist jeder Mensch von Gott geliebt.
Wenn es Gott so leicht fällt, die Menschen mit ihren Fehlern anzunehmen, wieso sehen Menschen in Fehlern eher Fluch als Segen? Dahinter stecken zwei psychologische Grundbedürfnisse des Menschen: soziale Anerkennung und positives Selbstwertgefühl. Sobald ein Fehler passiert, sind Anerkennung und Selbstwertgefühl gefährdet. Die Kollegin könnte an meinem Können zweifeln oder meine Freunde halten mich für einen Dummkopf…
Doch geht es schließlich um Akzeptanz, denn Fehler sind normal, nicht nur bei anderen, sondern auch bei jedem einzelnen. Wir können Verantwortung für unser Handeln übernehmen und den Fehler von unserem Selbstwert trennen. Mit dieser Offenheit, mir und anderen gegenüber, werde ich schließlich etwas aus dem Fehler lernen können. Und das Erlernte kann Segen für das eigene Leben sein. Gott segnet uns Menschen mit seiner unendlichen Liebe.