Das war der Katholikentag 2024: Begegnungen, neue Freunde und ein blaues Auge
Beim 103. Deutschen Katholikentag vom 29. Mai bis 2. Juni in Erfurt waren fast 280 Malteserinnen und Malteser aus ganz Deutschland dabei. Die meisten ehrenamtlich. Sie machten den Sanitätsdienst für die 20.000 Besuchenden, boten einen Fahrdienst an, waren auf der Kirchenmeile ansprechbar, organisierten einen Gottesdienst im Dom. Fast überall sah man das achtspitzige Kreuz – auf Jacken, Fahnen und Rettungswagen. Das sind ihre Eindrücke.
/ Text: Anna-Sophie Schedler
Morgens kurz nach fünf in Erfurt. Markus Waclawik und seine Kollegin bereiten das Frühstück in der Messehalle vor: die Tische bereit machen und Kaffee aufsetzen – das Essen kommt dieses Mal vom Catering. Der 103. Deutsche Katholikentag hat hunderte Volunteers nach Erfurt gelockt. Sie helfen den 20.000 Besucherinnen und Besuchern, und Malteser aus ganz Deutschland kümmern sich um die Volunteers. Zum Frühstück gibt’s Käsebrote und Schweineohren. Um sechs Uhr startet die Ausgabe. "Die Stimmung unter dem Team ist wirklich gut. Man merkt, egal wo wir herkommen: Wir sind eine große Malteser Familie. Egal ob Bayern oder NRW“, sagt Markus Waclawik, er ist aus Wesel hergekommen. Und: „Die Gäste sind zu 99,9 Prozent richtig gut drauf, auch wenn einiges nicht geklappt hat. Das finde ich sehr schön. Man merkt so ein bisschen den Heiligen Geist, der mitschwebt."
Verpflegung mal Tausend
Beim Katholikentag betreuen die Malteser neben 600 Volunteers auch noch 400 Gäste. Dafür halten auch Turnhallen her. „Wir sind hier für die Verpflegung und gucken, ob alles in Ordnung ist, räumen das Quartier ein bisschen auf – und wünschen immer einen guten Morgen“, sagt Malteser Nils Schultz. Der 30-Jährige berichtet, dass es ihm Spaß macht und er deswegen auch schon das dritte Mal dabei ist. Und es bleibt auch Zeit, Veranstaltungen zu besuchen – der Gelsenkirchener ist Jugendvertreter im Ethik-Beirat der Malteser und war auch beim Podium zur Suizidprävention, das die Malteser organisiert haben. „Das war echt interessant und eine spannende Diskussion“, sagt er.
Suizidprävention schafft Angebote für Menschen, die in schweren Lebenskrisen einen Sterbewunsch entwickeln. Meistens wollen diese Menschen eigentlich nicht sterben, sondern nicht mehr so leben, wie sie es in der Situation oder in dem Moment tun. Im Vordergrund steht daher, Not zu erkennen. Das macht auch der Malteser Therapiebegleithund Balu: „Balu geht zu den Menschen, er spürt, er riecht, wie geht‘s demjenigen, er setzt sich auf den Schoß. Er lehnt sich an jemand an, der es einfach braucht“, so beschreibt Dorothea Fuchsenberger Balus Aufgabe. Die Würzburgerin und ihr Rauhaardackel waren auch beim letzten Katholikentag in Stuttgart dabei, da war Balu allerdings noch Auszubildender. Jetzt ist er ausgelernt – und lässt sich am Malteser Stand auf dem Erfurter Domplatz von den Besuchenden kraulen.
Unterschlupf: Malteser Stand
Der Malteser Stand mit den zwei weißen Zeltspitzen auf der Kirchenmeile auf dem Domplatz bietet einen Unterschlupf, wenn das Wetter dann doch mal nass wird. Und die Aktionen locken an: Lisa aus Bamberg ist mit ihren Großeltern auf dem Katholikentag unterwegs. Sie hat beim Malteser Stand am Werte-(Glücks-)Rad gedreht. „Da habe ich eine Fahne gekriegt und ein Rätselbuch“, berichtet sie. Die Siebenjährige kennt die Malteser schon längst, denn sie durfte in ihrer Heimat mal einen Rettungswagen von innen anschauen und das Horn ausprobieren.
Das Werte-Rad des Demokratieprojekts der Malteser Jugend in Erfurt kommt nicht nur bei Lisa gut an. Einsatzsanitäter Joel Zander hat auch daran gedreht und einen Malteser Teddy abgestaubt. „Mein Highlight auf dem Katholikentag ist tatsächlich der Malteser Stand.“ Neben Infos rund um die Themen Nachhaltigkeit, Hausnotruf und Herzenswünsche, konnten Besuchende auch eine Postkarte verschicken. Mit einem Spruch wie „Ich besuche dich“ oder „Ich bete für dich“ eine Freude machen.
Malteser helfen Helfenden
Martin Schelenz von den Maltesern Magdeburg hat den Stand mitbetreut. „Das war auch bissl Arbeit, aber man hat so viele Begegnungen und Gespräche. Heute habe ich zum Beispiel einen neuen Freund gewonnen“, berichtet er und strahlt. „Sowas erlebt man halt nur beim Katholikentag oder wenn man überhaupt auf Menschen zugeht. Und das ist hier besonders einfach“, meint er. Begegnungen haben Malteser in diesen Tagen viele – egal, wo man in Erfurt unterwegs ist, ob Anger, Domplatz oder Hirschgarten. Fast überall sieht man das achtspitzige Kreuz – auf Jacken, Fahnen und Rettungswagen.
Und natürlich auch bei der Malteser Jugend. Keine zehn Gehminuten vom Domplatz entfernt hat die Jugend im eigenen Stand eine Teddyklinik errichtet: mit Aufnahme, Skateboard-Tomografie und Behandlungszimmer. Gina Behrmann hilft neben der Teddyklinik, wo Kinder dreieckige Halstücher bemalen können. Sie ist schon mehr als zehn Jahre bei der Malteser Jugend, aber das erste Mal beim Katholikentag. „Ich war gestern beim Begleitdienst dabei“, erzählt sie. Eine Frau aus der Helfendenzentrale konnte bei der Essensausgabe mithelfen, aber war nicht so gut zu Fuß. „Da haben wir den Rollator geparkt und sie mit dem Rollstuhl durch die Stadt gefahren“, erklärt die 20-Jährige.
Und es gab ein blaues Auge
„Schöne Stadt und abwechslungsreiche Veranstaltung“ – das ist das Fazit von Felix Dick aus Karlsruhe. Es ist sein vierter Katholikentag. Er hilft als Rettungssanitäter bei einem mobilen Erstversorgungstrupp. Dafür steht er in der Erfurter Innenstadt am Angerbrunnen bereit. Viel zu tun hatten der 32-Jährige und sein Kollege am letzten Tag nicht. „Bisher hatten wir einmal ein bisschen Kreislauf und einen Regenschirm im Gesicht“, sagt er. Und das gab ein blaues Auge – „aber nur ein kleines.“ Insgesamt haben die Malteser auf dem diesjährigen Katholikentag 270 Besuchende mit dem Fahrdienst mobil gemacht und 120 Patienten in den Unfallhilfsstellen sanitätsdienstlich versorgt – alles im üblichen Rahmen für eine so große Veranstaltung.
Irme Stetter-Karp über die Malteser
Die Präsidentin des Deutschen Katholikentags beziehungsweise des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp über die Malteser: "Ich freue mich, dass die Malteser dabei sind, weil für mich die Malteser innerhalb der Fachverbände der Caritas immer überzeugt haben, durch ihre sehr praktische Hand, durch Tatverkündigung quasi. Das mit so vielen Ehrenamtlichen zu leisten hat mir immer Respekt abverlangt. Ich war zwölf Jahre Vizepräsidentin der Deutschen Caritas, von daher kenne ich die Malteser, auch aus der Diözese, aus der ich stamme. Ich hatte immer eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Maltesern und vor allem in den vergangenen 15 Jahren auch wahrgenommen, wie sie powern können, wie dieser Verband powern kann, wenn es um die Arbeit mit Geflüchteten geht."
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