Porträt

Sechs Jahrzehnte für die Erste Hilfe und den Auslandsdienst

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Melanie Pätzold/Malteser
Ulrich Mathey engagiert sich bis heute bei den Maltesern.

58 Jahre ist Ulrich Mathey dem Malteser Hilfsdienst schon verbunden. Seit seinem 16 Lebensjahr macht er in der Diözese Trier bei den Maltesern mit. Nach einem Erste-Hilfe-Kurs wird Ulrich Mathey Sanitäter in der Gliederung Merzig im Saarland, die 1960 gegründet wurde. Auf Reitturnieren, Sportfesten und anderen Veranstaltungen sammelt der junge Sanitäter Erfahrungen.

Er absolviert auch eine Pflegediensthelfer-Ausbildung, die die jungen Frauen und Männer dieser Zeit auf einen Dienst im Krankenhaus vorbereitet. Dort können sie den Krankenschwestern und Pflegern kleinere Aufgaben abnehmen und sie entlasten. „Es gab nicht so viele Angebote wie heute, um sich zu engagieren. Deshalb habe ich das gemacht“, sagt das Malteser Urgestein heute. Später wird Ulrich Mathey Ausbilder in Erster Hilfe.

Der erste Hilfstransport startet 1981 von Trier nach Polen

Vier Jahre sind vergangen, als die Diözesangeschäftsstelle in Trier 1968 eine Verwaltungskraft sucht. Buchhaltung und EH-Ausbildung gehören zum Aufgabengebiet – und Ulrich Mathey wird hauptamtlicher Mitarbeiter. In Schulen und Pfarreien bringt er den Menschen in den kommenden gut zehn Jahren landauf, landab die Erste Hilfe bei.

1981 dann tritt für ihn ein umfangreiches neues Arbeitsfeld hinzu: die Hilfe für die europäischen Nachbarn im Osten. In Polen kommt es zu erheblichen Spannungen zwischen Regierung und Opposition, die Wirtschaft bricht ein und viele Menschen hungern. In Deutschland wird zu Paketspenden aufgerufen. Am 1. April 1981 startet der erste Hilfstransport aus der Diözese. Insgesamt werden es im Laufe der kommenden Jahre 470 Hilfslieferungen sein. „Malteser haben diese Transporte begleitet. Bedient haben wir uns zum Transport aber fast immer professioneller Spediteure – bis heute ist das so“, sagt Ulrich Mathey.

1991 werden die Kontakte zur Ukraine geknüpft

Denn nach den Familienpaketen Anfang der 80er Jahre für Polen kommen 1989 mit dem Fall des Eisernen Vorhangs weitere Hilfseinsätze dazu: Für die Geflüchteten aus der DDR, die auf dem Botschaftsgelände der Bundesrepublik in Budapest betreut werden; ebenfalls Lebensmittelpakete für arme Menschen in Rumänien und in der Ukraine. 1991 knüpfen die Kölner und Trierer Malteser Kontakt zur griechisch-orthodoxen Gemeinde in der Ukraine.

Jede Diözese sucht sich einen Partner. Trier hilft in Ivano-Frankivsk, Köln hilft in Lviv. Es entstehen enge Beziehungen und Freundschaften zwischen den Maltesern in den Ländern. Feldküchen, Lebensmittel und Helfer werden in die Ukraine geschickt. Arme Menschen, wie Ältere und Waisenkinder, haben dort zu dieser Zeit niemanden, der sich um sie kümmert. Je zwei Helfer bleiben für 14 Tage vor Ort, betreiben zusammen mit engagierten Freiwilligen aus christlichen Gemeinden die Feldküchen. Gegenbesuche in Deutschland folgen.

Freiwillige aus Rumänen und der Ukraine kommen nach Trier, Freiwillige aus Trier besuchen die beiden Länder

Ulrich Mathey übernimmt nun hauptberuflich die Koordination des Malteser Auslandsdienstes der Diözese und gibt die EH-Ausbildung ab. Eine wichtige Aufgabe für ihn: den Aufbau von Malteser– und Caritasstrukturen in der Ukraine zu unterstützen. Dazu sucht er neben der fachlichen Beratung zusammen mit vielen Engagierten immer wieder Geldgeber. Im Laufe der Jahre zwischen 1994 und heute halten sich je 20 Freiwillige aus Rumänien und der Ukraine in der Diözese Trier auf. Ebenso gehen 20 junge Freiwillige im sog „Sozialen Friedensdienst“ für einige Monate in die beiden Länder, um bei örtlichen Maltesern und der Caritas mitzuhelfen.

2022 startet wieder ein Hilfstransport, wieder ist Ulrich Mathey dabei

Malteser Feldküchen stehen auch 2014 auf dem Maidan, dem zentralen Platz, in Kiew, als Hunderttausende gegen Präsident Janukowitsch protestieren und mehr als 100 von ihnen erschossen werden. Als am 24. Februar 2022 die russische Armee ihren 2015 begonnenen Krieg gegen die Ukraine mit Bombardements auf das ganze Land ausweitet, startet gerade wieder eine Hilfstransport aus Trier in Richtung Ivano-Frankivsk. Wie immer ist Ulrich Mathey – nach seiner Pensionierung lange wieder ehrenamtlich – mit einem Team von Helferinnen und Helfern engagiert, um Menschen in Not zu helfen.

Mathey sieht die Betreuung älterer Menschen als wichtiges Zukunftsthema

Menschen, die helfen wollen, finden sich immer, sagt der 74-jährige. „Wir Malteser haben einen Blumenstrauß an Möglichkeiten zum Engagement in sozialen Diensten oder der Notfallversorgung. Wir haben noch immer eine sinnvolle Tätigkeit für jeden gefunden, der sich einbringen will.“

Für die Zukunft sieht Ulrich Mathey vor allem die Betreuung von älteren Menschen wegen ihrer zunehmenden Zahl als Herausforderung für die Gesellschaft und für den Hilfsdienst. Denn: „Es gibt auch im ländlichen Raum immer mehr Menschen, die einsam sind. Deren Kinder weggezogen sind und die nicht mehr vor die Tür kommen, nicht mehr einkaufen können und auf Unterstützung angewiesen sind.“