Der Bestsellerautor Anthony Robbins hat mal gesagt „Wachstum beginnt am Ende der eigenen Komfortzone“. Wenn wir also Neues lernen wollen, müssen wir ab und zu ins kalte Wasser springen. Und genau das habe ich einfach mal gemacht: als ehrenamtliche Betreuerin bei der Ferienwoche für Menschen mit und ohne Behinderung.
Zusammen mit einer Freundin habe ich zwei junge Frauen mit geistigen Beeinträchtigungen betreut – vom 27. Juli bis zum 3.August waren wir in Ehreshoven in der Malteser Kommende. Eine der beiden Frauen hat zusätzlich auch körperliche Einschränkungen: Sie sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen und ihre Arme sowie Beine nur bedingt bewegen. Das bedeutete für uns: Besonders intensive Betreuung und vor allem vollumfängliche Pflege. Das erste Mal putzte ich jemand anderem die Zähne, reichte Essen an, half beim Duschen und beim sauber halten. Wir bekamen aber, vor allem am Anfang, viel Unterstützung von erfahreneren Betreuerinnen. So lernte ich, dass sich gerade in der Pflege Überwindung auszahlt und man zu mehr fähig ist als man denkt, wenn man es einfach mal macht.
Die Highlights: Wasserschlacht und Disco-Abend
Eins meiner Highlights war die spontane Wasserschlacht im Innenhof. Es waren um die 30 Grad und ein kleines Mittagstief machte sich breit, als ein Betreuer mit seinem rollstuhlfahrenden Gast um die Ecke kam. Bewaffnet mit jeweils einer Wasserpistole haben die beiden kaum jemanden verschont. Zum Glück gab es noch mehr Wasserpistolen, sodass wir uns verteidigen konnten. Als jemand auf die Idee kam den Wasserschlauch zu aktivieren, wurde es zu einer ausgiebigen Wasserschlacht. Hier sind einige Gäste zum ersten Mal richtig aufgeblüht, was mir zeigte, wie simpel Freude manchmal sein kann.
Genauso wie am letzten Abend, bei dem ein DJ unseren Veranstaltungssaal zu einem Party Club verwandelte. Die jungen Betreuer tanzten eifrig Disco Fox mit den älteren Gästinnen. Rollstuhlfahrer haben wir an die Hand genommen und im Kreis gedreht. Die jungen Frauen, die ich mit betreute, tanzten auch miteinander. Die eine schaukelte den Rollstuhl hin und her, während die andere ihre Rassel in der Hand schüttelte und vor Freude strahlte.
Nachdem es allmählich dunkel wurde und sich nicht nur der Abend, sondern auch die Woche zum Ende neigte, schunkelten Gäste und Betreuer Arm in Arm im Kreis zu „Stääne“ von Klüngelköpp. Dabei haben alle lauthals mitgesungen. Ich holte mein Handy raus, machte die Taschenlampe an und winkte im Takt mit. Sofort schlossen sich mir einige an, sodass unser eigener Sternenhimmel mitten im Saal tanzte. Da habe ich gemerkt, wie Musik Barrieren überwindet und eine Gemeinschaft stärkt. Ein Moment, den ich nie vergessen werde.
Der Abschied fiel schwer
So viele schöne, lustige, berührende und einzigartige Momenten, die ich dort erleben durfte. Aber nur wenn man selbst teilgenommen hat - oder es beim nächsten Mal beabsichtigt - merkt man, was diese Ferienwoche bedeutet. In so kurzer Zeit wächst man nicht nur selbst an seinen Aufgaben, sondern auch eng mit den Gästen zusammen, sodass der Abschied schwerer fällt als anfangs gedacht. Die Dankbarkeit und die Vorfreude auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr, lässt mich den Abschiedsschmerz aber schnell vergessen.
Ich kann allen Leserinnen und Lesern nur sagen: Seid mutig, seid engagiert – macht den ersten Schritt und entdeckt selbst, was eine ehrenamtliche Tätigkeit in euer Leben bringen kann.