Katastrophenschutz

Eine Probe für den Ernstfall

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Dirk Moll

Freitagnachmittag. Irgendwo in den Außenbezirken von Düsseldorf. Auf einmal ist ein lauter Knall zu hören, die Erde bebt und in Sekundenschnelle breitet sich Rauch aus. Offenbar ist es auf einem Übungsgelände der Bundeswehr zu einer Explosion gekommen. Auch wenn es nur ein Szenario der Übung LoKi24 (Lokale Katastrophenschutzübung interdisziplinär 2024) der Bundeswehr und mehrerer Hilfsorganisationen ist, fühlt sich alles sofort realistisch und bedrohlich an.

Während sich die gerufenen Sanitätskräfte der Bundeswehr auf den Weg machen, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, wird die Situation am Unglücksort immer unübersichtlicher. Das liegt vor allem an den Verletzten, die die Teams der Realistischen Unfalldarstellung dem Szenario entsprechend geschminkt haben, und ihren Job mit Hingabe ausüben. Überall wird nach Hilfe gerufen oder vor Schmerzen geschrien. Und als die großen Fahrzeuge der Bundeswehr am Ort des Geschehens ankommen, ist auch noch nicht klar, ob das Gebiet sicher ist oder ob vielleicht feindliche Kombattanten für die Explosion verantwortlich sind und sich noch in der Nähe aufhalten.

Die Zusammenarbeit trainieren

Was dagegen sofort klar ist: Es sind viele Verletzte zu versorgen und unverletzt Betroffene zu betreuen. Allein mit den Soldatinnen und Soldaten ist die Situation nicht zu bewältigen. Daher entscheidet die Einsatzleitung, zwei Einsatzeinheiten des Katastrophenschutzes zur Unterstützung einzusetzen. Einsatzauftrag: Unterstützung der Bundeswehr bei einem MANV (Massenanfall von Verletzten) und Einrichtung eines Behandlungsplatzes für eine unbekannte Anzahl von zu behandelnden Menschen.Die Malteser aus Bornheim und Lohmar stellen die erste Einsatzeinheit, die den Behandlungsplatz in einer leeren Lagerhalle bereit macht. Sobald die Bundeswehr die Unglücksstelle für sicher erklärt hat, kann die zweite Einsatzeinheit der Johanniter eine Patientenablage aufbauen und den Transport in Richtung Lagerhalle / Malteser organisieren. Viel Zeit bleibt den Maltesern also nicht, denn die ersten Patienten lassen nicht lange auf sich warten.

Den Überblick behalten

Kurze Zeit später brummt der Behandlungsplatz nur so vor Betriebsamkeit und immer mehr Verletzte werden gebracht, vor Ort nach Dringlichkeit der Behandlung sortiert, und gemeinsam von den Kräften der Bundeswehr und den Maltesern behandelt. Was erst hektisch wirkt, nimmt schnell eine eingespielte Form an und die einzelnen Akteure arbeiten bald routiniert zusammen.

Gerade am Anfang eines solchen Szenarios ist es schwer, den Überblick zu behalten. Das gilt nicht nur für die Führungskräfte. Ein Teilnehmer der Übung erzählt: „Wir kennen unsere Strukturen, also die der Hilfsorganisationen, sehr gut und können daher auch in gemischten Teams, heute zum Beispiel in einer anderen Übungsstation gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, schnell und gut zusammenarbeiten. In der Zusammenarbeit mit den Sanitäterinnen und Sanitätern der Bundeswehr musste ich für mich erstmal einige Dinge im Kopf durchgehen: Wer ist dort mein Ansprechpartner? Wie ist derjenige oder diejenige gekennzeichnet? Benutzt die Bundeswehr das gleiche Material wie wir? Umso wichtiger war mir die Teilnahme an dieser Übung.“

Auch Arik Uerlings, der die Übung für die Malteser verantwortete, ist am Ende des Übungstages begeistert: "Wir konnten zeigen, was wir können. Und das auch unter schwierigen Bedingungen, denn die eingesetzten Mimen haben echt alles gegeben und die Übung jederzeit realistisch wirken lassen. Auch die gemischten Einsatzeinheiten, die wir aus Einsatzkräften der Malteser, Johanniter und des DRK gebildet haben, haben sich toll zusammengefunden und mit den Kräften der Bundeswehr zusammengearbeitet."

Zur Übung

Die LoKi24 (Lokale Katastrophenschutzübung interdisziplinär 2024) fand vom 4. bis 6. Oktober in Düsseldorf statt. Hier übten Bundeswehr, Malteser, Johanniter, Deutsches Rotes Kreuz und I.S.A.R (International Search and Rescue) die zivil-militärische Zusammenarbeit. Neben dem Übungsgeschehen konnten sich die circa 200 Einsatzkräfte außerdem an verschiedenen Ausbildungsstationen zum Beispiel mit Gerätschaften der Bundeswehr oder der Rettungshundearbeit von I.S.A.R vertraut machen.